Die neue zeozwei: Essen & Kämpfen

zeozwei blickt auf und über den Tellerrand.

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Ist „gut essen” Mittelschichtsgedöns? Oder ist es eine entscheidende ökologische und soziale Frage der Gegenwart, haben wir Anton Hofreiter gefragt, den Fraktionsvorsitzenden der Grünen und den Coverstar unserer Ausgabe. Also weiches oder hartes politisches Thema, Herr Hofreiter?

„Knallhart”, sagt Hofreiter und nennt im zeozwei-Gespräch die Gründe dafür.

Seltsamerweise ist es so, dass eine Reihe politischer Menschen diese Argumente zwar teilen, aber gleichzeitig abschätzig auf gutes Essen herabblicken. Das „gut” in „gut essen” wird nicht als ethisch, moralisch und kulinarisch wünschenswert definiert, sondern als „Schickimicki” abgewertet. Wer Geld für faire Produktionsbedingungen ausgibt, gilt nicht als Vorbild, sondern als Besserverdiener, der es sich leisten kann und mit Bio angibt.

Während diverse Emanzipationsbewegungen große Fortschritte gebracht haben, scheint die kulinarische Emanzipation weitgehend ausgeblieben zu sein. Die Currywurst aus Massentierhaltung gilt in manchen politischen Parteien als ehrliche Mahlzeit für aufrechte Genossen. Die Vorstellung, einen Tag auf Fleisch zu verzichten, wird mit großem Geschrei als Freiheitsberaubung dramatisiert.

Essen die Grünen kein Fleisch, sind sie Verzichthansel – essen sie Fleisch, sind sie Heuchler. Warum ist das alte Denken über das Essen so verkorkst?

Im Moment wird über Essen und Ernährung so viel geredet wie selten zuvor. Zwar nicht im Politischen, Bundeskanzlerin Angela Merkel hört man dazu nicht, aber es gibt keine Abendgesellschaft, in der nicht erörtert wird, wer alles Vegetarierin geworden ist, wer welche Unverträglichkeiten hat, ob man Tiere ganz oder gar nicht essen soll.

Das zeozwei-Team (v. l.): Anja Weber, Mathias Königschulte, Peter Unfried, Hanna Gersmann, Miriam Rech, Stefanie Weber.

Selbstverständlich kann man auch das als Rückzug ins Private interpretieren. Man kann aber auch sagen: Da kommt Bewegung rein in Richtung eines „politischen Geschmacks“, wie ihn unser Kollege Jörn Kabisch fordert. Eine neue Mischung aus Sinn und Sinnlichkeit, persönlichem Spaß an gutem Essen und der Bereitschaft zum Kampf für eine radikale gesellschaftliche Veränderung.

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