Editorial: Relevant und einzigartig: Georg Löwisch zur neuen taz

Die taz hat ein neues Layout. Doch warum stecken wir noch Energie ins Papier? Der Chefredakteur erklärt, was das soll.

Georg Löwisch, Chefredakteur der taz Bild: Anja Weber

von GEORG LÖWISCH

Bestimmt wundern Sie sich, was da oben passiert ist. Dass wir ganz an den Rand drucken, den linken natürlich. Und vor allem: dass der rote Titelkopf in den Montag hineinschneidet. Aber das ist Absicht, die taz soll irritieren.

Seite Eins der ersten taz im neuen Layout

Wir wollten die Zeitung nicht nur ein bisschen föhnen und stylen. Wir haben sie neu gestaltet, nicht nur optisch. Wir setzen auf den Mut zu fokussieren, den eigenen Kopf – und darauf, spielerisch zu sein.

Die Welt verändert sich, Europa verändert sich, da darf die taz nicht stehen bleiben. Wer als Tageszeitung heute Leser_innen gewinnen will, muss ihnen Einzigartigkeit und Relevanz anbieten.

Warum Kraft stecken in die Tageszeitung?

Einzigartigkeit gewinnt die taz durch die Originalität ihrer Themen, Positionen und Formen. Relevanz bedeutet den Anspruch, in der Welt etwas zu bewirken. Dazu müssen wir gesehen und gehört werden, wir müssen durchdringen.

Aber warum steckt die taz überhaupt Kraft in die Tageszeitung? Wo man doch jeden Morgen in der Bahn erleben kann, wie die Menschen über das Glas ihres Handys wischen?

Wir arbeiten ja selber mit Leidenschaft an taz.de. Am Abend der Bundestagswahl erreichte die taz über Facebook eine Dreiviertelmillion Menschen. Es ist keine Frage von Entweder-oder. Wir mischen uns auf den neuen Kanälen ein – und entwickeln die alten neu.

Begleiten Sie die Veränderung

Denn wenn so viel geliked und geklickt und getwittert wird, wird die Wirklichkeit manchmal zerhackt. Man schaut auf und hat eine Matschbirne. Da tut etwas Klares gut: auf Papier. Jeden Morgen. Auf dem Tisch. Auch in der Variante als ePaper und tägliche App hat das Prinzip Tageszeitung etwas Klärendes.

Man blättert durch, hält hier an, liest dort hin­ein, und am Ende hat man eine Vorstellung vom Geschehen eines Tages. Das Internet ist endlos, eine Tageszeitung nicht. Man kann sie schaffen – das erleichtert auch.

Seit 2009 haben wir unser Urprodukt nicht mehr erneuert. Unseren Klassiker. Unsere Namensgeberin. Die tageszeitung. Wir laden Sie ein, die Veränderungen zu begleiten in den nächsten Tagen und Wochen. Schreiben Sie uns.

Einen Einblick in das, was in Verlag und Redaktion gerade Neues, Strittiges oder Lustiges passiert, bieten neben der Aus-der-taz-Seite am Wochenende, nun auch die täglichen die „taz sachen“ auf der Seite 2, eine der Neuerungen. Aber das sehen Sie jetzt ja alles selbst.

Wie gefällt Ihnen die neue taz? Oder auch nicht? Was erfreut oder vermissen Sie? Wie inspiriert Sie das neue Erscheinungsbild zu neuen Gedanken?

Schreiben Sie uns, wir freuen uns auf Ihre Ideen und Eindrücke: neu@taz.de.