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Ehemalige Spitzenkandidatin der LinkenCarola Rackete gibt Mandat im EU-Parlament auf

Kein Jahr im Amt, will Carola Rackete ihr Mandat im Europaparalament nun abgeben. Ihr Ziel, die Erneuerung der Linken, habe sie bereits erreicht.

Bis vor Kurzem saß Carola Rackete noch in der Plenarsitzung in Straßburg Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Straßburg afp/dpa | Die frühere Seenotrettungskapitänin Carola Rackete gibt ihr Mandat im Europaparlament nach rund einem Jahr auf. An ihrer Stelle zieht der Brandenburger Linken-Politiker Martin Günther ins EU-Parlament ein, wie die Linksfraktion in Straßburg am Mittwoch mitteilte. Rackete selbst ist parteilos, war bei der Europawahl im vergangenen Jahr aber als Spitzenkandidatin für die Linke angetreten.

„Meine Kandidatur und mein Mandat hatten von Anfang an das Ziel, zur Erneuerung der Partei beizutragen“, erklärte Rackete. Ihr Team habe den Sitz im Europaparlament „kollektiv“ gestalten wollen. „Dies geschieht nun durch die Abgabe meines Mandats“, teilte sie weiter mit. Vor ihrem Einzug ins Parlament war Rackete unter anderem Kapitänin des Seenotrettungschiffs „Sea-Watch 3“, mit dem sie trotz eines Verbots der italienischen Behörden mit aus Seenot geretteten Flüchtlingen an Bord die Insel Lampedusa anlief.

Ihr Nachfolger Günther kündigte an, insbesondere ihren „Kampf für Klimagerechtigkeit“ weiterzuführen. „Eine sozialere und ökologischere EU wird es nur geben, wenn wir sie von den Superreichen und ihren Lobbyisten zurückerobern“, fügte er hinzu. Günther war bereits bei den Europawahlen im vergangenen Jahr für die Linke angetreten, allerdings auf einem hinteren Listenplatz.

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14 Kommentare

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  • Kritisierers müssten sich schon entscheiden, ob diese Politiker ja alle an ihrem Stuhl kleben oder alle zu früh aufgeben.

    Rackete vermutet wohl ihre Stärken im Denken und Machen. Im Parlament ist es Reden und Arbeiten. Wie weit sie die Kollegens gut eingegroovt hat, weiß ich nicht. Aber Fehl-Positionen korrigieren ist sinnvoll. Es dürfte kaum jemand nur wegen Rackete die Linken gewählt haben. Unter dieser Annahme soll sie nur weiterziehen.



    Ihre Argumente empfand ich als hörens- und diskussionswürdig, ihre Art war engagiert-ruhig und faktenbasiert - das mag ich, ob ich nun alles teile oder nicht.

    • @Janix:

      Warum dürfen "Kritisierer" nicht differenzieren und finden, dass manche Politiker an ihrem Sessel kleben, andere -wie Rackete - zu früh aufgeben?

      Rackete war das Zugpferd in der Wahl, obwohl sie dann einen Maulkorb bekommen hat.

      Ich würde darauf tippen, dass die eine oder andere wegen Rackete die Linke gewählt hat

  • Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum? Wer sich nicht selbst hinterfragt bleibt dumm.

    Ob der „subversive“ Akt der Erschleichung eines Mandats mit dem Ziel einer Erneuerung der Linken erfolgreich war oder nicht, ist doch völlig gleichgültig. Ob damit das System der Repräsentation durch Wahlen als pseudodemokratisches Verfahren entlarvt wird oder nicht, muss man wohl mit einem klaren „Nein“ beantworten. Gegen die (mediale) Übermacht unterhaltsamen Wettbewerbs ist kein Kraut (nicht einmal „Die Partei“) gewachsen. Die oligarchische Herrschaft ausgewählter Eliten ist (grund-)gesetzlich verankert.

    So kann man nun den Rückzug der Carola Rackete deuten, wie man will, Hauptsache es reicht für Auflage, Quote, Klicks und Likes.

  • "„Meine Kandidatur und mein Mandat hatten von Anfang an das Ziel, zur Erneuerung der Partei beizutragen“ (...) Ihr Ziel, die Erneuerung der Linken, habe sie bereits erreicht."



    Das 'bereits' im letzten Satz lese ich als Kritik selbst aus der taz. Es ist ja auch spannend wie sie einfach so diese Aussage tätigt ohne sie irgendwie zu unterfüttern, oder ist ein einmaliger Wahlerfolg Beweis genug?



    Was hat sie eigentlich erreicht?



    Fiel sie irgendwie auf?

  • Coole Sache, ein Jahr nach der Wahl das Mandat niederzulegen.



    Naja, Frau Rackete war schon immer in erster Linie eine Selbstdarstellerin. Jede so wie sie meint.

  • Ziel erreicht? Ernüchtert? Überfordert? Man weiß es nicht... Schade, für zukünftige Mandate ist sie damit wohl verbrannt. Ihr moralisches Kapital hätte der sich neu formierenden Linken sicher gutgetan.

  • Ist doch toll und zeigt, dass sie nicht an Posten und Diäten hängt, es ihr also um die Sache geht.

    Freut mich jetzt umso mehr, damals auch schon Linke gewählt zu haben, als sie nur 2.8% bekam :-).

    • @Stavros:

      Welche 'Sache' und was hat sie explizit während ihrer einjährigen Amtszeit dafür getan?



      Die Antwort auf beide Fragen leistet Frau Rackete nicht.

    • @Stavros:

      Um die Sache geht es ihr auch nicht, dann würde sie ja dranbleiben.

      • @rero:

        Wir kennen die Hintergründe ja nicht.

        Vorstellbar ist z.B., dass ihr die parlamentarische Arbeit nicht liegt. Aber anstatt einfach 5 Jahre nichts zu machen und das Geld einzustreichen, macht sie lieber den Platz für jemand anders frei.

        Das ist doch ehrenwert, oder?

        • @Stavros:

          Was einen erwarteten würde, war doch vorher klar.

          Ich kann mir auch vorstellen, dass ihr diese Arbeit nicht liegt.

          Wenn es einem um die Sache geht, beißt man sich da durch.

          Ehrenwert wäre es aus meiner Sicht gewesen, sich dann nicht erst zur Wahl aufstellen zu lassen.

          Wenn ich die Linke wegen ihr gewählt hätte, würde ich mich behumpst fühlen. Hier wurde Vertrauen missbraucht.

          • @rero:

            Teilweise stimme ich Ihnen zu.

            Man kann sich vorher informieren. Aber dann trotzdem vom parlamentarischen Apparat überrascht werden.

            Ich persönlich würde nie eine Partei wegen einer Person wählen.

            Da die Linke bei der Europawahl nur unter 3 Prozent bekommen hat, hält sich auch jegliche mögliche Wählertäuschung in Grenzen.

            Versuchen wir diesen konkreten Fall einmal positiv zu deuten: Sie hat gesehen, dass das alles nichts für sie ist und den Weg für andere freigemacht.

  • Na, DIE Spitzenkandidatin hat ja Einiges zur Glaubwürdigkeit der PdL beigetragen…

  • Interessant wären die wirklichen Gründe der Mandatsniederlegung.



    Ihre Erklärung, mit der Erneuerung der Partei habe sie ihr politisches



    Ziel erreicht, klingt arrogant und bei Tätigkeit im EU-Parlament



    weit ab von der Parteibasis an den Haaren herbeigezogen.