Ebola-Tagebuch – Folge 45: Ein Sieg über Ebola ist möglich

Kongos Regierung erklärt das Land nach 49 Toten für Ebola-frei. Prävention im Dialog mit den Betroffenen führte zum Erfolg.

Vorbereitung auf den Einsatz im Regenwald: Desinfektionsübung in Kinshasa. Bild: reuters

BERLIN taz | Ein Lichtblick im Kampf gegen Ebola: Die Demokratische Republik Kongo ist offiziell wieder Ebola-frei. Gesundheitsminister Felix Kabange Numbi verkündete die frohe Botschaft am Samstag auf einer Pressekonferenz in Kinshasa.

42 Tage seien seit dem letzten positiven Ebola-Test am 4. Oktober vergangen, so Kabange; damit sei die vorgesehene Frist der doppelten Ansteckungszeit abgelaufen. Insgesamt starben seit dem ersten Auftreten des Virus um Boende, am Tshuapa-Fluss tief in den Regenwäldern des Kongo-Flussbeckens gelegen, 49 von 66 Erkrankten. 1.121 Kontaktpersonen wurden unter Beobachtung gehalten.

Eine weitere Ausbreitung hätte dramatische Folgen haben können: aus der nächsten Provinzhauptstadt Mbandaka besteht reger Schiffsverkehr in Richtung des 10-Millionen-Einwohner-Molochs Kinshasa sowie in Richtung der kriegsgeschüttelten Zentralafrikanischen Republik.

Dass dies nicht eintrat, führte Kabange auf drei Faktoren zurück: der „Gemeinschaftsansatz“, wonach Prävention auf Dorfebene organisiert wurde; kostenlose und hochwertige Behandlung von Ebola-Kranken; und sichere Beisetzungen der Toten.

„Kranke haben kein Vertrauen in Fremde“

Man könnte meinen, dass dies in entlegenen Urwaldgebieten in einem Land ohne funktionierenden Staat viel schwieriger wäre als in Großstädten mit moderner Kommunikation und Administration. „Kranke haben kein Vertrauen in Fremde, die haufenweise mit mehr Autos, als sie jemals gesehen haben, in ihren Dörfern ankommen und ihnen plötzlich helfen wollen, nachdem sich bislang niemand für sie interessiert hat“, bestätigte Antoine Saka-Saka vom UN-Kinderhilfswerk Unicef in Kinshasa.

Aber, sagte er, gerade weil das Seuchengebiet so entlegen war und alle unter denselben einfachen Bedingungen lebten, blieb die Kluft zwischen Helfern und Hilfsempfängern und – nicht minder wichtig – zwischen internationalem und lokalem Hilfspersonal relativ schmal. Nicht rigide Vorschriften führten zum Erfolg, sondern Dialog zwischen Bevölkerung und Experten, betonte Saka-Saka.

So schreibt die Tradition vor, dass nach dem Tod eines Kindes die Mutter sich von der Gemeinschaft zurückzieht und alleine trauert – das ist eine ideale Grundlage für Ebola-Quarantäne, also werden die Trauernden nicht zwangsweise in Isolierstationen verfrachtet, sondern zu Hause in Ruhe gelassen und überwacht.

Das Isolieren von Kranken wird als Entführung abgelehnt – also lässt man Angehörige die Isolierten sehen, mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen.

Tote Waldtiere, die das Virus tragen können, gelten als Leckerbissen – also muss man in einer Region chronischer Unterernährung Alternativen anbieten.

„Alles ist Verhandlungssache“, schloss der Experte. „Wenn ich den Teams in Westafrika einen Rat geben soll: Wartet nicht auf die Gesundheitsdienste, dass sie das Problem lösen. Der Kampf gegen Ebola geht uns alle an und man muss mit den betroffenen Menschen zusammenarbeiten.“

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