Diskriminierung im britischen TV: „Ein unwürdiges Programm“

Beim britischen Channel 4 wird mit Behinderten Quote gemacht. Die Reality-Doku „The Undateables“ versucht sich an professioneller Verkupplung.

Vom britischen Channel 4 als „undateable“ beschimpft. Bild: photocase

LONDON epd | Sie fielen in den vergangenen Wochen in Großbritannien ins Auge: großflächige Plakate, auf denen sechs behinderte Menschen zu sehen sind. Darüber prangte der Schriftzug: „Liebe ist blind, entstellt, autistisch“. Darunter war der Name der beworbenen Sendung zu sehen: „The Undateables“, eine Reality-Doku des britischen Fernsehsenders Channel 4.

In der mehrteiligen Produktion werden Menschen mit verschiedenen Behinderungen gezeigt, die bislang Probleme hatten, einen Partner zu finden. Eine professionelle Partnervermittlung soll ihnen nun dabei helfen.

Schon bevor die Sendung zum ersten Mal ausgestrahlt wurde, stand die Show unter massiver Kritik. Menschen mit Behinderungen pauschal als „undateable“ zu bezeichnen sei beleidigend, hieß es übereinstimmend in den britischen Medien.

Selbst aus Brüssel meldeten sich Kritiker zu Wort: „Solch ein unwürdiges Programm verbessert in keinster Weise das Bild von 80 Millionen Europäern mit Behinderungen in den Medien“, sagte der Präsident des European Disability Forums, Yannis Vardakastanis.

Channel 4 erzielte mehr als zehn Prozent Marktanteil mit der ersten Folge. Nur eine BBC-Sendung hatte zur selben Sendezeit mehr Zuschauer. Der Sender kann die Kritik nicht nachvollziehen. Man wolle mit dem Programm Vorurteile über Menschen mit Behinderungen infrage stellen, sagte ein Sprecher. Der Sender zitiert dabei eine Studie, der zufolge sich 70 Prozent der Briten nicht vorstellen können, mit einer behinderten Person Sex zu haben.

Dass dem Sender der Abbau von Vorurteilen gelungen ist, ist allerdings fraglich. Eine Mutter beschwerte sich bereits bei Channel 4, weil ihr behindertes Kind im Teenageralter auf der Straße gerade als „undateable“ beschimpft worden sei.

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