Drohnenangriffe auf Odessa: Explosionen am Schwarzen Meer

Neue Drohnenangriffe haben die Ukraine getroffen, vor allem die Hafenstadt Odessa. In Russland hat indes eine Ölraffinerie gebrannt.

Abgestürztes Dronenteil mit kyrillischer Aufschrift "für den Kreml"

Reste eines eingeschlagenen Flugobjekts: Drohnenteile in Odessa Foto: Ukrainische Armee via reuters

ODESSA taz | Es geht schnell. Nur etwa zehn Minuten, nachdem in der Nacht zu Donnerstag in Odessa der Luftalarm ausgelöst wird, ist im Stadtzentrum die erste Explosion zu hören. Auch ohne den Blick in die Kanäle des Messengerdienstes Telegram ist schnell klar, dass Russland die Stadt mit Drohnen angreift. Der charakteristische Klang eines fliegenden Rasenmähers ist deutlich zu vernehmen. Dann beginnt die Flugabwehr zu schießen – offensichtlich mit allem, was sie so hat. Einzelne dumpfe Schüsse sind zu hören und das Rattern automatischer Kanonen verschiedener Art.

Zum dritten Mal binnen einer Woche gilt am Donnerstag fast in der gesamten Ukraine Luftalarm. Nur der Westen bleibt diesmal verschont. In Odessa beginnt der Alarm um 2:36 Uhr und dauert fast zwei Stunden. Die Drohnen fliegen offenbar in Wellen an. Dreimal innerhalb der Zeit schwillt der Lärm an. Mehrfach sind dabei auch Explosionen zu hören. Ob es sich dabei um abgeschossene Drohnen handelt und sie wirklich irgendwo einschlagen, bleibt unklar.

Die Bilanz folgt am Morgen: Die Streitkräfte teilen mit, dass Odessa mit insgesamt 15 Drohnen iranischer Bauart des Typs Shahed angegriffen wurde. Zwölf habe man abgeschossen. Drei seien auf dem Areal eines Studentenwohnheims eingeschlagen. Ein Feuer sei ausgebrochen, das rasch gelöscht werden konnte. Menschen seien nicht zu Schaden gekommen. Ein Telegram-Video zeigt die Explosion neben einem Sportplatz.

Zwar gibt es in Odessa häufig Luftalarm, häufig fliegen die Geschosse vom Schwarzen Meer aus aber über die Region hinweg. Diesmal war die Stadt selbst das Ziel. Hotelmanagerin Anna versucht es dennoch mit Gleichmut: „Das ist seit mehr als einem Jahr unser Leben.“ Sie habe die Drohnen bei sich zu Hause auch gehört. Doch was könne man schon tun, fragt sie.

Ändert Russland seine Strategie?

Und Katja, die im Vertrieb einer IT-Firma arbeitet, erzählt gar, sie habe durchgeschlafen. Die Warn-App auf dem Smartphone habe sie längst auf lautlos gestellt. „Russland will uns terrorisieren.“ Das lasse sie nicht mit sich machen. Tatsächlich: Kaum ist gegen 4.30 Uhr der Luftalarm in Odessa aufgehoben, rumpelt die erste Straßenkehrmaschine durch die Altstadt.

Luftwaffensprecher Juri Ignat sagt am Donnerstag, die russische Armee versuche mit den Drohnenangriffen die Luftverteidigung zu schwächen. Die kleinen und langsamen Drohnen seien schwer zu identifizieren. Das südliche Armeekommando teilt zudem mit, dass die russische Flotte ihre Präsenz im Schwarzen Meer erhöht hat. Laut britischer Einschätzung ändert Russland gerade seine Strategie: Die Raketenangriffe zielten nun weniger auf die Energieinfrastruktur ab und mehr auf die Militärlogistik und Industrie.

In Kyjiw dauert der Luftalarm in der Nacht sogar vier Stunden. Dort konnten nach ukrainischen Militärangaben alle anfliegenden Drohnen zerstört werden. Im ganzen Land seien 18 von 24 anfliegenden Drohnen zerstört worden. Auch Kramatorsk im Osten des Landes soll erneut beschossen worden sein. Dort habe es zwar keine Verletzten gegeben, aber im Rest der Region Donezk seien zwei Zivilisten getötet und neun verletzt worden.

Unterdessen ist in der Nacht in einer Ölraffinerie im südrussischen Gebiet Krasnodar ein Brand ausgebrochen. Laut Moskau soll es sich um einen ukrainischen Drohnenangriff gehandelt haben. Bereits am Vortag war in der Nähe der Krim-Brücke ein russisches Treibstofflager in Flammen aufgegangen.

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