El Haqed steht vor Gericht: Rappen gegen das Schweigen

Der marokkanische Rapper El Haqed muss sich vor Gericht verantworten. Er hatte die Polizeigewalt gegen Demonstranten angeprangert.

„Schau nach Ägypten, schau nach Tunesien, wer sagt, Marokko sei anders, ist ein Lügner“, rappt El Haqed. Bild: reuters

MADRID taz | „Das Schweigen ist unser Feind“ – das ist Mouad Belghouats Lebensmotto. So heißt es in einem seiner Songs. Denn der 24-Jährige rappt. Sein Künstlername El Haqed bedeutet so viel wie „der Wütende“ oder „der Empörte“. Seit Mittwoch steht der junge Mann aus einem der Armenvierteln in Casablanca vor Gericht. Ihm wird Beamtenbeleidigung vorgeworfen.

Der Grund: Einer seiner neuesten Songs handelt von der Brutalität, mit der die Polizei gegen die Demokratiebewegung 20. Februar vorgeht. El Haqed, der seine Musik ins Internet stellt oder auf selbst gebrannten CDs verschenkt, ist eine Stimme der Bewegung, die sich nach dem Tag benennt, als Marokkos Jugend 2011 erstmals auf die Straße ging.

El Haqed rappt gegen die Korruption, gegen die Polizeigewalt, Menschenrechtsverletzungen und für Freiheit. „Schau nach Ägypten, schau nach Tunesien, wer sagt, Marokko sei anders, ist ein Lügner“, lautet eines seiner Stücke, das zur Hymne einer Generation geworden ist.

Für seinen Einsatz musste der junge Mann bezahlen. Im Fernsehen und Radio darf er nicht gespielt werden. Nur einmal trat er live auf. Beim ersten Song brach die Polizei das Konzert ab. „Wir sangen ’Gib mir meine Rechte, jetzt!‘ Das reichte, wir wurden aufgefordert, sofort aufzuhören“, erinnert sich Belghouat.

Doch damit nicht genug. El Haqed wurde im September vergangenen Jahres zum ersten Mal verhaftet. „Körperverletzung“ lautete die Anschuldigung. Belghouat war von einem Königstreuen angegriffen worden und hatte sich verteidigt. Es kam zu einer breiten Solidaritätsbewegung. Im Januar wurde er schließlich zu vier Monaten Haft verurteilt und freigelassen, da die U-Haft die Strafe aufwog.

El Haqed rappte weiter. Am 28. März kam die Polizei erneut. Einer seiner Songs war im Internet mit Bildern aufgetaucht, die Polizisten beim Einsatz zeigt. Im Zusammenhang mit dem Text, der die Polizeigewalt anklagt, sei dies Beamtenbeleidigung, heißt es jetzt. Das Ganze hat nur einen Haken: El Haqed hat zwar die Musik gemacht, doch weiß er nicht, wer das Video dazu geschnitten und gepostet hat. Dennoch droht ihm nun eine lange Haftstrafe.

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