EMtaz: Rechtsextreme russische Fans: Wieder da, wieder weg

Der russische Rechtsextreme Shprygin taucht beim Spiel gegen Wales im Stadion auf. Er treibt sein Spiel mit den französischen Sicherheitsbehörden.

Ein Mann, Alexander Shprygin, mit Russland-Fahne

Eingereist, ausgewiesen, eingereist: Alexander Shprygin Foto: ap

BERLIN taz | Es ist schon ein gehöriges Maß an Dreistigkeit, das Alexander Shprygin an den Tag legt. Shprygin, das muss man wissen, ist der Chef einer großen russischen Fußballfan-Vereinigung, entsprechend war er jüngst am Tag der Ausschreitungen in Marseille zugegen.

Nicht nur das: In der rechtsextremen Szene in Russland ist er bestens bekannt – unter anderem gibt es eine Aufnahme, die ihn mit der ultranationalistischen Band Korrosija Metalla zeigt, die Hand zum Hitlergruß gereckt.

Wie der Guardian kürzlich berichtete, ist Shprygin zunächst als Teil der offiziellen russischen EM-Delegation nach Russland gereist. Nun war Alexander Shprygin auch unter den 20 Fans, die von der französischen Polizei am vergangenen Donnerstag ausgewiesen wurden.

Am Montagabend aber, als die Russen in Toulouse im letzten Gruppenspiel 0:3 gegen Wales verloren, tauchte er wieder im Stadion auf – und wurde erneut festgenommen, wie der Sprecher des französischen Innenministeriums bestätigte. Zuvor twitterte Shprygin fröhlich Bilder und Videos aus Toulouse auf Twitter. Unter anderem fotografiert er sich nach eigenen Angaben mit dem russischen Konsul von Marseille – und, in der Tat, scheint es jener Sergey Molchanov zu sein.

Assistent des Parlaments-Vizepräsidenten Igor Lebedew

Auf welchem Weg Shprygin wieder einreiste, ist unklar, vermutet wird, dass er über Spanien ins Land gelangte. Shprygin soll weiter ein gültiges EU-Visum haben, untersagt sei es ihm nur, nach Frankreich einzureisen. Das französische Innenministerium teilte mit, Shprygin befinde sich nun in Haft und sein Fall werde nun entweder administrativ verhandelt oder es werde ein Gerichtsverfahren eingeleitet.

Der 38-jährige Shprygin, der auf einschlägigen von ihm kursierenden Aufnahmen auch mit einer Kalaschnikow zu sehen ist und sich überdies auch gern mal mit Wladimir Putin zeigt, versuchte sich zuletzt gemäßigter zu geben. Gleichzeitig sagte er 2015 noch, er wolle, dass die russischen Spieler bei der WM 2018 nur „slawische Gesichter haben“. Als der französische Nationalspieler Mathieu Valbuena ein Teamfoto seiner Bleus gepostet hat, soll er gesagt haben, es sei etwas falsch, wenn da so viele schwarze Gesichter auftauchten.

Shprygin ist übrigens Assistent des russischen Parlaments-Vizepräsidenten Igor Lebedew, der die prügelnden Landsmänner von Marseille jüngst noch gelobt hatte („Ich sehe nichts Schlimmes daran, wenn sich Fans prügeln. Ganz im Gegenteil: Unsere Jungs haben das gut gemacht!“).

Besorgniserregend zudem, dass derselbe Shprygin in einer Parlamentskommission zur Vorbereitung der WM in zwei Jahren sitzt. Das Fare-Netzwerk (Football Against Racism in Europe) teilte laut Guardian mit, der Fall zeige die „Mechanismen des Eindringens der extremen Rechten in die russischen Fanszenen.“ Fare-Direktor Piara Powar sagte kürzlich, Shprygins Präsenz in Frankreich stehe für eine „offensichtliche Verbindung von hochrangigen Politikern, rechtsradikalen Aktivisten und extremem Nationalismus.“

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