Dortmund gewinnt DFB-Pokal: Symphonie der Stümpereien

Borussia Dortmund gewinnt gegen den FC Bayern den DFB-Pokal in einem denkwürdigen Finale mit 5:2. Das Spiel war vor allem von Unzulänglichkeiten geprägt.

Gruppenblid mit Bundespräsident: Dortmunds Kapitän Sebastian Kehl reckt den DFB-Pokal in den Berliner Himmel. Bild: dapd

BERLIN taz | „Sensationell!“ Viel mehr fiel dem Trainer des deutschen Fußballmeisters und -pokalsiegers nicht ein nach dem erneuten Triumph seiner „Jungs“ gegen den FC Bayern München. Als wäre das noch eine Sensation, dass Dortmund gegen den Rekordmeister und -pokalsieger gewinnt! Man hat sich daran gewöhnt.

Und doch gelingt es Jürgen Klopp immer wieder, diese Erfolge als David-schlägt-Goliath-Geschichte zu erzählen. Wie es geschehen konnte, dass sein Team die Münchner mit einem 5:2 in Endspiel um den DFB-Pokal nach Hause geschickt hat, das war auch ihm ein Rätsel. „Ich weiß es nicht“, sagte Jürgen Klopp, als er danach gefragt wurde.

Ratlos waren nach dem Spiel nicht nur die Bayern. Ratlos waren auch viele Beobachter, die sich etwas ganz besonderes versprochen hatten von diesem Spiel. Die gehofft hatten, in diesem Endspiel werde es zum Showdown zweier Fußballphilosophien kommen. Die sich gefreut hatten auf das Duell des Dortmunder Überfallfußballs mit den bayerischen Dominanzmodell. Denkste!

Bei den Münchner Damen lief es besser als bei den Herren:Die Frauen des FC Bayern München haben erstmals den DFB-Pokal gewonnen. Die Mannschaft von Trainer Thomas Wörle besiegte im Finale in Köln den Rekordpokalsieger 1. FFC Frankfurt 2:0 (0:0) und holte erstmals seit der Meisterschaft 1976 wieder einen Titel nach München. Die Frankfurterinnen verpatzten dagegen die Generalprobe für das Champions-League-Finale gegen Olympique Lyon am Donnerstag und drohen die Saison ohne Titel abzuschließen. Sarah Hagen leitete vor 15.678 Zuschauern im Kölner Stadion mit ihrem Kopfballtreffer in der 63. Minute den Sieg für die Münchnerinnen ein, Ivana Rudelic (90.) sorgte für die endgültige Entscheidung. (dapd)

Was die Zuschauer zu sehen bekamen war das merkwürdigste Finale, das seit langen im Olympiastadion stattgefunden hat. Am Ende setzte sich nicht die Mannschaft durch, die besser Fußball gespielt, sondern diejenige, die in einem wahren Fehlerfestival ein paar Fehler weniger gemacht hatte. Insofern war der Sieg der Dortmunder hochverdient.

So ein Spiel will keiner sehen

Doch das Duell der zwei besten deutschen Mannschaften war eine Symphonie der Stümpereien. Ach, liebe Bayern, liebe Dortmunder, warum habt ihr dem deutschen Fanvolk das nur angetan? Was sollte das? War das wirklich das Beste, was der deutsche Vereinsfußball zu bieten hat?

Wenn ihr euch nicht mehr konzentrieren könnt eine Woche nach dem Ende der Bundesligasaison, dann lasst es doch einfach! So ein Spiel will wirklich keiner sehen, der nicht eingefleischter Borussenfan oder notorischer Bayernhasser ist.

Zur miserablen Abwehr der Bayern fiel dem Münchner Trainer Jupp Heynckes nach dem Spiel nicht allzu viel ein. Er war bedient: „Wenn man schon damit anfängt, nach drei Minuten einen Gegentreffer hinzunehmen - aus unerfindlichen Gründen!“ Ein origineller Satz über ein originelles Tor, das Shinji Kagawa nur deshalb schießen konnte, weil Bayerns Jerôme Boateng einen Rückpass von Luis Gustavo offensichtlich so schlecht fand, dass er keine Lust hatte ihn anzunehmen.

Vielleicht war es ja das Champions-League-Finale am kommenden Samstag in München, das den Bayernspielern nicht aus dem Kopf gehen wollte. Aber warum waren dann die Defensivspieler der Münchner am schlechtesten, die für das Endspiel gegen Chelsea gesperrt sind? Holger Badstuber, David Alaba und Luis Gustavo spielten so, als gelte die Sperre schon für das deutsche Pokalendspiel. Sie waren nicht präsent.

Konter schlecht zu Ende gespielt

Aber warum waren die Dortmunder dann nicht dominanter, warum schlugen sie nur dann zu, wenn ihnen die Bayern den Ball schön in den Lauf gespielt haben? Der Dortmunder Balleroberungsfußball war kaum zu sehen. Viele Konter waren schnell , aber einfach schlecht zu Ende gespielt. Es war grausam.

Die wahrlich nicht gut aufgelegten Bayern konnten in der ersten Halbzeit spielen, wie sie wollten. Andauernd tauchte Mario Gomez allein vor dem Dortmunder Torwart auf, weil mal Neven Subotic, mal Mats Hummels ein Kunstpäuschen einlegten. Spitzenfußball sieht anders aus.

Dass Mario Gomez immer den Torhüter getroffen hat, wenn er den Ball ins Tor schießen wollte, war nur eine Bayernstümperei mehr. Deren beinahe schlimmste leistete sich Manuel Neuer, als er vor dem finalen 5:2 einen gefangenen Ball wieder fallen ließ. Beim schlecht getretenen Elfmeter von Mats Hummel zum 2:1 hatte er sich zuvor schon einmal blamiert. Elfertöter müssten solche Elfer töten können.

Abpfiff als Erlösung

Und als sich kurz vor dem ersehnten Abpfiff Bastian Schweinsteiger wie ein primitiver Märchenprinz aus der bayerischen Provinz noch ein Hey-fass-mich-nicht an-Scharmützel mit Dortmunds Kurvengewächs Kevin Großkreutz lieferte, war das Maß des Grauens endgültig voll und der bald erfolgte Abpfiff eine echte Erlösung.

Die Dortmunder feierten den Sieg und werden sicher längst vergessen haben, in welch unwürdigem Endspiel er errungen wurde. Die Fans feierten mit und zündeten reichlich bengalische Fackeln in der Kurve.

Ein letztes Servus an den Deutschen Fußballbund, der den Dialog mit der Initiative „Pyrotechnik legalisieren“ in dieser Saison abgebrochen hat. Wundern muss sich der Verband über das Fanfeuer zum Finale nicht. Er liefert in diesem Bereich schon die ganze Saison über ein miserables Spiel - ein noch schlechteres, als es das Finale um den DFB-Pokal war.

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