Donald Trump und Russland: Ehrung für einen großen Freund

Rjasan will eine Straße nach dem neuen US-Präsidenten benennen. Dort stehen vier gammelige Häuser. Und der Namensgeber müsste eigentlich tot sein.

ürger von Rjasan begehen mit Stalin-Spruchbändern den diesjährigen Tag der Oktoberrevolution.

Bürger von Rjasan begehen den diesjährigen Tag der Oktoberrevolution. Marschieren sie hier auch bald für Donald Trump? Foto: imago/Itar-Tass

BERLIN taz | „Der Straßenname „Die Zweite Gottlose“ widerspricht den russischen Werten und verletzt die Gefühle der Gläubigen. Der neu gewählte Präsident der USA hingegen ist ein Verteidiger der traditionellen Werte und darüber hinaus ein großer Freund Russlands“. Mit dieser Begründung wirbt eine Bürgerinitiative in der russischen Stadt Rjasan für den Vorschlag, die „Zweite Gottlose“ in Donald-Trump-Straße umzubenennen.

Rjasan liegt 200 Kilometer südostlich von Moskau am Fluss Oka und zählt über eine halbe Million Einwohner. Ende Oktober war die Stadt kurzzeitig in den Schlagzeilen. Bei einer Explosion infolge einer Gasexplosion in einem Hochhaus wurden drei Menschen getötet und fünfzehn verletzt.

Die Initiative der Rjasaner sprach sich blitzschnell herum. Diesmal war man offensichtlich bemüht einer drohenden Detonation die Sprengkraft vorwegzunehmen. Als für das nötige Quorum nur noch 30 Stimmen fehlten, meldete sich der Vorsitzende des Ortsnamen-Komitees von Rjasan, Nikolaj Bulytschew zu Wort. „Ich weiß ganz genau, wie das ablaufen wird“, ließ er wissen. Er könne nicht für alle Mitglieder der Kommission sprechen, aber da er seine Kollegen sehr gut kenne, sei er sich absolut sicher, dass der Umbenennungsantrag nicht genehmigt werden würde.

Die Begründung: Das Gesetz sieht vor, dass Straßen nach bekannten Bürgen der Stadt, Russlands oder aus dem Ausland erst frühestens fünf Jahre nach deren Tod benannt werden können. Da sage noch jemand, dass die Russen ihre Gesetze nicht beachten würden!

Vier alte Häuser

Der wirkliche Grund des Rückziehers dürfte aber prosaischer Natur sein. Die Journalisten fanden schnell heraus, dass die „Zweite Gottlose“ aus lediglich vier uralten Häusern besteht. Eine Schmach für den großen Freund aus den USA. Das geziemt sich nicht. Da muss noch einiges unternommen werden, damit die Straße den passenden Glanz der Marke Trump bekommt.

Der Internethandel von Rjasan macht es vor. Dort ist eine Handtasche „Ivanka Trump“ für schlappe 700 Euro zu erstehen. Oder der Männerduft „Donald Trum“. Mit den Kopfnoten Minze, Gurke, schwarzem Basilikum und Zitrusfrüchten, den Herznoten Holz, Pfeffer und Kräuter. Die Basisnote ist Vetiver. Da erblasst doch jeder Gott vor Neid.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.