Ein Jahr BER-Desaster: „Das hat Willy nicht verdient“
Heute vor einem Jahr sollte der Willy-Brandt-Flughafen eröffnen. Man müsse ihm diesen Namen entziehen, fordert Klaus Harpprecht, Weggefährte des Exkanzlers.
Vergangenheit und Gegenwart der SPD: Willy Brandt, Klaus Wowereit, Matthias Platzeck. Bild: dpa
taz: Herr Harpprecht, heute vor einem Jahr sollte der Willy-Brandt-Flughafen in Schönefeld eröffnen. Was hätte Willy Brandt zu so viel Unpünktlichkeit in seinem Namen gesagt?
Klaus Harpprecht: Er hätte schon bei der Planung gesagt: „Hätten Se’s nicht ’ne Nummer kleiner?“ Der Flughafen ist ein Prestigeunternehmen, das sich Berlin nicht leisten kann. Und Brandenburg auch nicht. Das wird niemals ein großer Drehkreuzflughafen. Neben Frankfurt und München ist ein dritter großer Flughafen in Deutschland nicht notwendig.
Legte Brandt denn Wert auf Pünktlichkeit?
Ja, sehr sogar. Um es ganz altmodisch zu sagen: Er betrachtete Pünktlichkeit als eine Form der Höflichkeit. Und wenn er zu spät kam, was bei Wahlkämpfen immer mal passiert ist, war ihm das sehr unangenehm. Er ließ die Leute ungern warten und war auch zu Verabredungen mit Besuchern und Mitarbeitern sehr pünktlich. Schlampereien hat Brandt grundsätzlich gehasst. Er war in den Dingen sehr genau.
Insofern passt das Flughafenprojekt nicht besonders zu ihm …
Es passt überhaupt nicht! Ich plädiere sehr dafür, Willy Brandts Namen von dem Projekt zu lösen. Er hat es nicht verdient, mit diesem Flugplatz in Zusammenhang gebracht zu werden. Sie sollten auf die Nennung seines Namens verzichten. Sie können den Flughafen ja stattdessen auf den Namen unseres großen Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit taufen, zur ewigen Erinnerung, zur Belohnung für dieses politische Schwergewicht, das mal die wolkige Idee hatte, Bundeskanzler zu werden.
Sollte man es nicht tatsächlich als Ehre begreifen, wenn ein Flughafen nach einem benannt wird?
Also auf die Ehre, mit dem BER in Verbindung gebracht zu werden, kann jeder gut und gerne verzichten.
Was für ein Verhältnis hatte Willy Brandt denn eigentlich zum Fliegen?
Im Flugzeug unterwegs zu sein war für ihn ganz selbstverständlich, es gehörte schließlich zum Job. Es war eine angenehme und oft auch die einzige mögliche Form des Transportes. Aber ich glaube, ein begeisterter Flieger war er nicht.
Hat er ein anderes Verkehrsmittel bevorzugt?
Mit der Eisenbahn fuhr er häufig durch Deutschland, von einer kleineren Stadt zur anderen. Autofahren konnte er nicht. Er hat meines Wissens nie einen Führerschein gemacht. Und da er auch oft sehr abgelenkt und in Gedanken war, hielt ich es auch für besser, dass er einen Chauffeur hatte. Ich weiß nicht, ob ich mich so sehr gern von ihm hätte fahren lassen.
Leser*innenkommentare
Tim Leuther
Gast
@Sigranna
Natürlich nur wenn der andere geschlossen wird.
Das man Flughäfen nach Personen benennt, finde ich nicht so schlimm. Aber müssen das immer Politiker sein?
Und wie kann man vorhaben in der Stadt in der zum ersten mal ein Mensch geflogen ist, einen Flughafen der den Namen des ersten Fliegenden zu schließen, und dann ein Flughafen aufzumachen, der Willi Brandt heißt? Nur weil die SPD auch einen Flughafen haben will? Finde ich Fragwürdig. Wenn ein Flughafen das Tor zur Welt sein soll, dann sollte eine Stadt wie Berlin doch darauf hinweisen, das Sie maßgeblichen Anteil daran hat das es Flughäfen gibt.
Und Willy Brandt sagt mir nichts. Genau so wenig wie Adenauer und der CSU-Heini. Meiner Meinung nach sind die auch unwichtiger als Leute wie Lilienthal. Genaso wie die zwei wichtigsten Revolutionen der Menschheit die Landwirtschaftliche Revolution und die Industrielle Revolution war. Kein Politiker wird dir die beiden nennen wenn du Sie fragst. Aber die Politik beklatschen sich eben am liebsten selbst.
Rainer B.
Gast
Man sollte das Ding in Herbert-Ernst-Karl-Frahm Standhafen umbenennen.
Die SPD hat dann auch nix zu meckern und man kann schneller zu den wirklich wichtigen Dingen des Lebens zurückkehren.
Sigranna
Gast
Hallo Herr Leuther! Soll Berlin denn am Ende, wenn Mehdorn sich mit der Offenhaltung von Tegel durchsetzt, zwei Otto Lilienthal-Flughäfen haben? Wie wollen wir das denn den Touristen erklären, welcher nun wer ist? Die Frage ist eher: Müssen die Flughafen überhaupt noch nach einer berühmten Persönlichkeit benannt werden, oder reicht nicht auch nur der Ort?
Tim Leuther
Gast
Keine Ahnung was Willy Brand verdient hat.
Ich bin jedenfalls dagegen das Parteien Flughäfen nach ihren Idolen benennen.
Der BER hätte den Namen vom Flughafen Tegel bekommen sollen. Otto Lilienthal. Der hat in Berlin einen maßgeblichen Beitrag geleistet das es heute so etwas wie Flugzeuge gibt. Berlin ist eine Wiege der Luftfahrt. Der erste Fliegende Mensch. Er flog in Berlin.
Wie kann Berlin ein solches Gedenken einfach wegwerfen, für die Profane Bennenung nach einem Politiker nur weil der Parteiproporz dafür spricht.
Schmidt Georg
Gast
so schlecht ist der Name nun nicht, er passt ganz gut, Brandt hatte Steuergelder zum Fenster rausgeworfen, als wenns altes Eisen gewesen wäre, das wäre der erste Sozi gewesen, der mit Geld umgehen konnte-die Minister Schiller und Matthöfer verliessen Brandts Regierung, wegen dessen katastophalen Finanzpolitik!
Sigranna
Gast
Nein, der Flughafen BER sollte natürlich nicht nach Willy Brandt benannt werden, weil es posthum eine Unverschämtheit ist, diese herausragende Persönlichkeit und ihren guten Namen mit den Lügen, dem Betrügen und auch der Kriminalität in eine enge Verbindung zu bringen, die jahrelang mit diesem Projekt einher gegangen sind.
Vielmehr hält Willy Brandt aus dem Jenseits seine schützende Hand über den von seinen komplett missratenen Enkeln Wowereit und Platzeck geopferten nahen Anwohnern des BER. Aus dem Jenseits hat er sie abgestraft, weil sie so inhuman und zynisch zu Menschen sind. So sehr, dass es für sie um ihr politisches "Sein" oder "Nicht-Sein" geht! Die Tendenz für Platzeck und Wowereit geht eindeutig zum "Nicht-mehr-Sein"!
Gott sei Dank kamen wegen der Funktionsuntüchtigkeit gerade der Brand(t)schutz-Anlage auch endlich einmal die vielen über die Jahre hinweg unter der Decke gehaltenen Skandale ans Licht. Statt dem propagandistisch verlogenen Hurrah-Flughafen-Hauptstadt-Patriotismus endlich einmal die Erlösung in Form von Wahrheit und öffentlicher Empörung über das, was sich da alles am Rechtsstaat vorbei "geleistet" wurde! Natürlich auch, weil die Medien weggesehen und den Warnungen der alten BI BVBB niemals gut recherchierend nachgegangen sind!
Wir, die BER-nahen Anwohner, danken Willy für seinen ganz speziellen Brand(t)schutz, den er uns aus himmlischen Gefilden hat zukommen lassen. Dafür wird er immer einen Platz in unseren Herzen haben. Und diese missratene Brut von brandt`schen Enkeln werden die Menschen schon noch mit dem Wahlzettel zum Teufel jagen, wenn sie merken, in welche Lärmhölle sie geschickt worden sind. Und wenn sie in anderen Landesteilen oder Berliner Bezirken merken, auf was alles sie verzichten müssen, weil das ganze GeLd für den BER verbrannt wurde!
Aus dieser Wählerverdammnis werden Wowereit, Platzeck und ihre geistigen Epigonen hoffentlich politisch nie mehr wieder auferstehen, weil es eine ewige ist.
Die Menschen, die an eine ewige Verdammnis glauben, sehen unsere Flughafenverantwortlichen aber sowieso posthum auch ganz nahe am Höllenfeuer, wo sie sich täglich die Haut verbrennen. Und kein angerufener Schutzheiliger, schon gar nicht ihr politischer Großvater, dessen international gut angesehener Name sie für ihr Schandprojekt benutzt und verunglimpft haben, hilft ihnen da wieder heraus oder bessert ihre Lage.
Andreas Urstadt und Julien Lewis
Gast
Keine Phase des ganzen Projekts hatte mit MEHR DEMOKRATIE WAGEN zu tun. Buergerinitiativen sind letztlich dazu stets bestraft worden. Mit IHK bullied Wowereit auf Verkuerzung des Nachtflugverbots. Angrenzende Landraete wurden zu Plan und Bauzustimmungen genoetigt vom BER Konsortium (und gaben nicht nach und deckten die Sauereien um den Flughafen dadurch auf).
Der Standort des BER ist aus oekologischer Sicht plem plem.
Willy Brandt haette nie erwartet, dass andere durch ihn gestoert werden in Lebensqualitaet etc, was sehr wohl auch Demokratieabbau bedeutet. Business ethics steckt nicht hinter dem BER inkl der Aufweichung der Flugzeiten.
Der Flughafen hat ueberhaupt nichts mit Willy Brandt zu tun, es sollte besser gewartet werden bis der erste Raumschiffflughafen kommt, Raumschiffe gleiten lautlos und Ueberschallknall rauf und runter.
Es ist sogar moeglich, den Ort dafuer schon festzulegen und ein Schild Willy Brandt Spaceport anbringen. Ruhig. Oekologisch. Fair business. Fair Trade. Keine Abschiebungen.
(Abschiebungen ueber den BER sind nur ueber Willys Leiche moeglich, was Makabres hats schon)
wernero
Gast
Täusche ich mich, oder war dieser Namenszusatz nicht eh eine nachträgliche Idee von ein paar PR-Leuten? Bei Verlautbarungen der Zuständigen für den Flughafen hört man im Radio gern mal "... am Flughafen Berlin-Schönefeld ... (Pause) ... Willy Brandt" - gerade noch eingefallen, de neue Gesprächsregelung.
Stratege
Gast
BER muss jetzt teilprivatisiert werden, durch Umwandlung in eine Aktiengesellschaft und Aktienverkauf.
Jede Fluggesellschaft sollte dabei Kapitalanteile zeichnen MÜSSEN.
Ziel:
Die Mehrkosten der vergangenen 3 Jahre und der kommenden 7 Jahre durch privates Kapital abfedern - die öffentlichen Haushalte entlasten.
Ab 2017/18 ist der Flughafen in der Gewinnphase - und dann können auch Aktien rückgekauft werden.
P.S.
Die Beschäftigung mit medialen Scheindiskussionen ist Zeitverschwendung
Schmidt Georg
Gast
vielleicht hätte man eher ne Cognacsorte nach im benennen sollen !?