Empörung über Gabriel-Auftritt: Kein Kandidat der SPD-Frauen

Der Parteichef empört die Sozi-Frauen: Erst wurden ihnen die Mittel gekürzt. Nun erklärte Sigmar Gabriel die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen für zu alt.

Gegensätzliches Duo: Bei den SPD-Frauen kommt Sigmar Gabriel nicht an – Hannelore Kraft schon. Bild: dpa

BERLIN dap/taz | Die SPD hat nicht nur eine männliche Troika, aus deren Mitte sie den nächsten Wahlkampf bestreiten will. Sie hat auch noch einen Chef, der es sich am Wochenende kurzerhand mit den Frauen in der SPD verscherzte. Sigmar Gabriel war eingeladen, auf der Bundeskonferenz der traditionsreichen Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) zu sprechen – und vergriff sich offenbar in Ton und Inhalt.

Mehrere Delegierte zeigten sich „erschüttert“ über seinen Auftritt. Eine erklärte sogar: „Ich habe große Zweifel, mir Dich als Kanzler vorzustellen.“ Der Parteichef tue so, als ob der die SPD-Frauen durchweg für „bescheuert“ halte. Julia von Dewitz von der ASF Köln legte ihm nahe, sich eine Scheibe von der NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft abzuschneiden. „Sie haut nicht auf die anderen drauf, sondern nimmt die Menschen mit“, erklärte sie.

Es waren auch junge Frauen, die sich empörten. Und damit auch schon einen Kritikpunkt Gabriels entkräfteten. Denn Gabriel, so erzählt es die Landeschefin der ASF in Nordrhein-Westfalen, Ulla Meurer, habe genau dies angegriffen: „Er sagte, wir seien zu alt. Wir würden die jungen Frauen nicht erreichen.“

Dafür muss man wissen, dass die gesamte SPD nicht die Jüngste ist: Ihre Mitglieder sind im Schnitt 57 Jahre alt. Die ASF könne durchaus junge Frauen begeistern, wehrt sich NRW-Chefin Meurer und zählt einige junge Funktionsträgerinnen auf.

Gabriel genervt wegen Kritik an Kürzungen

Wahr sei aber auch, dass die Spaltungen seit den 70er Jahren der SPD ein Jugendproblem gebracht haben: Die Jungen seien zu den Grünen, zur Linken und nun zu den Piraten gegangen. Das Problem nun auf „ältere Frauen“ zu fokussieren, hat dann einen leicht sexistischen Beiklang.

Gabriel möchte offenbar für den Wahlkampf weniger auf die alten Arbeitsgemeinschaften (AG) der SPD setzen und ihn „amerikanisieren“: Neues Logo, schöne Fernsehbilder, Wahlkampf im Netz, Personen statt Institutionen.

Die AGs aber fühlen sich quicklebendig und waren deshalb wütend über einen Beschluss des Vorstands Anfang des Jahres, ihnen die Mittel zu kürzen. „Von oben herab“ sei der Beschluss gefallen. „Da hing ich unter der Decke, und zwar ziemlich lange“, fasst ASF-Chefin Elke Ferner die Wirkung dieser Nachricht auf sie zusammen. Er schwäche die Arbeit der AGs, kritisiert Meurer. Dies hielten sie Gabriel auf dem Kongress vor, der darauf genervt reagiert habe.

Anneka Beck aus Münster gehört auch zu den jungen Frauen in der ASF. Sie finden nicht, dass die ASF zu groß oder zu alt ist, sondern in ihrer Wirkung immer noch viel zu klein. „Frauenpolitik ist ein Querschnittsthema“, so Beck. „Das kann man in der SPD aber nicht sehen“. Gabriel wolle modern wirken, dazu gehöre aber auch eine moderne Frauenpolitik. Schaue man auf die SPD-Homepage, dann begrüße einen dort das Kandidatentrio in Managerpose. „Damit zeigt man sich nicht offen für Frauen“, kritisiert Beck.

Von Hannelore Krafts Wahlsieg in NRW fühlen sich ältere wie jüngere Frauen in der ASF bestärkt: „Sie ist persönlich auf die Leute zugegangen, nicht mit einem Fernseh- und Internetwahlkampf. Und das hat gezogen“, meint Meurer. Und sie habe die Frauenthemen gespielt, meint Anneka Beck, „das ist modern“.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.