Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Ein wenig Merkozy-Aroma, de Maizières irrlichterndes Kopfnicken und Nazis auf Fahrrädern.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Bleibt dabei: 45 Euro und ein Punkt für einmal bei grün mit dem Fahrrad über die Kreuzung.

Was wird besser in dieser?

Werde hiesige gewaltbereite Nazis überreden, mit dem Rädchen bei grün über die Kreuzung zu huschen. Da ist die Dortmunder Polizei sofort da.

Europa hat vergangene Woche gleich zwei Regierungschefs eingebüßt: Den Griechen Georgios Papandreou und den Italiener Silvio Berlusconi. Sind Sie erleichtert?

Klar, in beiden Ländern ist Lothar Matthäus nicht im Gespräch. Mit EU-Kommissar Monti und EZB-Veteran Papademos streben verdiente Euro-Veteranen nach, ein mildes Arom "Gouverneur von Merkozy" schwingt jeweils mit. Die Pressierlichkeit, neue Regenten zu ernennen "bevor am Montag die Märkte öffnen" sagt recht deutlich, wer in der Nachdemokratie als Souverän fungiert.

ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.

Die Koalition entlastet mit einer Steuerreform wie schon Ende 2009 vor allem Gutverdiener - während die Euro-Krise gerade erst halbwegs gebannt scheint. Nur schlechtes Timing oder unbelehrbare Klientel-Politik?

Wenn das eine Steuerreform ist, bin ich ein Frisurenmodel. Die Regierung setzt ein Ultimatum des Verfassungsgerichts um. Vulgo: sie zahlt ein überfälliges Knöllchen, möchte dafür allerdings eine Spendenquittung. Das befriedigt nicht die, die nach Hunderten Milliarden für Banken auch gerne mal was für Bürger gesehen hätten. Noch jene, die aus Versehen dem "Wir müssen eisern Sparen" - Mantra des Finanzministers geglaubt haben.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Rick Perry hatte bei einem TV-Auftritt im Rahmen des US-Vorwahlkampfes Schwierigkeiten, drei Ministerien aufzuzählen, die er abschaffen will. Sein parteiinterner Konkurrent Herman Cain windet sich im Angesicht des Vorwurfs sexueller Belästigung. Kann sich Obama entspannt zurück lehnen?

Umgekehrt, ein paar Volldeppen oder jemand mit schlimm Strauß-Kahn und trotzdem gute Laune wäre ein leichtes Ziel für Obama. Wer vor der Nominierung die Tea-Party-Irren einfängt, um sie nachher unauffällig gen Mitte abzustreifen, wird es machen. Mitt Romney war Finanzinvestor und drischt derzeit auf die Krankenversicherung ein, die er miterfunden hatte: Das ist richtig gaga und könnte klappen.

Die Bundeswehr baut in Deutschland Personal und Standorte ab, nun ziehen auch noch die Reservetruppen aus Afghanistan ab. Pazifismus aus Sparsamkeit - ein Modell für die Zukunft?

Thomas de Maizières irrlichterndes Kopfnicken zu Fragen nach einem Engagement deutscher Truppen in einem israelisch-iranischen Konflikt macht mir keine Sorgen. Sondern richtig Angst. Der Afghanistan-Krieg ist nicht beendet, sondern gescheitert, und wer das als Erfolg feiert marschiert unter klingendem Spiel in die nächste, größere Katastrophe.

Bei der Europawahl fällt in Zukunft die 5-Prozent-Hürde für kleine Parteien weg. Ein Erfolg für die demokratische Vielfalt?

Die Begründung, dieses Parlament wähle keine Regierung und dürfe deswegen repräsentativer sein, spricht dafür, das EU-Parlament aufzulösen und den Bundestag zu demokratisieren. Oder dem EU-Parlament eine Hürde zu belassen und es die Kommission wählen zu lassen. Nein, das Urteil ist ein Zeugnis für die Ohnmacht des europäischen Staatsvolkes.

Der Iran forscht nach einem Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde auch weiterhin an Atomwaffen. Reicht es noch, wenn die Weltgemeinschaft alle paar Monate mit Sanktionen droht?

China bezieht Öl und Gas bevorzugt aus dem Iran, und Russland hat weitere Sanktionen bereits abgelehnt. Eine kluge deutsche Außenpolitik würde die vielgeschmähte Einmütigkeit mit beiden Ländern beim Libyen-Krieg zur Grundlage nehmen, eine einheitliche Haltung des UN-Sicherheitsrates zu erarbeiten. Und noch mal Ohrfeigen riskieren und noch mal das friedlichere, richtige tun.

Rapper Bushido teilt in seinen Texten gern gegen Schwule und Frauen aus, jetzt hat er einen Bambi für Integration bekommen. Showbusiness as usual?

Schlägersänger Heino hat seinen Bambi zur Strafe zurückgegeben. Er hatte gerne mal Marschlieder oder die erste Strophe des Deutschlandliedes aufgenommen, unterm Strich also so eine Art Wachablösung der Bescheuerten.

Und was machen die Borussen?

Die hiesige "WAZ" erwartet nach Götze, Lewandowski, Kagawa, Großkreutz und Hummels auch ein Angebot Arsenals für den Dortmunder Willi Droste. Der mäht den Rasen im Westfalenstadion.

FRAGEN: DRÖ

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.