EU-Kommission prüft Google: Der rätselhafte Algorithmus

Die EU-Kommission prüft, wie fair die Suchergebnisse von Google sind. Werden andere benachteiligt? Jetzt muss sich der Netzkonzern erklären.

Unter der Lupe: die Google-Suche. Bild: dapd

BERLIN taz | Haben sie – oder haben sie nicht? Die EU-Wettbewerbs-Generaldirektion untersucht seit 2010, ob sich Google regelkonform verhält. Der EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia hat dem Unternehmen bis zum 2. Juli 2012 Zeit gegeben, zu entsprechenden Vorwürfen Stellung zu nehmen.

Eine ganze Reihe Beschwerden war bei der EU-Kommission eingegangen. Es geht um die Frage, ob Google sich selbst bevorzugt und andere benachteiligt. „Wir haben massive Befürchtungen, dass die Darstellung der Suchergebnisse nicht nach fairen Kriterien erfolgt“, sagt Helmut Verdenhalven vom Bundesverband der deutschen Zeitungsverleger.

Die Ergebnisse einer Anfrage über Googles Suchmaschine werden in einem komplexen Verfahren errechnet. Was zuerst, was an zweiter Stelle? Über die ursprünglichen Versionen des Google-Suchalgorithmus schrieben die Googlegründer Sergej Brin und Larry Page einst ihre Doktorarbeit. Doch was er heute tatsächlich beinhaltet, ob und wie der Konzern in ihn eingreift, all das ist gut gehütetes Geschäftsgeheimnis. Für alle. Außer für Google natürlich.

Wäre es nicht naheliegend, dass Google seine Angebote wie YouTube, Maps, Places oder sein Netzwerk GooglePlus auf der eigenen Suchmaschinenseite besser platziert als die der Konkurrenz? „Google bietet zunehmend Dienste an, in denen auch die Verlage tätig sind – wie Preissuchmaschinen oder Restaurantführer“, sagt Helmut Verdenhalven vom Zeitungsverlegerverband.

Obwohl die Verleger Google doch eigentlich gut fänden, wäre dies ein Problem. Klar scheint: Weder Google noch die EU-Kommission haben einen besonderen Bedarf an einer ewig langen und zähen Untersuchung, wie sie von 1998 bis 2004 gegen Microsoft geführt wurde.

Sind die Anhaltspunkte stichhaltig?

Damals hatte die Kommission dem Windows- und Officehersteller Strafzahlungen knapp unter der Milliarden-Euro-Grenze aufgebrummt, weil dieser seine Vormachtstellung auf dem Betriebssystemmarkt missbraucht haben soll, um den Internet-Explorer-Browser im Markt zu platzieren. Und auch, weil dieser sich unkooperativ zeigte. Folgerichtig ist alles, was man aus Google-Sprechern in Brüssel derzeit herausbekommt, der Hinweis: „Wir lassen uns sehr kooperativ auf die Kommission ein.“

Je länger das Verfahren dauert, umso wahrscheinlicher halten es mit dem Verfahren Vertraute, dass die Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten Googles stichhaltig sind – und die Kommission Konsequenzen ziehen lässt. Und dass sie beißen kann, wenn sie will, kann kaum einer besser erzählen, als eines der Unternehmen, die nun im Google-Verfahren als Opfer auftreten: Microsoft.

Dessen Suchmaschine Bing hält mit der kalifornischen Konkurrenz kaum mit. Das Unternehmen versucht sich seit dem Streit mit der Kommission als geläuterter Sünder in Brüssel zu präsentieren – ob Wettbewerbsrecht oder Datenschutz: Microsoft sei weniger böse als andere, lautet die Botschaft. Ob das stimmt, kann kaum einer seriös einschätzen.

Die EU-Kommission könnte, wenn sie Google wettbewerbsbehindernde Eingriffe nachweisen kann, Geldstrafen anordnen oder eine Offenlegung der Suchalgorithmen verlangen. Bis zu einer möglichen Entflechtung des Konzerns könnten die Konsequenzen der EU-Wettbewerbshüter reichen. Nur hält das derzeit noch niemand für wahrscheinlich.

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