Drogen bei der Fußball-WM: „Karneval des Kokainkonsums“

Während der WM könnte Brasilien die USA als weltweit größten Kokainkonsumenten überholen. Die Anti-Drogen-Polizei versucht dies mit allen Mitteln zu verhindern.

Ein peruanischer Beamter mit einem Sack voll konfiszierten Kokains. Von Peru gelangt die Droge nach Brasilien. Bild: ap

LIMA afp | Während der sportliche Wettstreit in den brasilianischen Fußballstadien gerade erst begonnen hat, stehen die Drogenkartelle schon jetzt als Gewinner der Weltmeisterschaft fest. „Vor der WM haben wir einen sehr starken Handel mit Drogen beobachtet“, sagt Vicente Romero, der Chef der peruanischen Drogenbekämpfungspolizei Dirandro. Die Zahl der Drogenflüge habe sich vervielfacht. Diese Kleinflugzeuge starten in den peruanischen Coca-Anbaugebieten und bringen bis zu 300 Kilogramm Kokain über die Grenze nach Bolivien. Von dort werden die Drogen auf dem Landweg weiter nach Brasilien transportiert.

In den ersten fünf Monaten des Jahres zerstörte die Anti-Drogen-Polizei nach eigenen Angaben 72 der Start- und Landepisten – fast doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum 2013. „Die brasilianischen Kartelle wissen, dass während der Weltmeisterschaft die Kontrollen nicht funktionieren und deshalb haben sie sich auf einen Karneval des Kokainkonsums vorbereitet“, sagt Jaime Antezana, Experte für Drogenhandel an der Katholischen Universität in Lima. „Brasilien ist normalerweise der zweitgrößte Kokainkonsument der Welt. Aber während der WM wird erwartet, dass das Land die USA als größten Konsumenten überholt.“

Die drei größten Kokainproduzenten Peru, Kolumbien und Bolivien grenzen an Brasilien. Und da diese Grenzen im Amazonasgebiet liegen, sind sie kaum kontrollierbar. In einer gemeinsamen Operation versuchten die Anti-Drogen-Einheiten von Brasilien, Kolumbien und Peru den Handel vor der WM einzudämmen. Laut Dirandro beschlagnahmten sie dabei 570 Kilo Kokain, das für die Spielstätten in Brasilien bestimmt war. Außerdem wurden 18 Labore zerstört, in denen pro Woche 400 Kilo Cocapaste hergestellt wurden.

In einem eigenen Militäreinsatz mit dem Namen „Agata 8“ entlang der 17.000 Kilometer langen Grenze konfiszierte das brasilianische Verteidigungsministerium im Mai 40 Tonnen Drogen, die nach São Paulo und Rio de Janeiro geschmuggelt werden sollten. Bei der Operation „Agata 7“ ein Jahr zuvor waren es 20 Tonnen gewesen.

Für die Drogenkartelle ist der Export nach Brasilien ein äußert lohnendes Geschäft. „In Peru kostet ein Kilo Kokain 1000 Dollar (739 Euro), in Manaus kann man es für 5.000 Dollar verkaufen und in São Paulo für 7.000 Dollar“, sagt Dirandro-Chef Romero. In Rio könne eine 300-Kilo-Flugzeugladung sogar bis zu drei Millionen Dollar einbringen.

„Die Preise sind exorbitant, weil die Nachfrage exponentiell steigt“, sagt Drogen-Experte Antezana. Auch deshalb hat sich der peruanische Drogenhandel in den vergangen Jahren neu orientiert. Bis 2010 wurde das Kokain hauptsächlich in die USA und nach Asien verschifft. Jetzt gelangen 60 Prozent der Produktion nach Brasilien – entweder über Bolivien oder direkt durch den Urwald.

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