EU-Regeln für geklonte Tiere: Dollys Nachkommen im Supermarkt

Die EU-Kommission will die Direktvermarktung von Klontieren verbieten. Deren Nachkommen dürfen aber zu Lebensmitteln verarbeitet werden.

Geklonte Schweine in einer schottischen Versuchstation. Bild: dpa

BERLIN taz | Das Klonen zu landwirtschaftlichen Zwecken soll in der Europäischen Union verboten werden. Dies sehen neue Regeln der EU-Kommission über den Vertrieb neuartiger Lebensmittel vor. Auch das Inverkehrbringen von Lebensmitteln, die von Klontieren abstammen, soll nicht mehr erlaubt sein, berichtete der für Gesundheit zuständige EU-Kommissar Tonio Borg.

Diese Vermarktungsverbote sollen jedoch nicht für die Nachkommen von geklonten Tieren gelten. Sie dürfen in der EU verkauft werden, auch ohne dass der Verbraucher durch eine Kennzeichnung über den Ursprung der Produkte aufgeklärt werden muss.

Bekannt ist, dass in den USA schon größere Rinderherden existieren, die von geklonten Tieren abstammen.

Borg begründet den Wegfall der Etikettierung mit „aufwendigen und kostspieligen Verfahren“, die kaum durchführbar seien. Schon jetzt trifft der Vorschlag deswegen auf heftige Proteste von Verbraucher-und Umweltschutzorganisationen.

Der Anfang war Dolly

Zum Klonen von Tieren wird die Dolly-Methode genutzt. Das Schaf Dolly war das erste geklonte Tier. Hierbei wurde aus einer Körperzelle eines erwachsenen Schafes der Zellkern entnommen und in eine zuvor entkernte Eizelle übertragen. Der sich daraus entwickelnde Embryo wurde dann von einem Muttertier ausgetragen.

Dieses Verfahren hat jedoch seine Tücken und funktioniert nicht immer so wie gewünscht. So berichtete die EU-Lebensmittelbehörde European Food Safety Authority (EFSA) von Krankheiten und Fehlbildungen, die bei 40 Prozent der Klontiere schon nach wenigen Monaten zum Tode führen.

„Da die Klone sehr teuer sind, werden sie hauptsächlich zur Erzeugung von Nachkommen genutzt“, erklärt die Direktorin der Brüsseler Verbraucherorganisation BEUC, Monique Goyens. „Kein Bauer würde seinen 100.000-Euro-Klon schlachten. Die Nachkommen zu akzeptieren, heißt also aktiv für das Klonen zu sein.“

Breite Ablehnung

Auch Martin Häusling, Europaabgeordneter der Grünen, ist gegen eine Vermarktung von Produkten, auch wenn sie von den Nachkommen abstammen, da andernfalls die „Folter der Klontiere der ersten Generation“ unterstützt werde. Laut einer Umfrage des Euro-Barometers lehnen 83 Prozent der Deutschen es ab, Fleisch, das von geklonten Tieren abstammt, zu essen.

Was Borgs Vorschlag für Auswirkungen haben könnte, erklärt die Lebensmittelexpertin der Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Jutta Jaksche: „Dass man die Etikettierung der Lebensmittel nicht finanzieren kann, ist Quatsch, eine Untersuchung ergab für viele der Produkte ein machbares Ergebnis.“ Sie warnt: „Die Proteste der Verbraucher würden zu einem Boykott der amerikanischen Tierprodukte führen. Dass die Politik nach Harmonie mit den USA strebt, schafft einen Vertrauensverlust in Europa.“

Der von der Kommission vorgelegte Entwurf muss noch vom EU-Parlament und dem EU-Rat abgesegnet werden. Laut Kommission werden die neuen Regelungen frühestens 2016 in Kraft treten.

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