Elternvertreter über Kita-Streik: „Wir waren von Beginn an solidarisch“

Der Kita-Tarifstreit ist vorbei. Besonders die Eltern sind erleichtert. Für sie war der Streik eine Zerreißprobe, sagt Norman Heise.

Ein Geduldsspiel steht in einer Kindertagesstätte, dahinter sitzen Kinder beim Frühstück

Chaos nicht nur in der Kita, sondern auch zuhause: So haben viele Eltern den Kita-Streik erlebt Foto: reuters

taz: Herr Heise, sind Sie erleichtert?

Norman Heise: Ja, auf jeden Fall. Uns Eltern fällt mit der Einigung ein riesiger Stein vom Herzen. Jetzt hoffen wir, dass er auch liegenbleibt und wir ihn so bald nicht wieder hochheben müssen. Deshalb bitten wir die Delegierten dringend, das heutige Ergebnis der Verhandlungen anzunehmen.

Die Einigung enthält eine Nachbesserung einer ersten Schlichtungsempfehlung, den die Gewerkschaftsbasis im August aber ablehnte. Vor allem für BerufsanfängerInnen und SozialarbeiterInnen wurde noch einiges nachjustiert. War das berechtigt?

Wir waren von Anfang an solidarisch und haben die Ziele der ErzieherInnen unterstützt. Und der Fachkräftemangel ist ein wichtiges Thema, dessen Ende mit dieser Vereinbarung hoffentlich absehbar wird. Von daher war die Verbesserung sicherlich wünschenswert. Trotzdem waren die Streiks für viele Eltern kaum tragbar. Und für viele war ein Streik auch nicht das Mittel der Wahl, auch wenn sie die ErzieherInnen grundsätzlich verstehen.

Wie meinen Sie das?

Nachdem die ver.di-Basis den Schlichtungsvorschlag abgelehnt hatte, hat Frank Bsirske sich hingestellt und gesagt, nun müsse man eben unkonventionelle Methoden wählen. Für einen Streik hätte das wieder wochenlange Streiks ohne Ankündigung und ohne Notvereinbarungen bedeutet.

Heißt das, die Gewerkschaft war hauptsächlich schuld daran, dass der Konflikt sich so lange gezogen hat?

Ich denke, man muss die Verantwortung bei beiden Seiten suchen. In der ersten Phase des Tarifstreits waren es die kommunalen Arbeitgeber, die sich kaum bewegt haben. Sie hatten offenbar wenig Interesse an einer Einigung und wollten das Ganze lieber aussitzen. Dass die Gewerkschaftsmitglieder den Schlichtungsvorschlag abgelehnt haben, muss man auch verstehen. Mit dem heutigen Ergebnis sollten aber alle gut leben können. Jetzt wird man sehen müssen, wie sich die Dinge in den nächsten fünf Jahren entwickeln.

Was für eine Bilanz ziehen Sie aus den vergangenen Monaten? Wie lief zum Beispiel die Organisation der Ersatzbetreuung?

In einigen Bundesländern und Kommunen klappte das gut, vielerorts lief es schlicht katastrophal. Angefangen bei unklaren Notbetreuungsvereinbarungen, wo Kinder dann plötzlich doch nicht betreut wurden, hin zu Versuchen, die Betreuung zwischen den Eltern selbst aufzuteilen, was von einigen Kommunen abgelehnt wurde. Auch die Rückzahlung von Kita-Gebühren war ein großes Problem. Teilweise haben Eltern nicht mal Rückzahlungen für das ausgefallene Mittagessen bekommen. Da gab es bei einigen Kommunen eine totale Verweigerungshaltung. So etwas ist absolut inakzeptabel.

Mit der Einigung sind Sie zufrieden. Was muss jetzt noch anders werden?

Für die Zukunft sehe ich besonders den Bund in der Verantwortung. Wir brauchen ein System, das die Gelder in der Kinderbetreuung besser verteilt. Im Moment gleicht das einem Wasserfall, der am oberen Ende groß und kräftig fließt, aber da, wo er hin soll, nämlich beim Kind, nur noch als Tropfen ankommt. Das geht besser. Denn die tarifliche Aufwertung darf auch nicht zu Lasten der Familien gehen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.