Doku über Bidsina Iwanischwili: Der georgische Oligarch und die Bäume
Bidsina Iwanischwili ist der reichste Mann Georgiens – und er pflegt ein seltsames Hobby. Der Film „Taming the Garden“ erzählt davon.
In Georgien herrscht Bidsina Iwanischwili wie ein Gott. Er, der unermesslich reiche Oligarch, der sich stets verdeckt hält und durch seine Partei Georgischer Traum die Geschicke im Land bestimmt.
Seine Vergangenheit? Ein Mythos. Der kleine Dorfjunge aus Imeretien, so erzählt man sich, zog in den 1980er Jahren nach Moskau und machte mit Computergeschäften ein Vermögen. Er schloss Bande mit den Reichen und Mächtigen in Russland, nach deren Vorbild er das stolze kleine Land im Südkaukasus jetzt umbauen will.
in der Arte-Mediathek
Iwanischwili macht sich Georgien untertan. Eine seiner Freizeitbeschäftigungen besteht darin, im ganzen Land uralte Bäume zu entwurzeln, die er dann mit fantastischem Logistikaufwand über den Landweg und das Schwarze Meer in seinen Privatgarten verbringen lässt.
Die Dokumentarfilmerin Salomé Jashi hat den Weg der Bäume begleitet. Ihr bildstarker Film von 2021 fließt langsam dahin. Er kommt ohne Erzählstimme aus, zeigt schlicht die Arbeiter beim Entwurzeln und Transportieren der Bäume und die Reaktionen der Dorfbewohner, denen sie entrissen werden.
Himmel und Hölle zugleich
Der Schiffstransport der mächtigen Bäume über das Meer erinnert Jashi an die Fahrt über den Fluss Styx in das Totenreich, sagt sie in einem Podcast. Iwanischwilis Garten, wo der Oligarch auch Albinopfauen und Haie halten soll, ist für sie eine Art Hölle, aber auch eine Art Himmel.
„Im Frühjahr letzten Jahr dämmerte es mir“, sagt Jashi. „Ich bin der Baum. Mein Boden wird mir unter den Füßen weggerissen.“ Sie meint den autoritären Umbau, die brutale Repression gegen Demonstranten, die erst Anfang Oktober wieder durch die Straßen von Tbilissi geprügelt wurden.
Wie in der Doku auch ist der Herrscher im politischen Alltag fast unsichtbar. Regieren tut er durch sein Geld und seine Schläger. Irgendwann aber fällt vielleicht auch in Georgien der Vorhang – und wie beim Zauberer von Oz entpuppt sich der scheinbar Allmächtige als kleiner Mensch.
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