Dietmar Bartsch über die Linkspartei: "Es gibt bei uns keinen Linksruck"

Bundesgeschäftsführer der Linkspartei hat keine Probleme, im Bundestag gegebenfalls mit der SPD zu stimmen. Und der EU-Parteitag zeige, so Bartsch, wie pluralistisch seine Partei aufgestellt sei.

"Der Parteitag hat seine Pflicht erfüllt. Wir haben ein Wahlprogramm, mit dem wir uns in der EU einmischen werden." Bild: dpa

taz: Herr Bartsch, Sylvia-Yvonne Kaufmann und André Brie sind nicht auf der Europaliste. Kann die Linkspartei abweichende Meinungen nicht ertragen? Ist Pluralismus in der Linkspartei nur ein Spruch?

Dietmar Bartsch: Nein, wir haben eine plurale Liste, auf der unterschiedlichste Positionen vertreten sind. Das ist ein breites Meinungsspektrum von Gewerkschaftern bis zu Friedensaktivisten. Dass Kaufmann und Brie keine Mehrheiten bekommen haben, ist das demokratische Votum des Souveräns. Das muss man respektieren.

Außerdem ist der Ex-Grüne Wilfried Telkämper nicht gewählt worden - dafür der Fundi Tobias Pflüger. Das ist doch eine verpasste Chance, zu zeigen, dass auch Ex-Grüne bei der Linkspartei was werden können?

Ach, das können sie sehr wohl. In Nordrhein-Westfalen, im Saarland und andernorts sind grüne Abgeordnete zu uns gekommen. Außerdem, noch mal: Ich habe das Votum des Souveräns zu akzeptieren. Die Auseinandersetzung ist nun beendet. Wir werden geschlossen und engagiert in den Europawahlkampf gehen.

Sind Sie denn mit dem Parteitag zufrieden?

Ja, der Parteitag hat seine Pflicht erfüllt. Wir haben ein Wahlprogramm, mit dem wir uns in der EU einmischen werden, und wir haben Kandidaten, mit denen wir 10 plus x erreichen können.

Aber von diesem Parteitag geht das Signal aus: Die Partei rückt nach links.

Nein, es gibt bei uns keinen Linksruck. Im Gegenteil: Wir müssen, weil SPD und Grüne in die Mitte gerückt sind, ein viel breiteres Spektrum abdecken. Und: Wir sind für konkrete Politik. Wenn die SPD Börsenumsatzsteuer, Bekämpfung der Kinderarmut und flächendeckenden Mindestlohn will - bitte, wir stimmen im Bundestag dafür. Wir wollen eine Mehrheit links von Schwarz-Gelb.

Wenn die Linkspartei es mit der Mehrheit jenseits von Schwarz-Gelb ernst meint, wäre es da nicht klug gewesen, dies mit der Wahl von Kaufmann und Telkämper auch zu zeigen?

Telkämper ist auf Platz 14 gewählt worden. Wir werden erfolgreich sein, wenn wir inhaltlich stark und profiliert sind. Dann werden wir auch die Perspektive eines Mitte-links-Bündnisses aufmachen können. Aber es ist eine Überbewertung, diese Frage jetzt anhand dieser Personalien zu beantworten.

Es wurden viele markige Reden gehalten. Verliert sich die Linkspartei in Verbalradikalismus?

Nein, das ist keine Gefahr. Glauben Sie mir, ich werde dafür sorgen, dass dies auch so bleibt.

INTERVIEW: STEFAN REINECKE

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.