piwik no script img

Drohender RohstoffmangelDie EU will unabhängiger von China werden

Die Kommission schlägt vor, bei Mikrochips und seltenen Erden mehr zu recyclen und Reserven anzulegen. Der Plan steckt aber noch in den Kinderschuhen.

Die Wiege der Hochtechnologie: In Minen wie dieser baut China seltene Erden ab und kontrolliert damit den globalen Markt Foto: Stringer/dpa
Eric Bonse

Von

Eric Bonse aus Brüssel

Die EU will unabhängiger von Rohstoffen aus China werden. Dies kündigte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen als Reaktion auf den Streit um chinesische Mikrochips und seltene Erden an. Nach Exportbeschränkungen in China war es in der deutschen Industrie zu massiven Engpässen gekommen. Wohl auch deshalb kündigte von der Leyen ihren Plan in Berlin an – und nicht, wie üblich, in Brüssel.

Die deutsche CDU-Politikerin schlug vor, das Recycling der strategisch wichtigen Rohstoffe auszuweiten und nationale oder europäische Sicherheitsreserven anzulegen. Bisher gibt es EU-weit keine Verpflichtung, Vorräte zu halten. Auch die Wiederverwertung lässt zu wünschen übrig. Einige Unternehmen könnten bis zu 95 Prozent der Rohstoffe aus Batterien recyceln, sagte von der Leyen.

Allerdings steckt der Plan noch in den Kinderschuhen. Er hat zwar schon einen Namen: „RESourceEU“ – analog zu „REPowerEU“, wo es um die Unabhängigkeit in der europäischen Energieversorgung geht. Details müssten aber erst noch ausgearbeitet werden, räumte die EU-Kommission ein.

„Mit den Exportbeschränkungen und anderen Maßnahmen hat China ein weltweites Problem geschaffen“, sagte ein Kommissionssprecher. Dieses Problem wolle man so schnell wie möglich lösen. Bereits am Donnerstag werden Vertreter der chinesischen Regierung in Brüssel zu „technischen Gesprächen“ erwartet. Fortschritte erhofft sich die EU auch vom Besuch von US-Präsident Donald Trump in Peking.

Ernste Lage

Trump ist nicht ganz unschuldig an den europäischen Problemen. Er liefert sich mit China einen Handelskrieg, auf den die Führung in Peking mit Exportbeschränkungen bei Rohstoffen reagierte. Zudem hat die US-Regierung offenbar die Niederlande veranlasst, den Chip-Fabrikanten Nexperia unter staatliche Aufsicht zu stellen. Darauf reagierte Peking mit einem Chip-Embargo.

Wie ernst die Lage ist, zeigt ein Blitzbesuch von Außenminister Johann Wadephul in Brüssel. Der CDU-Politiker wollte eigentlich nach Peking reisen, war dort aber abgeblitzt. Nun traf er sich am Montag mit von der Leyen, um über die Ukraine zu sprechen – aber auch über China. Es gehe um eine reibungslose Versorgung mit wichtigen Rohstoffen und Vorprodukten, hieß es in Berlin.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare