Digital gegen sexistische Werbung: Pinkstinks startet Monitoringprojekt
Auf der Plattform www.werbemelder.in wird sexistische Werbung dokumentiert. Ob das Unternehmen zur sensibleren Reklame animiert?
taz | Wer zukünftig nicht kommentarlos hinnehmen will, wenn Frauenkörper zu Sexobjekten gemacht oder auf das Hausfrauendasein beschränkt werden, der kann nun handeln. Handy zücken, Foto machen und bei www.werbemelder.in hochladen – das wünscht sich die Protestorganisation „Pinkstinks“, die das neue Monitoringportal betreibt.
Bereits innerhalb weniger Stunden, nachdem die Seite am Mittwoch online ging, füllte sich die interaktive Deutschlandkarte mit Werbung, die User_innen aus allen Ecken Deutschlands hochluden. „Wir müssen unzählige Eingänge einpflegen“, sagt Stevie Meriel Schmiedel von der Geschäftsführung von Pinkstinks.
Pinkstinks kommentiert die Beiträge anhand der Kategorien nicht-sexistisch, sexistisch und stereotyp. Vereinzelt gibt es aber auch Penisbilder, Beleidigungen und Gewaltdrohungen. „So etwas sind wir leider gewohnt“, kommentiert Schmiedel diese Verteidiger der Männlichkeit.
Pinkstinks hofft, mit dem Monitoring Kritik an sexistischer Werbung auch in den ländlichen Raum zu tragen. Während Schmiedel ein Umdenken bei den großen Werbeagenturen feststellt, dokumentiere der Großteil der Meldungen die Werbung kleiner und mittelständischer Unternehmen.
Viele Meldungen erhalte Pinkstinks von Mädchen aus Dörfern und Kleinstädten: „Der Herrenwitz, der in der Großstadt längst verpönt ist, erntet dort noch Schenkelklopfer“. Neben dem Monitoringprojekt will Pinkstinks mit Plakaten, Flyern, Bierdeckeln und Vortragsreihen aufklären und sensilibisieren. Finanzielle Unterstützung erhält Pinkstinks vom Familienministerium.
Nicht zuletzt ist www.werbemelder.in auch ein nützliches Handwerkzeugs für all jene, die das Problem sexistischer Werbung gerne in Form einer künstlerischen Umgestaltung praktisch angehen.
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