Eigentümer-Demo gegen den Mietendeckel: Die Claqueure der Immo-Lobby

Es war geradezu grotesk, wie sich Vermieter und Bauwirtschaft als Freunde der kleinen Leute und Gegner einer Gentrifizierung inszenierten.

Mehrere Demonstranten in gelben Warnwesten vor dem Brandenburger Tor

So sah er aus, der Protest gegen den Mietendeckel in Berlin Foto: Christian Mang

Die Immobilien-Wirtschaft in Berlin wäre derzeit wohl gerne jemand anderes: Ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis etwa oder ein Freund der kleinen Leute und eine gegen Verdrängung eintretende soziale Bauwirtschaft. Um dieses Bild jedenfalls ist die PR-Maschinerie der Immo-Lobby sehr bemüht, als am Montagvormittag über 1.000 Vermieter*innen, Handwerker*innen und Vertreter der Bauwirtschaft gegen den Mietendeckel der rot-rot-grünen Berliner Landesregierung demonstrierten.

Dabei ist dieses inszenierte Bild natürlich Quatsch. Denn wer in Berlin mal eine Wohnung gesucht hat, weiß, dass der ideale und soziale Vermieter in Berlin mindestens so selten ist wie angeleinte Kampfhunde mit Maulkorb in Neukölln. Die Redner*innen auf der Vermieter-Demo verschweigen dabei nur zu gerne, wie es zum Mietendeckel gekommen ist: durch unsoziale Mietpreiserhöhungen, Spekulation mit Wohnraum und Verdrängung von armen Mieter*innen nämlich. Zu den großen Mietendemos Berlins kamen regelmäßig über zentausende Menschen.

Dass die Vermieter und Eigentümer sich nun vor dem Brandenburger Tor als Freund dieser kleinen Leute inszenieren, wirkt dann schon mal ein bisschen blöd, wenn die Redebeiträge von Vermietern mit enttäuschten Rendite-Erwartungen gehalten werden, die sich mehr von ihren Investitionen versprochen haben – bei Spekulation kann man sich halt auch verspekulieren.

Richtig quatschig wird aber diese Repräsentationsschieflage, wenn dann auf der Vermieter-Demo viele abhängig beschäftigte Handwerker*innen mit ihren Baufirmen-Chefs mitlaufen (müssen) und dafür den halben Tag frei bekommen – nur um dann nachmittags bei vollen Auftragsbüchern weiter für die teure Miete zu schuften.

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Geradezu armselig wird es, wenn die von der Bau-Wirtschaft finanzierte Kampagne gegen den Mietendeckel offenbar nicht mal genug Leute hat, die freiwillig Unterschriften sammeln. Das jedenfalls legt ein Stellengesuch nahe, dass derzeit auf Twitter kursiert: Wer sich für die Immo-Lobby mit Klemmbrett in die Kälte stellt, bekommt demnach 13 Euro die Stunde.

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Inland und taz Berlin. Themenschwerpunkte: soziale Bewegungen, AfD, extreme Rechte

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