Einbruchsserie verängstigt Mieter: Angst in Wohnblock 48

Eine Serie von Einbrüchen in zwei Wohnblöcken in Gröpelingen lässt die Bewohner nachts nicht mehr schlafen. Sie fühlen sich alleingelassen.

"Monster auf Balkons": Einbruchsserie in der Rostocker Straße. Bild: jpb

Bremen taz | Kadir ist aufgeregt und müde zugleich. Er macht kaum noch ein Auge zu, hat Angst um seine kleine Tochter, seine schwangere Frau. Die Familie wohnt in einem der beiden Wohnblöcke in der Rostocker Straße 48 bis 54 in Gröpelingen.

Seit drei Wochen, so erzählen die BewohnerInnen, komme es fast jede Nacht zu Einbrüchen, stünden Fremde mit Werkzeugen auf den Balkonen: Die zwei gegenüberliegenden Hochhäuser sind von beiden Seiten mit einem Baugerüst umschlossen. Sie werden saniert. Die Diebe würden dreister und tauchten nicht mehr nur nachts auf. Mittlerweile legen sich die Bewohner sogar selbst auf die Lauer und fangen an, sich zu bewaffnen.

„Ich bin aufgewacht, da stand ein Mann mit einem Schraubenzieher vor dem Fenster“, erzählt Jasmin, die wie Kadir ihren echten Namen nicht in der Zeitung lesen will. Das war vor drei Wochen. Seitdem wurden Fernseher, Geld, Schmuck, Laptops geklaut. „Dass man leicht an die Wohnungen gelangt, muss sich herumgesprochen haben“, sagt Kadir.

Mehrfach hätten sie schon die Polizei gerufen. Am Anfang hätte die Bewohner mal einen Einbrecher erwischt und ihn der Polizei übergeben. Am nächsten Tag sei er wieder durch die Gegend gestreift. Sie könnten nichts machen, hätten die Uniformierten ihnen gesagt, so Kadir. Sie seien ja jede Menge Leute, sollte selbst versuchen die Einbrecher zu schnappen und sich dann melden. So zumindest haben Kadir und die anderen Männer aus den Wohnblöcken das verstanden. Zwei von ihnen schlafen seit ein paar Tagen in ihren Autos vor den Wohnblöcken und haben eine Axt dabei. Andere halten auf den Balkonen Wache.

Auch Jasminas Mann hat das gemacht. Vor ein paar Tagen habe er sogar einmal eine Gruppe Einbrecher erwischt, „da hat einer mit einer Waffe auf ihn gezielt“, sagt Jasmin. Manche MieterInnen schlafen nun bei Freunden, andere wollen ihre Wohnung nicht aus den Augen lassen. Eine Frau erzählt von ihrer Tochter, die Epilepsie hat. Sie fürchtet, dass durch den Stress ein Anfall ausgelöst wird.

Ein Mann erzählt, er sei als Lagerarbeiter in Woltmershausen angestellt und gehe seit Donnerstag nicht mehr hin, weil er nicht schlafen könne. Die Kinder haben Angst vor „Monstern auf den Balkonen“, manche trauten sich nicht mehr allein raus. In den Häuser wohnen viele Familien, „hauptsächlich Türken oder Araber“, sagt Kadir, „multikulti“, sagt ein anderer. Probleme habe es hier bislang kaum gegeben, auch jetzt halten alle zusammen. 132 Wohnungen umfassen die beiden Hochhäuser. Bis vor anderthalb Jahren gehörten sie der Immobilien-Gruppe Gagfah, die habe sich kaum gekümmert, sagen einige. Immerhin hätte sie reagiert, sagt Jasmin. Vom neuen Vermieter, der Baum-Unternehmensgruppe verlangen die Bewohner, dass ein Sicherheitsdienst beauftragt wird, zumindest, solange die Gerüste stehen.

Die energetische Sanierung begann Ostern und solle noch bis Oktober dauern, sagt Johannes Aderholz, Bremer Chef der Baum-Gruppe. Von der Einbruchserie habe er erst vor einigen Tagen erfahren. Sofort habe er für ein nächtliche Beleuchtung der Anlage gesorgt. „Wir bauen einen Bewohnertreff, wollen, dass sich das Umfeld verbessert.“ Dass dies nun in den Hintergrund rücke, das „ärgere ihn auch“. Für die richtig Einschätzung der Situation aber müsse sich die Polizei bei ihm melden. Seit Tagen warte er auf einen Rückruf.

Die Schilderungen der Bewohner kollidierten mit den Zahlen, die der Polizei vorlägen, sagt Polizeisprecher Dirk Siemering. „Wir haben seit dem 31. Juni zwei Einbruchsversuche gehabt.“ Das sei für die Polizei kein Brennpunkt. Allerdings würde sich nicht immer jeder bei der Polizei melden. Wenn sie davon erfahre, werde die Polizei auch aktiv.

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