Dschihadisten in Nigeria: Offensive gegen Boko Haram

Rückschläge für die Armee, der Terror in Nigeria geht weiter: Erneut hat eine Selbstmordattentäterin mindestens 15 Menschen in den Tod gerissen.

Im Grenzgebiet zu Nigeria operieren auch Einheiten aus Kamerun (rechts, stehend) und Tschad. Bild: ap

ABUJA taz | Nigerias Armee sieht sich auf dem Siegeszug im Krieg gegen die islamistische Terrorgruppe Boko Haram. Nach der Rückeroberung des strategisch wichtigen Ortes Baga am Tschadsee am vergangenen Samstagabend sollen nun die langjährigen Rückzugsgebiete der Miliz in den Bergwäldern an der nigerianisch-kamerunischen Grenze angegriffen werden, teilte das Verteidigungsministerium am Dienstag mit.

Luftangriffe auf den Bezirk Gwoza, wo Boko Haram im vergangenen Sommer ein „Kalifat“ ausgerufen hatte, sowie den Sambisa-Wald, wo die im vergangenen April entführten Schülerinnen aus Chibok als Geiseln gehalten worden sein sollen, würden intensiviert, sagte Generalmajor Chris Olukalade, Sprecher des Ministeriums. „Die Luftangriffe sind sehr erfolgreich“, sagte er. „Die Terroristen sind jetzt durcheinander und rennen davon, um den Bombardierungen ihrer Stützpunkte in den Wäldern zu entgehen.“

Die Rückeroberung von Baga war der bisher größte Erfolg der nigerianischen Militäroffensive gegen Boko Haram, die Nordostnigeria bis zu den Wahlen am 28. März sichern soll. Die Armee geht nun mit sogenannten Cordon-and-search-Operationen vor: Ein Gebiet nach dem anderen wird abgeriegelt und durchsucht; wer verdächtig ist, wird erst mal mitgenommen. Diese Praxis ist in der Vergangenheit in Nigeria mit zahlreichen Übergriffen einhergegangen, sagen Menschenrechtsorganisationen.

Das Militär geht davon aus, dass die radikalen Islamisten zahlreiche Sympathisanten in der lokalen Bevölkerung haben. „Nachdem wir während der Eroberung der Stadt viele Gefangene gemacht hatten, werden weiterhin zahlreiche Terroristen in Baga verhaftet, und die Soldaten sind damit beschäftigt, sie zu befragen“, so Olukalade. In Baga würden sich „zahlreiche als Frauen verkleidete Terroristen“ aufhalten.

Weiter Terroranschläge

Ein Soldat sei nach der Eroberung der Stadt aus nächster Nähe erstochen worden, es habe mehrere gewaltsame Auseinandersetzungen gegeben, hieß es bereits am Sonntag. Besonders verdächtig sei eine Frauengruppe gewesen, die den einmarschierenden Soldaten zugejubelt habe. „Die Frauen jubelten immer weiter, als die Soldaten die Häuser durchsuchten“, so Ministerialsprecher Olukolade. „Um sicherzugehen, dass sie nicht eigentlich für die Terroristen arbeiten, mussten wir sie in Gewahrsam nehmen.“

Der Terror geht dennoch weiter. Im Busbahnhof der nigerianischen Stadt Potiskum riss eine Selbstmordattentäterin mindestens 15 weitere Menschen in den Tod. Erst am Sonntag hatte sich in der Stadt ein Mädchen in die Luft gesprengt und fünf Menschen getötet. In der Vergangenheit hatte Boko Haram mehrfach Mädchen als Selbstmordattentäterinnen missbraucht.

Der Erfolg der Armee gegen Boko Haram beeinflusst jetzt auch den Wahlkampf. Das Oppositionsbündnis APC (All Progressives Congress) unter Präsidentschaftskandidat Muhammadu Buhari, der sich gute Chancen auf einen Wahlsieg gegen Präsident Goodluck Jonathan ausrechnet, warnte jetzt, die Regierung plane, noch vor den Wahlen einen neuen Doppelgänger des Boko-Haram-Anführers Abubakar Shekau zu produzieren.

Der „falsche Shekau“ solle dann als „Gefangener“ in öffentlichen Auftritten erklären, dass er bei den Präsidentschaftswahlen Buhari und die Opposition unterstütze. Man gehe davon aus, dass der „richtige“ Shekau sich niemals ergeben würde, so Buharis Sprecher Malam Garba Shehu. Nigerias Regierung hat schon öfter den Tod Shekaus verkündet, was sich dann hinterher stets als falsch herausstellte.

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