Dritter "Bourne"-Film: 111 Minuten Showdown

Der Film-Thriller "Das Bourne Ultimatum" macht Spaß und zeigt die Welt nonchalant als totalen Überwachungsstaat.

Gejagter und Beobachter der Beobachter - Jason Bourne. Bild: ap

Gleich zu Beginn bringt ein CIA-Agent die Devise, mit der man an diesen Film herangehen sollte, auf den Punkt: "Hoffe auf das Beste, rechne mit dem Schlimmsten." Natürlich spricht der Mann über Jason Bourne (Matt Damon) und nicht über "Das Bourne Ultimatum", aber irgendwie passt die Aussage perfekt zu dem Dilemma, in dem sich Sequels befinden: Sie müssen die Erwartungen, die ihre Vorgänger geweckt haben, bestätigen und gleichzeitig als eigenständige Filme bestehen.

Sieht man den dritten Teil der Jason-Bourne-Reihe, die auf Thrillern des amerikanischen Autors Robert Ludlum basiert, als in sich geschlossenes Werk, so fällt erst einmal auf, dass es keine Dramaturgie im klassischen Sinne gibt. Von der ersten bis zur letzten Minute ist Bourne auf der Flucht vor der CIA. Er wird gejagt und observiert, ohne dass je auch nur für einen Moment innegehalten würde. Bald überträgt sich das Gefühl, permanent mit einer unerwarteten Attacke rechnen zu müssen, auf den Zuschauer, der von ruckartigen Zooms, schnellen Schnitten, verwackelten Handkamera-Aufnahmen und einem nervös pulsierenden Soundtrack daran gehindert wird, sich auch nur für eine Sekunde entspannt in seinem Sitz zurückzulehnen.

Um sich den völligen Verzicht auf einen Spannungsbogen erklären zu können, muss man sich den Film wohl als dritten Akt, als hundertelfminütigen Showdown in einem knapp sechsstündigen Gesamtwerk denken. Doch so richtig viel Sinn ergibt das Ganze auch dann noch nicht. Schließlich war ja schon am Schluss des zweiten Teils alles geklärt: Bourne hat seinen wirklichen Namen erfahren, er hat bewiesen, dass er mit den jüngsten gegen ihn erhobenen Anschuldigungen nichts zu tun hat, und auch der korrupte Leiter des "Treadstone"-Programms, in dem er einst zur staatlich finanzierten Killermaschine umgerüstet worden war, wurde zur Strecke gebracht.

Damit die Hatz weitergehen kann, zaubern die Autoren nun ein neues Tötungsprogramm aus dem Hut. Um dessen Umsetzung nicht zu gefährden, möchte CIA-Abteilungsleiter Noah Vosen (David Strathairn) Bourne liquidieren lassen. Das ist zwar wenig originell, genügt aber, um den Film am Laufen zu halten. Und so wird Jason Bourne unverdrossen über den Globus gescheucht, wobei man nur staunen kann, wie sehr in diesem Film eine Metropole der anderen gleicht: London ist Madrid ist Tanger; überall dasselbe diesige Licht, überall sich durch enge Gassen drängende Menschenmassen, überall die totale Überwachung.

Überhaupt teilt sich die Welt im "Bourne Ultimatum" in Beobachter und Beobachtete. Die CIA-Agenten, die Jason Bourne verfolgen, sind keine frei denkenden Wesen mehr, sondern willenlose Marionetten mit Knopf im Ohr, die ihre Anweisungen aus den CIA-Zweigstellen erhalten, in denen die grobpixeligen Schwarz-Weiß-Bilder der Überwachungskameras zusammenlaufen. Ständig springt der Film zwischen diesen Positionen hin und her. Mal ist man mitten im Geschehen, dann wieder sieht man alles aus sicherer Distanz.

Solange Jason Bourne selbst ein Observierter ist, hat er als klassischer Actionheld in dieser schönen neuen Welt nicht die geringste Chance. Erst als er den Spieß umdreht und selbst zum Beobachter wird, gelingt es ihm, das Blatt zu wenden. So kommt es schließlich doch noch zu einer Begegnung mit seinem Schöpfer in Gestalt des CIA-Psychologen Dr. Albert Hirsch (Albert Finney). Ob er dadurch seinen Frieden finden wird? Es sei ihm zu wünschen. Falls nicht, werden wir dies mit Sicherheit bald erfahren.

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