Dorf in Niger bombardiert: „Unidentifiziertes“ Flugzeug greift an

36 Menschen starben bei einem Luftangriff auf den Ort Abadam in Niger – an der Grenze zu Nigeria. Nun will es niemand gewesen sein.

Auch andere Staaten bekämpfen Boko Haram: Soldatin in Kamerun auf ihrem Wachposten. Bild: Reuters

BERLIN taz | Es ist ein mögliches Kriegsverbrechen – und auf jeden Fall ein herber Rückschlag für den multinationalen Kampf gegen die islamistische Rebellengruppe Boko Haram in Nigeria und den Nachbarländern. 36 Menschen sind, wie Nigers Regierung mittlerweile bestätigt hat, am Dienstagabend bei einem Luftangriff auf das Dorf Abadam in Niger ums Leben gekommen. Abadam liegt direkt an der Grenze zu Nigeria.

Wessen Luftwaffe für den Angriff verantwortlich ist, bleibt unklar. Lokale Berichte sprechen von einem „unidentifizierten“ Flugzeug, das im Tiefflug eine zu einer Trauerfeier versammelte Menschenmenge bei der Moschee von Abadam ansteuerte und mit seinem Angriff die Moschee zerstörte.

Augenzeugen sagen, die Maschine habe die grün-weiße Markierung Nigerias getragen. Nigerias Militärführung aber dementiert jede Kenntnis eines solchen Angriffs. In anderen Berichten ist von einem Flugzeug aus Tschad die Rede, gesteuert von einem Kampfpiloten aus Weißrussland.

Abadam ist Teil der Gemeinde Bosso im äußersten Südosten Nigers unweit des Tschadsees. Das Dorf liegt an einem Fluss, jenseits dessen Nigeria beginnt, und ist Boko-Haram-Gebiet. Der auf der nigerianischen Seite der Grenze liegende Distrikt Abadam sowie der Nachbardistrikt Malam Fatori waren Mitte Oktober 2014 an Boko Haram gefallen. Ende Januar 2015 verkündeten die tschadischen Eingreiftruppen, die seit rund vier Wochen in Kamerun und Nigeria gegen Boko Haram kämpfen, die Rückeroberung dieser beiden Distrikte.

Doch es ist wahrscheinlich, dass islamistische Kämpfer immer noch in dieser schwer zu kontrollierenden Region aktiv sind und auch die Grenze überschreiten. Seit Oktober sind Zehntausende Nigerianer über die Grenze nach Bosso geflohen. Nach Angaben des UN-Welternährungsprogramms WFP lebten dort zuletzt mehr nigerianische Flüchtlinge als Einheimische, deren Zahl mit 10.000 angegeben wird.

Das WFP musste sich am 6. Februar aus Bosso in die nächste größere Stadt Diffa zurückziehen, nachdem Islamisten aus Nigeria die Grenze überquert hatten – auf dem Weg, Diffa anzugreifen, das danach mehrere Tage lang Schauplatz heftiger Gefechte war.

In Reaktion auf den Luftangriff hat Nigers Regierung drei Tage Staatstrauer ausgerufen. Mutmaßliche Boko-Haram-Kämpfer überfielen in der Nacht zu Donnerstag ein weiteres Dorf im Südosten und töteten 3 Menschen, darunter den Dorfchef. Niger schlittert immer tiefer in einen Dauerkonflikt zwischen Regierung und Islamisten.

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