EM-Vorrundenspiel Niederlande-Dänemark: Holland hinten in Not

Vorne sind die Niederländer überbesetzt. Aber der Ausfall von Joris Mathijsen verstärkt die Abwehrprobleme. Das macht den konterstarken Dänen Hoffnung.

Ohne die niederländischen Fans wäre eine EM keine richtige EM. Bild: reuters

BERLIN taz | Es rumort beim Nachbarland-Gruppengegner. Erst musste Bundesliga-Torschützenkönig Klaas-Jan Huntelaar zerknirscht hinnehmen, dass Trainer Bert van Marwijk dem Premier-League-Äquivalent Robin van Persie den Vorzug in der Startaufstellung gibt. Nun fällt – dies wiegt deutlich schwerer – für das heutige Auftaktspiel gegen Dänemark in Charkow Abwehrstabilisator Joris Mathijsen wegen einer Oberschenkelverletzung aus. Van Marwijk fürchtet sogar einen Komplettausfall für das gesamte Turnier.

Die Elftal befindet sich in einer ähnlichen Situation wie die deutsche Nationalmannschaft: Vorne kann man sich vor Hochkarätern kaum retten, hinten wird es dünn. Insofern wäre der Verlust des erfahrenen Abwehrchefs, der auch fünf Jahre beim Hamburger SV spielte, eine kleine Katastrophe. Verteidigen wird an seiner Stelle – neben dem gesetzten Johnny Heitinga – wahrscheinlich der kantige Wilfred Bouma oder Ron Vlaar von Feyenoord Rotterdam. Beide gelten aber eher als Lückenbüßer.

Allerdings standen die Zeichen vorab ohnehin auf Offensive: Satte 37 Treffer ließen den Titelaspiranten entspannt durch die Qualifikation schweben. Mit Robben („Wenn du in ein Turnier gehst, dann mit dem Ziel, das Turnier auch zu gewinnen“) Sneijder, van Persie, Huntelaar und van der Vaart stehen austrainierte hervorragende Individualisten zur Verfügung. Die WM-Finalisten von 2010 sind eingespielt und brandgefährlich. Gegen die als ambitioniert geltende Konterelf aus Dänemark dürfte das eigentlich reichen.

Doch deren Coach Morten Olsen kennt nicht nur den niederländischen Fußball ziemlich gut (er war Ende der 90er Jahre Trainer bei Ajax Amsterdam), sondern hat auch angesichts der anderen Gruppengegner sein Team ohnehin umfassend auf spielstarke Konkurrenz eingestellt: Den Gegner anrennen lassen und effektiv im 4-5-1-Modus verteidigen – so wollen sich die Dänen ins Viertelfinale spielen.

Die Koordination übernehmen die Defensivspezialisten Agger (Liverpool) und Kvist (Stuttgart). Dann geht es nach dem Ballgewinn über Spielmacher Eriksen schnell auf die mit Rommedahl und Krohn-Dehli besetzten Flügel. Vorne ist Sunderland-Stürmer Nicklas Bendtner für die erfolgreiche Ballverwertung zuständig. In der Quali hat das oft funktioniert. Klappen soll das nun auch gegen die Niederlande. Der Ausfall von Mathijsen könnte, falls Bendtner die größer gewordene, fragile Nahtstelle in der Innenverteidigung findet, noch teuer werden.

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