Düsseldorfer Terrorzelle : Erstmals al-Qaida

Auftraggeberin bei den bisher in Deutschland vereitelten, islamistischen Anschlägen war nie die al-Qaida-Zentrale. Das ist jetzt in Düsseldorf offenbar anders.

Einer der drei Verdächtigen mit verhülltem Gesicht bei seiner Ankunft in Karlsruhe. Bild: reuters

BERLIN taz | Sollte sich bestätigen, dass der mutmaßliche Anführer der "Düsseldorfer Zelle", Abdeladim El-K., tatsächlich im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet von einem hochrangigen Al-Qaida-Kader zu einem Anschlag hierzulande beauftragt wurde, wäre das ein Novum. Denn die bisher in Deutschland vereitelten Anschläge wurden nicht direkt von der Al-Qaida-Zentrale in Auftrag gegeben, sondern von anderen Terrorgruppen mit usbekischen oder irakischen Wurzeln. Oder die Attentäter schlugen alleine los, ohne Gruppe.

Der bekannteste Fall ist der gescheiterte Plan der Sauerlandgruppe, die 2007 beim Bombenbau festgenommen wurde. Die Männer um Fritz Gelowicz hatten in einem pakistanischen Lager der ursprünglich usbekischen "Islamischen Dschihad Union" den Auftrag für Anschläge in Deutschland erhalten.

Der Kölner Kofferbomber Yussif El-H. wiederum war zwar ein Fan von Ussama Bin Laden, handelte aber nicht im Auftrag von al-Qaida oder einer anderen Gruppe. Und so wurde er für seinen Plan, zusammen mit einem Mittäter im Juli 2006 Regionalzüge zu sprengen, auch nicht als Mitglied einer terroristischen Vereinigung verurteilt.

Weitere Anschlagspläne stammten von der irakischen Terrorgruppe Ansar al-Islam, die im Dezember 2004 den irakischen Ministerpräsidenten beim Berlin-Besuch ermorden wollte, oder der jordanisch geprägten Al-Tauhid-Gruppe, die 2002 in Deutschland jüdische Einrichtungen mit Handgranaten angreifen wollte.

US-Drohnenangriffe haben al-Qaida geschwächt

Im Jahr 2009 drohte mit Bekkay Harrach aus Bonn dann erstmals ein Al-Qaida-Mann in deutschsprachigen Videos mit Anschlägen. Ein Jahr später ließen Aussagen von zwei festgenommenen Terrorverdächtigen aus Hamburg aufhorchen, die von einem Treffen mit einem angeblich hochrangigen al-Qaida-Mann in Pakistan berichteten, der sie für eine Aktion gewinnen wollte, die das Finanzsystem in Europa oder den USA treffen sollte; bis heute rätseln Behörden, was damit gemeint sein sollte.

Andererseits wurde al-Qaida im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet in den letzten Jahren stark geschwächt, unter anderem mit US-Drohnenangriffen. In ihrer Propaganda war al-Qaida zuletzt immer stärker dazu übergegangen, Anhänger im Westen aufzufordern, in ihren Ländern direkt loszuschlagen.

Das ließ manche Experten vermuten, die al-Qaida-Zentrale sei gar nicht mehr in der Lage, im großen Stil Rekruten in Lager zu schleusen, sie auszubilden und mit Anschlagsplänen zurückzuschicken.

Nun soll al-Qaida mit Abdeladim El-K. doch jemanden in einem Lager gezielt für einen Anschlag hierzulande ausgebildet haben. "Es wäre der erste Kern-al-Qaida-Auftrag für Deutschland", sagt der Terrorismusexperte Guido Steinberg.

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