Die fast private University: Rückzahlung ungewiss

50 Millionen Euro schuldet die Jacobs Uni dem Land. Nun muss sie bis 2017 auf versprochenes Geld der Jacobs Stiftung warten - und kann Schulden kaum begleichen.

Ob Kaffee abhängig macht, ist strittig. Bei Geld liegt die Sache hingegen klar. Bild: Archiv

Das Finanz- und das Wirtschaftsressort weigern sich, Auskunft über die Aussichten auf Rückzahlung einer 50 Millionen Euro-Landesbürgschaft an die Jacobs Universität zu geben. Bürgschaften seien "grundsätzlich vertraulich", sagte die Sprecherin von Finanzsenatorin Karoline Linnert, Dagmar Bleiker. Zuvor hatten sich das Finanz- und das Wirtschaftsressort mehr als einen Monat lang eine Anfrage der taz zu den an die private Jacobs Universität verliehenen Millionen gegenseitig hin- und hergeschoben.

Im Jahr 2003 hatte der damalige Präsident der International University Bremen, Fritz Schaumann, eine Pleite der Privatuni nur abwenden können, indem er den Bremer Senat dazu brachte, den 50 Millionen-Kredit zu bewilligen. Zurückgezahlt werden sollte das Geld zehn Jahre später, also 2013.

Doch noch immer ist die finanzielle Lage der Uni heikel. Kürzlich wurde bekannt, dass die Jacobs Stiftung den Löwenanteil eines angekündigten Zuschusses von 200 Millionen Euro erst 2017 auszahlt - wenn überhaupt. Ursprünglich sollte die letzte Tranche in Höhe von 125 Millionen Euro bereits jetzt an die Jacobs University überwiesen werden. Mit dem Geld hätte die Hochschule den über eine Landesbürgschaft abgesicherten Kredit der Bremer Aufbau-Bank ablösen können. Doch die Erfolge der Jacobs Uni bei der Drittmittel-Akquise überzeugten die Stiftung offenbar nicht - sie schob die Zahlung um Jahre hinaus.

Der Stifter Klaus Jacobs wollte vor allem den Kapitalstock der Uni stärken, damit die ihren Betrieb langfristig aus den Erträgen des eigenen Vermögens finanzieren kann. Davon kann bislang keine Rede sein. Laut der in diesem Jahr veröffentlichten Bilanz für 2009 hat die Jacobs University lediglich ein Eigenkapital von rund 38 Millionen Euro angespart. Das ist nur ein Bruchteil der umgerechnet 250 Millionen Euro, die bei der Gründung der IUB 1999 angepeilt wurden. Um das jährliche Minus der Hochschule zu decken, reichen die Erträge aus diesem Eigenkapital bei weitem nicht aus: Das Vermögen wirft laut Bilanz etwa zwei Millionen Euro Rendite im Jahr ab. Der ausgewiesene Verlust lag 2009 hingegen bei über 24 Millionen Euro. Hinzu kommt eine drückende Schuldenlast: Die Jacobs Uni steht bei verschiedenen Banken mit insgesamt über 85 Millionen Euro in der Kreide.

Sponsor Klaus Jacobs hatte den Senat 2006 verpflichtet, bis 2011 fünf Millionen Euro im Jahr für die Jacobs Uni locker zu machen. Gedacht war dies als Ergänzung seiner eigenen Förderung von 15 Millionen im Jahr. Die Stiftung selbst hat diese bis 2011 vorgesehenen Zahlungen nach eigenen Angaben auf die Zeit bis 2017 gestreckt. Eigentlich sollte mit den Zuwendungen des Senats in diesem Jahr Schluss sein. Doch im September berichtete der Weser-Kurier, die Jacobs Uni habe "mit einem Kreis handverlesener Koalitionspolitiker Sondierungsgespräche geführt", um die Aussichten für eine Verlängerung der Senats-Förderung zu erforschen. Das Finanzressort wollte sich dazu nicht äußern. Das Wirtschaftsressort dementierte, bereits Mittel für die Jacobs University in den noch nicht verabschiedeten Haushalt für 2012 eingestellt zu haben.

Die Linkspartei hat ausgerechnet, dass Bremen gemäß dem aktuellen Haushaltsentwurf 2012 rund 30 Millionen Euro weniger für Bildung ausgeben kann. Solange dies so sei, lehne man die Ausgabe öffentlichen Geldes für die private Uni ab, sagte eine Fraktionssprecherin. "Uns würde natürlich sehr interessieren, ob die Jacobs Uni ihre Schulden beim Land bezahlen kann", sagte der Linken-Finanzpolitiker Klaus-Rainer Rupp. Er will eine parlamentarische Anfrage stellen, um herauszufinden, welche Folgen die Verschiebung der Jacobs-Förderung für die öffentliche Hand hat.

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