Durchbruch im Lufthansa-Tarifstreit: Und Abflug!

Verdi und Lufthansa haben sich im Tarifstreit auf eine stufenweise Tariferhöhung geeinigt. Trotz des Ergebnisses sollen am Freitag noch rund 130 Flüge ausfallen.

Arbeitskampf erfolgreich: streikende Flughafen-Beschäftige. Bild: dpa

FRANKFURT/MAIN Das hat sich gelohnt. Knapp 10 Prozent der rund fünfzigtausend Beschäftigten bei der Lufthansa am Boden sowie das Kabinenpersonal haben vier Tage lang gestreikt - und alle bekommen jetzt bis Ende nächsten Jahres mehr Geld. Sogar 0,7 Prozent mehr als die 6,7 Prozent, die ihnen das Unternehmen vor dem Abbruch der Tarifgespräche und der Urabstimmung angeboten hatte. Minimaler Aufwand - maximaler Ertrag. Das ökonomische Prinzip also.

Auch wenn der Verhandlungsführer der Lufthansa, Konzernvorstandsmitglied Stefan Lauer, den in der Nacht zum Montag zwischen ihm und dem Ver.di-Verhandlungsführer Erhard Ott ausgehandelten Kompromiss als einen Abschluss bezeichnete, der "sicher nicht im schmerzfreien Bereich für beide Seiten" liege - Ver.di und die Beschäftigten gehen als Gewinner aus dem Tarifkonflikt hervor. Die einen, die Gewerkschafter, haben an Reputation bei den Arbeitnehmern gewonnen; die anderen, die Arbeitnehmer, haben mehr Geld in der Tasche und obendrein das gute Gefühl, einen Arbeitskampf erfolgreich bestritten zu haben.

"Wir konnten ein Ergebnis erreichen, das sich sehen lassen kann", sagte Erhart Ott denn auch am Freitagvormittag.

Im Detail sieht der neue Tarifvertrag mit einer Laufzeit von einundzwanzig Monaten eine Erhöhung der Gehälter der Beschäftigten der Lufthansa und ihrer Tochtergesellschaften um 5,1 Prozent, rückwirkend zum 1. Juli 2008, vor. In einem Jahr werden die Löhne dann um weitere 2,3 Prozent angehoben. Hinzu kommt eine Einmalzahlung mit einer "ergebnisabhängigen Komponente je nach Geschäftsfeld" bis zu maximal 2,4 Prozent der Jahresvergütung, wie es in einer Erklärung der Lufthansa dazu heißt. Auf das Jahr gerechnet, entspreche das einer Gehaltserhöhung von 4,2 Prozent.

Ver.di strich dagegen den Vergütungszuwachs von 7,4 Prozent - berechnet nach der Gesamtlaufzeit des neuen Tarifvertrages - heraus. Dieser gilt aber zunächst nur für die 34.000 am Boden Beschäftigten.

Weil der bestehende Tarifvertrag mit der Flugbegleitergewerkschaft UFO, der Konkurrenz von Ver.di, erst Ende dieses Jahres ausläuft und das Betriebsverfassungsgesetz "Tarifeinheitlichkeit" vorschreibt, muss das Kabinenpersonal die Vorläufigkeit des neuen Vertragswerks akzeptieren, bis auch die UFO es unterschreibt. Bis dahin erhält die "Ver.di-Kabine" nur die Einmalzahlung.

Die Gewerkschaft UFO hat allerdings schon einmal erklärt, für ihre Mitglieder 15 Prozent mehr Geld fordern zu wollen. Für Konzernvorstand Lauer ist das "undenkbar". Er sprach von Mehrkosten, die schon jetzt hundert Millionen Euro für das Unternehmen betragen würden, und appellierte "an die Vernunft". Die höheren Kosten müssten ohnehin über eine "verbesserte Produktivität" wieder aufgefangen werden.

Bis zum Mittwoch läuft jetzt die Urabstimmung. Und bis dahin wird es wohl auch noch dauern, bis die Lufthansa wieder Normalbetrieb fliegen kann. Der "Wartungsstau" in den Hangars brachte die Airline schneller, als auch von Ver.di zunächst gehofft, zurück an den Verhandlungstisch.

Immer mehr Maschinen blieben, weil Ersatzteile nicht eingebaut und Reparaturen nicht ausgeführt wurden, am Boden; zuletzt musste die Lufthansa auch Interkontinentalflüge streichen. Bis Freitag habe der Streik das Unternehmen einen "deutlich zweistelligen Millionenbetrag" gekostet, sagte Lauer.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.