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Ende der BohemeDas ist Kunst. Das kann weg

Kommentar von

Frederic Valin

Der Kahlschlag in der Sozialpolitik trifft auf eine ohnehin verunsicherte Kreativszene. Nennenswerter Widerstand ist von ihr nicht zu erwarten.

„Unkürzbar“: Demo in Berlin am 15. Dezember 2024 Foto: Stefan Boness/Ipon

D er immer weiter fortschreitende Kahlschlag in den Sozialsystemen lässt bei vielen Zukunftsängste aufkommen. Aktuell fangen angesichts der Zusammenstreichung der sogenannten Grundsicherung – die diesen Namen nicht mehr verdient – auf ein Gnadenbrot auch diverse Interessenverbände an, Bedenken anzumelden.

Der Deutsche Journalisten-Verband zum Beispiel ist alarmiert, weil die Pläne der Regierung befürchten ließen, dass Grundsicherung nur dann bezogen werden kann, wenn die Rücklagen aufgebraucht sind. Diese Rücklagen können aber im Fall von Selbstständigen die Alterssicherung sein – muss die abgefrühstückt werden, bevor überhaupt eine soziale Sicherung greift, wird Hartz IV gleichbedeutend mit Altersarmut.

Um jetzt den Haushalt zu entlasten, bereitet die Bundesregierung die zukünftige Verelendung gerade auch von Kreativen und Selbstständigen vor. Zum idealen Stadtbild von Friedrich Merz gehören offenbar flaschensammelnde 60-jährige Pu­bli­zis­t*in­nen und Mu­si­ke­r*in­nen jenseits der 70, die bei Wind und Wetter an der Straßenecke den Hut aufstellen müssen, weil es sonst nicht mehr reicht.

Diese neuerlichen Zumutungen, die mit der Reform der Grundsicherung durchgesetzt werden sollen und die nichts anderes sind als eine institutionell verankerte Herabwürdigung von Armut, treffen auf eine eh schon hochgradig prekarisierte Branche.

Verschwindende Inseln

Jour­na­lis­t*in­nen und Künst­le­r*in­nen finden sich da im gleichen Boot wieder. Gestiegene Lebenserhaltungskosten, explodierende Mieten und ganze Branchen in der Krise führen zu einer Unsicherheit, die nicht selten in schiere Existenznot umschlägt. Obendrein werden die Inseln der Möglichkeiten – wie Berlin früher einmal eine gewesen ist – immer kleiner oder verschwinden ganz.

In einem Interview mit dem Deutschlandfunk erzählte beispielsweise die Musikerin und Autorin Christiane Rösinger, dass ihre Rente aktuell 400 Euro umfasse. Damit ist sie keineswegs ein Einzelfall. Bei einer solchen Rente kommen in der Regel zwar noch andere Einnahmen hinzu – die Miete wird normalerweise übernommen, aktuell greift in dieser Größenordnung auch die Grundsicherung noch, sofern man nicht, wie Christiane Rösinger es glücklicherweise tut, noch arbeitet. Aber all das kann nur funktionieren, wenn man sich auch im Alter maximale Flexibilität bewahrt.

Und Voraussetzung für diese Flexibilität ist eine einigermaßen intakte Gesundheit. Sollte die aber, auch durch den jahrelangen Raubbau, den diese Gesellschaft Frei­be­ruf­le­r*in­nen abverlangt, gelitten haben, dann wartet schon die nächste niederträchtige Idee der Union auf eine*n: Mit der möglichen Abschaffung von Pflegegrad 1 würde auch diese Lebenssituation noch schwieriger zu gestalten, als sie es eh schon ist.

Es ist angesichts solcher Umstände nicht verwunderlich, dass junge Künst­le­r*in­nen und Jour­na­lis­t*in­nen diesen Branchen den Rücken kehren.

Kampf gegen die tatsächliche Kultur im Land

Aktuell hat die Autorin Bettina Wilpert eine Debatte über die Lebbarkeit dieser Lebensentwürfe angestoßen, als sie ankündigte, neben dem Schreiben einen Job aufzunehmen. Dass sie diese Entscheidung selbstbestimmt und aus einer gesicherten Position heraus traf, ändert nichts an dem Umstand, dass es sich hier um ein gesellschaftliches Phänomen handelt.

Während aber Kulturstaatsminister Wolfram Weimer keine Gelegenheit auslässt, sich mit obskuren Kulturkampfthemen zu Wort zu melden, ignoriert er weitgehend die ökonomischen Bedrohungen einer lebendigen kulturellen und publizistischen Szene. Immerhin hat er nach den Angriffen der rechten Aktivisten von Nius die Verleihung des Deutschen Verlagspreises insbesondere an den Verbrecherverlag und den Unrast Verlag verteidigt (obwohl er mit seinem Gerede von den GEZ-Abgaben als „Zwangsgebühren“ selbst mit die Grundlage geschaffen hat, staatlich unterstützte kulturelle und publizistische Arbeit zu diskreditieren).

Die Verarmung der kulturellen Landschaft durch die Prekarisierung der kreativen Branchen wird jetzt schon sichtbar – circa alle drei Monate macht der nächste verdienstvolle Kleinverlag zu, zuletzt kündigte der Berenberg Verlag an, den Betrieb einzustellen; just in dem Moment, als der Verlag mit „Wachs“ von Christine Wunnicke einen Titel auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises hatte. Und auch das Zeitungssterben droht weiter – aktuell kämpft einmal wieder das nd ums eigene Überleben.

Die schnöde Realität der neuen deutschen Leitkultur, für die Friedrich Merz und seine Bundesregierung stehen, ist also nichts weiter als Kampf gegen die tatsächliche Kultur im Lande: sowohl gegen Künst­le­r*in­nen und Pu­bli­zis­t*in­nen als auch gegen die Institutionen, die sie tragen und halten. Boheme heißt also zu hackeln, bis man umfällt: und die Bohemisierung weiter Teile der Gesellschaft scheint das Kernprojekt der aktuellen Regierung zu sein. Allerdings fehlt diesem ganzen politischen Projekt jede Romantik, jede Lebensfreude, jeder subversive Geist. Auch das ist Dunkeldeutschland.

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62 Kommentare

 / 
  • Danke für den guten Artikel, der mir aus der Seele spricht. Bitte mehr in dieser Richtung berichten!

  • Zu den neidvoll abfällig gehässigen Skribenten



    Ach was! Loriot

    Mal die Trias -



    KSK “…Die Grundlage für das Künstlersozialversicherungsgesetz waren die Untersuchungen durch den Autorenreport und die Künstler-Enquete. (was), schließlich am 27. Juli 1981 zum Künstlersozialversicherungsgesetz (KSVG) führte. …rechtlich selbständigen Leistungserbringer durch die Künstlersozialabgabe ist eine Besonderheit, die in Deutschland außerhalb der Erbringung künstlerischer und publizistischer Leistungen ohne Parallelen geblieben ist. …



    Nach Angaben der KSK fördert der Staat mit der Künstlersozialversicherung selbständige Künstler und Publizisten, „da diese Berufsgruppe sozial meist deutlich schlechter abgesichert ist als andere Selbständige. Das ist nicht nur eine sozialpolitische, sondern auch eine kulturpolitische Errungenschaft. Denn mit dieser Einrichtung der KSK wird die schöpferische Aufgabe von Künstlern und Publizisten als wichtig für die Gesellschaft anerkannt.“



    de.wikipedia.org/w...Cnstlersozialkasse



    &



    Vertrete schon mal aber sojet.



    & Däh



    Worum gehst? - Nix faule Haut!



    Nö - daßde jährlich in nicht unbeträchtlicher Höhe - Kunstwerke in den Wirtschaftskreislauf gibst •

  • Statt Förderung von staatlicher Seite das dann doch wieder nur eine kleine Elite fördert die Connections und Wissen haben wie sie an die Töpfe kommen, wie wäre es jeder Bürger kriegt seinen Anteil als Gutschein ausgegeben. Meiner landet dann bei Patreon und unterstützt da Künstler, oder ich gehe ins Kino, oder kaufe meiner Freundin Lady Gaga Tickets. Das wäre echt demokratisch und fair.

  • Selbstständige sollten in die Rente einzahlen müssen. Private Vorsorge ist wie private Krankenkasse: unsolidarisch.

    • @Rudolf Fissner:

      Ich weiß - auch wenns doch arg schwer fällt



      Suchens doch so ab & an etwas Sachkenne - wenigstens vorzutäuschen! Gelle



      Dank im Voraus - für den Fall der Fälle

      • @Lowandorder:

        Sie haben schon recht mit ihre Kritik. Mittlerweile ist mir schon klar, das Künstler und Journalisten in die KSK einzahlen müssen. Ich hatte mehr den Selbstständigen aus eigenen Kreisen im Kopf, der eben nicht einzahlt.

        Mit der KSK haben aber auch Künstler über all die Jahre ihrer Arbeit, die Möglichkeit in die Rente in einer Höhe einzuzahlen, dass es später reicht.

        Allerdings ist mir nicht klar, wovon der Artikel überhaupt redet. Sind da irgendwelche Rentenkürzungen beschlossen worden speziell im KSK-Kontext?

        Vielleicht könnten Sie mit ihrer Sachkenne den Artikel ein wenig aufwerten und darlegen, welche speziellen regulatorischen Maßnahmen für Künstler der Artikel kritisiert.

        • @Rudolf Fissner:

          Hola & danke für de Blömsche 💐



          Aber Sie überschätzen mich.



          Mit den Grundmauern KSK - wie dargestellt - war ich mal wg eines komplett verbiesterten Künstler/Musiker-Freund con ahnungslosen RA! 🙀🥳🧐



          Das Chaos gelang mir dank einer versierten (EuGH etc) RAIn so auf Kette zu bringen - daß die LSG-Einzelrichterin die Beklagtenseite unwirsch unfuhr - “wieso Sie denn das Gericht damit erneut belästige!“



          Fin 🎡 dE!;)



          Wollte hier nur das in Volkers 🫦 & hier mehrheitlich vorherrschende Bild - 🖊️ 👨‍🎨👩‍🎨✍️🖌️ Tintenklecks auflecken - satt - etwas grade rücken.



          Der schwierige Freund zB hatte jährlich an Kunstwerken in den Wirtschaftskreislauf - Käufer Galerien etc -



          in Höhe von ca a 5.tsd € gegenüber der KSK darzulegen •

          Was jetzt läuft - ansteht anders zu laufen etc (sog Reformen!;( - steck ich nicht drin. Sorry.

    • @Rudolf Fissner:

      Der Grundgedanke einer jeden Versicherung ist Solidarität. Diese bezieht sich auf den jeweiligen Kreis der Versicherungsnehmer. Versicherung A ist dabei genau so solidarisch wie Versicherung B.

    • @Rudolf Fissner:

      Künstler sind generell über die KSK rentenversicherungspflichtig. Da werden überhaupt nur 20% vom Bund zugeschossen. Viele Selbständige wie Handwerker, Subunternehmer oder Lehrer sind ebenfalls beitragspflichtig, ganz ohne Zuschuss.



      Und wenn die Allgemeinheit dann auch "solidarisch" mit Selbständigen ist und den Arbeitgeberanteil an den Sozialabgaben übernimmt. Und vielleicht die Beiträge zur Handelskammer, Handswerkskammer, zur Berufsgenossenschaft, etc. Wenn der Rentenanspruch auch bei Monaten mit schlechter Auftragslage stabil bleibt, wenn Stundensätze unter Mindeslohnniveau nicht mehr gezahlt werden dürfen, Urlaubs- und Feiertage, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und all die Sicherheiten eines Angestelltenverhältnisses garantiert werden, dann kann man mal über "Solidarität" reden.



      Ansonsten ist und bleibt das eben nur ein schiefer Äpfel und Birnenvergleich, der bei Umsetzung aus vielen geringverdienenden Selbständigen gerade im kreativen Bereich innerhalb kurzer Zeit Arbeitslose machen würde.

      • @Deep South:

        Es ist nur ein relativ kleiner Teil der Kulturschaffenden über die KSK versichert, weil viele erst gar nicht aufgenommen werden... Den Argumenten im zweiten Absatz kann ich nur zustimmen! Das ist gut zusammengefasst. Viele KünstlerInnen sind auf freiberuflicher Basis als Dozenten tätig (Hochschulen/ Schulen/ VHS und andere Bildungsträger) und werden dort erheblich schlechter behandelt als die wenigen Festangestellten, die über sämtliche Privilegien wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall etc. verfügen. Solidarität darf keine Einbahnstraße sein. Gerade Angestellte im öffentlichen Dienst wie viele VHS-Mitarbeiter profitieren von der Tarifdynamisierung und bekommen regelmäßige Gehaltserhöhungen wovon die "Freien" nur träumen können. Solidarisch wäre es, wenn auch die Honorare jeweils mitangepasst würden. Die Lücke zwischen Festangestellten und Freiberuflern wird immer größer. Und die Festangestellten wälzen immer mehr Arbeit auf die Freien ab, ohne dass es eine finanzielle Kompensation gibt. Theoretisch könnte jeder angestellt sein. Aber an vielen Hochschulen sind z.B. über 50 % der Lehrenden freiberuflich, ansonsten können Studiengebühren wie in den USA Studierende belasten.

    • @Rudolf Fissner:

      Über die Künstlersozialkasse zahlen Musiker, Maler und Schreibende in die Rentenkasse ein. Allerdings sind das für das Gros der Leute nur geringe Beträge, da sie einfach mit ihren Honoraren nicht so viel verdienen. Im Durchschnitt liegen sie unter 2000 Euro/Monat.

    • @Rudolf Fissner:

      Volle Zustimmung eines Selbstständigen, was das Einzahlen eines Mindestbetrages in die Rentenkassen angeht. Private Vorsorge sollte jedoch von jedem, im Rahmen seiner Möglichkeiten, betrieben werden. Geringste, aber stetig und ab den zwanzigern mündelsicher angelegte Beträge erfahren durch den Zauber des Zinseszins eine Vervielfachung. Die machen die Menschen nicht unbedingt reich, können jedoch im Alter die eine oder andere Ausgabe ermöglichen, die man sich sonst nicht leisten könnte.

    • @Rudolf Fissner:

      Ja. Ist aber alles vom Einkommen abhängig.

  • Kunst, die sich nicht selbst finanziert kann selbstverständlich weg. Woher kommt nur dieser stetige Alimentierungsgedanke?

    Meine Hobbies werden auch nicht vom Staat bezahlt.

    • @DiMa:

      Ein Widerspruch in sich: Das Selbstverständnis der Kunst ist entkoppelt von ihrer Finanzierung. Das ist einer der Gegensätze zu Ihren Hobbies.

    • @DiMa:

      Wenn man Kunst nicht mag, ist dieser Gedanke durchaus nachvollziehbar.

  • Leutchens, lasst uns über eine menschenwürdige Grundsicherung reden, das löst den ein oder anderen Nebenwiderspruch von selbst auf.

    • @derzwerg:

      Dann wäre ja eine der Utopien von Karl Marx Realität. Und alle Menschen werden Künstler - oder Angler. Die armen Fische.

      • @StarKruser:

        Stimmt schon, eh klar. Aber ich finde, das Thema _an sich_ ist einfach kein Aufreger, denn wenn wir über ein löchriges soziales Netz oder letztlich Ungleichheit sprechen, sollten wir nicht nur über Künstler:innen sprechen.

        Das habe ich übrigens vermisst im Artikel: "trifft auf eine ohnehin verunsicherte Kreativszene. Nennenswerter Widerstand ist von ihr nicht zu erwarten." Wäre schön, wenn der Autor etwas über Widerstand und Verunsicherung berichtet hätte.

  • Wer als Künstler oder Journalist von seiner Arbeit nicht leben kann, geht wohl eher einem Hobby nach als einer Erwerbstätigkeit. Ich kenne viele Künstler, die neben ihrer Kunst einen ganz normalen Job nachgehen und so ihr Leben auf die Reihe bekommen. Warum sollte die Gemeinschaft Selbstverwirklichungsträume finanzieren?

    • @Zven:

      In der Coronazeit wurde den "armen" Angestellten geholfen. Freiberuflern und Künstlern kaum. Nur ein Beispiel: VHS-Dozenten wurden mit Berufsverbot belegt ohne jede Honorarfortzahlung, während die Festangestellten bezahlte lange Ferien genossen und alle möglichen Hilfen finanzieller Art bekamen. Die Freischaffenden konnten sich neue Jobs suchen. Warum hat man mit "Schließen" der Schule nicht alle "ohne Geld" gelassen? Die Angestellten hätten sich ja ebenfalls was Neues suchen können... Stattdessen hatten sie zwei Jahre Zeit für neue Hobbys...

  • Ich zitiere hier mal das Bonmot meiner Kollegin in der Berufs-Beratung für Künstler und Kreative: "Es gibt einem nur jemand Geld für eine Tätigkeit, die er selbst nicht machen kann oder machen will. Z.B. ein Loch im Zahn füllen, die Kinder unterrichten, das Klo oder die Heizung reparieren, die Steuererklärung machen... Sie müssen sich also fragen, ob jemand bereit ist, ihnen Geld dafür zu geben, dass sie für ihn Bilder malen, Musik machen, ihrem Tanz zuzusehen, ..."

    Für eine Umschulung - z.B. in einen Pflegeberuf - ist es oft noch nicht zu spät und mittlerweile verdient man dort auch gar nicht so schlecht. Niemand hat ein Anrecht darauf, dass einem die Gesellschaft sein Hobby finanziert.

  • Förderungen gab es früher nicht, Künstler mussten sehen, wie sie überleben konnten:

    "Von meiner Malerei zu leben, war nicht möglich... Ich hatte meine Kamera und hatte in der Reproduktion von Bildern ziemliche Erfahrungen gewonnen. Aber es waren meine eigenen, der Gedanke, die Arbeiten anderer zu fotografieren, war mir zuwider, unter meiner Würde als Künstler."

    Aber dann doch: „Meine ganze Aufmerksamkeit wendete ich jetzt darauf, mich als Berufsfotograf zu installieren. Ich wollte Geld verdienen –nicht auf die Anerkennung warten, die kommen mochte oder auch nicht. Ich könnte sogar reich genug werden, um nie ein Bild verkaufen zu müssen, was ideal wäre.“

    Beide Zitate sind von Man Ray.

    Es gibt viele Beispiele, wie berühmte/einflußreiche Künstler, zumindest zeitweise, bezahlter Tätigkeit nachgehen mussten um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Auch heute noch.

    Daran habe ich mich auch immer orientiert, staatliche Förderung hätte ich nicht haben wollen, staatlich geförderte Kunst kann nicht frei und unabhängig sein.

    Ansonsten gilt: "People who worked and suffered and struggled for fame /



    Some who succeeded and some who suffered in vain." (Kinks, Celluloid Heroes, 1972)

  • Es gibt Statistiken, die belegen, dass die Künste – von der Literatur über die Musik bis hin zu den bildenden und darstellenden Künsten – seit Jahrzehnten zunehmend weniger von Menschen aus der Arbeiterschicht oder dem Prekariat beeinflusst werden. Noch nie stammten Künstler:innen jedweder Form so homogen aus dem bürgerlichen Spektrum wie heute. Wenn nun niemand die Freiräume verteidigt, liegt das auch an den Privilegien derer, die Gelder beziehen, obwohl sie diese gar nicht benötigen.

  • Sehr gut! Und gleich als nächstes bitte bei der subventionierten Sport-Szene kahlschlagen.

    • @Morrad Mo:

      Jeder Spielatg in der dritten Liga bringt mehr Menschen in die Stadien, vor die Fernseher oder das Radio als die gesamte freie Berliner Kunstszene im Jahr ins Haus bekommt.

    • @Morrad Mo:

      Haha, der ist richtig gut! Jemand, der sachlogisch weiterdenkt, Danke schön. Hacklschorschs Kurven im Eiskanal sind letztlich auch nur Kunst und können weg. Anthropozän ist schlimm genug, aber weniger schlimm als Anthropozän PLUS Vormittagsprogramm des ÖRR mit Biathlon vor grünbraunen Wiesen.

  • "Um jetzt den Haushalt zu entlasten, bereitet die Bundesregierung die zukünftige Verelendung gerade auch von Kreativen und Selbstständigen vor."



    Bitte mehr Drama Baby!

  • Es wäre schön zu erfahren wie sich das über die Zeit entwickelt hat, wie und von was konnten Kunstschaffende denn in der jüngeren Vergangenheit leben?



    Was hat sich geändert, wer hat die Kunst gefördert/finanziert?



    So als "Mainstream"-Konsument hat man das ja nicht so auf dem Schirm, man sieht ja meist nur das Ergebnis und nicht den Weg und oft auch nicht, die Kreativen dahinter.

    • @Axel Schäfer:

      Da gibt es Statistiken. Z.B. vom Bund Bildender Künstler. 50 Prozent der Künstler sind verheiratet und dadurch abgesichert. Ein weiterer Teil hat einen Brotjob. Und unter 5% der Künstler (mittlerweile sicherlich noch viel weniger) können ausschließlich von der Kunst leben. Früher war das einfacher, weil Atelierräume so viel günstiger waren. Die Mieten für Gewerberäume sind explodiert und haben sich teilweise verzehnfacht. Künstler arbeiten oft als Dozenten an Hochschulen, in der Kinder- und Jugendarbeit, in der Erwachsenenbildung etc. Dort haben sich Honorare kaum weiterentwickelt und sind wenig verhandelbar. Im Grunde bewegt man sich im Bereich der Scheinselbständigkeit mit allen Nachteilen und nicht vorhandener unternehmerischer Freiheit. Beispiel: Man hat ein Kind, das die Berufsschule besucht. Dort gibt es Fachlehrer auf Honorarbasis für Kunst und Musik , die bei gleicher Qualifikation viel weniger verdienen als Festangestellte. Die Freien werden pünktlich vor den Sommerferien "gekündigt" und nach den Sommerferien wieder neu "beauftragt". Kinder sind überall von Freien umgeben (auch im Sport, Freizeit etc). Ohne Freie wäre für die Eltern vieles unbezahlbar, vor allem Studium

    • @Axel Schäfer:

      Kunst braucht staatliche Unterstützung, weil sie das Publikum bildet und ihm etwas abverlangt. Man lässt ja seine Kinder auch nicht jeden Tag entscheiden, was sie essen wollen, sonst bekämen sie am Ende nur noch Nudeln, Pommes und Pizza. Kunst sollte auch nicht durch Werbung finanziert werden, das macht sie kaputt und zudem abhängig.

      • @Earth & Fire :

        Genau, das Publikum muss gebildet werden. Deshalb war der sozialistische Realismus auch so wunderschön. Und die Große Deutsche Kunstausstellung erst!

      • @Earth & Fire :

        Da ist sie wieder, die typisch linke Haltung, der Staat müsse seine Bürger zum Wahren, Schönen und Guten bilden. Erwachsene Menschen sind keine Kinder mehr, für sich jemand ermächtigen darf, sie irgendwie irgendwohin zu erziehen. Das ist genau die Haltung, die Scharen von Wählern zur AfD treibt. Die möchten sich einfach nicht vorschreiben lassen, was sie zu denken, wie sie zu sprechen und welche Werte sie haben sollen. Garantiert brauchen sie keine staatlich bezahlten Künstler, der ihnen zeigt, wie sie die Welt mit dem wahren Blick zu sehen haben.

      • @Earth & Fire :

        " Man lässt ja seine Kinder auch nicht jeden Tag entscheiden,..."



        Der Bürger als zu erziehendes Subjekt staatlichen und der freien und direkt staatlich kontrollierten Kunstszene. Wegen dieser Haltung der "Kunst- und Medienschaffenden" bin ich froh über jeden Euro, der dort nicht ausgegeben wird.

      • @Earth & Fire :

        Anders als die Kinder in Ihrem Beispiel kann das Publikum aber selbst entscheiden, welche Kunst es betrachten bzw. hören will und welche nicht. Wenn keiner hingeht, wird auch keiner gebildet und niemandem etwas abverlangt.

      • @Earth & Fire :

        Moderne Kunst erreicht die Massen doch gar nicht mehr. Da macht elite Kunst für Elite, dafür sind Steuergelder zu schade.

        • @Machiavelli:

          Sie haben Recht. Aber wenn sie das so sagen und als Kriterium heranziehen hätten Museen doch auch nur noch wenig Daseinsberechtigung und auch Konzerthäuser oder Theater. Ich glaube, das ist insgesamt ein Irrweg.

          • @JK83:

            Viele Museen sind sehr gut besucht und machen höchst erfolgreiche Ausstellungen. Ich bin heilfroh, dass man sich bei vielen Museen inzwischen seinen Time Slot im Vorverkauf buchen kann und sich nicht mehr die Beine am Eingang in den Bauch stehen muß und drauf warten, dass die 10 nächsten Besucher rauskommen, so dass man selber rein darf. Und es sind nicht nur Impressionisten oder Alte Meister ein Renner, es gibt auch sehr beliebte moderne Museen und Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst. Manche Ausstellungen verbinden erfolgreich beides.



            Konzerthäuser sind ebenfalls immer voll, jedenfalls in der Stadt, in der ich lebe. Die Oper kenne ich auch nur ausverkauft. Schwierig sind nur die Sprechtheater, da gibt es einige, die ihren kleinen Zuschauerraum notorisch nicht einmal mehr halb voll kriegen. In meiner Stadt gibt es Gott sei dank genug Bühnen, muß man halt ein paar U-Bahnstationen weiter fahren und ansonsten auf einen Intendantenwechsel hoffen. Wenn ein notorisch erfolgloser Intendant seinen Vertrag verlängert bekommt, sehe ich den Umgang mit Steuergeldern ebenfalls als problematisch an.

            • @Oma:

              In meiner Stadt - eine Kulturstadt mit großer Tradition in der u.a. Bach lange Jahre gewirkt hat - sind die Konzerthäuser an vielen Tagen nicht voll. Gestern erst bei einem hochwertigen Konzert nur ca. 1/3 Auslastung. Oper weiß ich nicht, aber es ist nicht Dresden wo die Auslastung früher die höchste in Europa war oder eine Stadt mit ähnlich populärer Oper.

              Museen: Sie beschreiben nur die Creme de la Creme. Es gibt so viel mehr Museen und viele sind absolut keine Renner. Sie beschreiben nur die legendären In-Places a la louvre, Guggenheim, Grünes Gewölbe, diese und jene bekannte Gemäldegalerie, Pergamon und was andere Städte da an international Gehyptem mit weltbekannten Ausstellungsstücken haben. Es hat mit 90% (oder mehr) der Museen in der BRD z.B. garnichts zu tun. Da sollten sie sich mal schlau machen.

              Aber bei denen stellt sich eben genau die Frage wie bei der Förderung von Künstlern.

      • @Earth & Fire :

        "Kunst braucht staatliche Unterstützung, weil sie das Publikum bildet und ihm etwas abverlangt."

        Das ist der Anspruch. Aber natürlich erfüllt ihn nicht alles, was als Kunst unter die Menschen gebracht wird. Gerade bei einigen Künstlern, die sehr gut verdienen, geht es wohl darum, die Ware Kunst möglichst gewinnbringend zu verscherbeln. Heraus kommt eher seichte Ware...

  • „Die schnöde Realität der neuen deutschen Leitkultur, für die Friedrich Merz und seine Bundesregierung stehen, ist also nichts weiter als Kampf gegen die tatsächliche Kultur im Lande:"



    --



    Für Weimer und Merz gilt doch nur



    Die „Nützlichkeit“ von Kultur.



    Nur wer nützlich ist, der hat gut Lachen.



    taz.de/Merz-neue-S...bb_message_5111122



    Kulturpolitiker*innen sind vllt. nichtmal im Stande, die Mehrdeutigkeit des gekürzten Worts auf dem Demo-Schld zu erkennen.

    • @StarKruser:

      Was macht Sie so sicher, dass dem Künstler, der das Demo-Schild kreiert hat, die Mehrdeutigkeit bewusst war?

      Vielleicht sitzt der Künstler mit den Kulturpolitiker*innen im selben Boot?

      Wir können da nur spekulieren...

      • @rero:

        Nichts macht mich sicher.



        Ich würde nicht mal spekulieren.



        Statt dessen möcht' ich was zitieren:



        --



        „Doch wenn er als Kontrast erwägt,



        dass er sein Geld zum Paster trägt,



        so wird das nicht mit KNST belegt.



        Statt dessen wird der Mast zersägt



        Und auf das Grab vom Gast gelegt."



        Otto Waalkes, bitte:



        www.youtube.com/watch?v=Gwa7hXrvUG8



        Text wohl von Robert Gernhardt:



        www.deutschlandfun...in-ich-ja-100.html



        --



        Zwei Künstler, die wohl ihr Auskommen hatten/haben.

  • Also wenn mir mit 60 Jahren auffällt, dass ich nur 400 Euro Rente bekomme, dann muss ich ca. 40 Jahre lang ein Problem ziemlich gut verdrängt haben. Es gibt viele Formen der Altersvorsorge, nicht nur die gesetzliche Rentenversicherung. Und nicht alles muss "verfrühstückt" werden. Die Problematik ist bestimmt komplizierter, auch wenn das hier als Kommentar abgedruckt wurde.



    Die "Lebenserhaltungskosten" würde ich aber doch korrigieren, muss ja nicht gleich ganz schlimm kommen...

    • @JDoe:

      Kulturschaffende, Autoren, Künstler gehen oft einer Berufung nach. Sie leisten einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft, gerade auch im Bereich schulischer Bildung. Als Freiberufler profitieren sie selten von Honorarerhöhungen, während Festangestellte besonders im öffentlichen Dienst Tarifdynamisierung und damit sich ständig erhöhende Gehälter genießen. Wenn die Freiberufler korrekt bezahlt würden, statt 30 Euro die Stunde z.B. 70 - 90 Euro, hätten sie eine höhere Rente, aber die Eltern könnten Kultur- und Sportangebote nicht mehr bezahlen. Auch kein Studium. In anderen Ländern gibt es kaum Freiberufler in der Lehre, dafür immense Studiengebühren. Die Gesellschaft profitiert von der Ausbeutung der Freiberufler. Wenn Künstler im Museum ausstellen, bekommen sie ein geringes Ausstellungshonorar, aber alle anderen verdienen kräftig mit. Dieses unreflektierte Freiberuflerbashing zeigt große Uninformiertheit und Doppelmoral, was kein Vorwurf sein soll. Es fehlt oft an Transparenz. Viele würden eventuell mehr fürs Opernticket oder für eine Ausstellung oder einen VHS-Kurs zahlen, wenn sie wüssten, dass Kulturschaffende davon besser leben könnten.

    • @JDoe:

      Wenn Sie wüssten, wie wenig man als freie:r Künstler:in oft verdient, auch wenn man sehr gut ist und viel arbeitet. Die Leute fragen von selbst halt meistens die leichte Unterhaltung nach, nicht die anspruchsvolle. Da bleibt meistens nicht viel, um es z.B. in Aktien anzulegen.

      • @Earth & Fire :

        Ich stimme zu. Nur würde ich rauszoomen und mir das mal insgesamt ansehen: Wenn ich für die Kunst lebe und fast alles gebe, dann habe ich eben auch kein 0815 Leben, kein 0815 Auskommen und auch keine normales Altersleben. Ich möchte sagen, dass das für mich ein fairer Tausch ist. Man hat schließlich sehr viel Lebenszeit für eine eigenbestimmte Sache geben können, wenig fremdbestimmt. Und die, die von der Kunst leben können - die wenigen - die haben kein Problem. Die anderen müssten irgendwann erkennen, dass der Weg später hart wird, sie entweder die Bahn wechseln oder ein paar Kröten werden schlucken müssen.

        Das sind Lebensentscheidungen. Es gehört zur Freiheit,, Individualität und Mündigkeit dazu, sich für sich einen Plan zu machen, zu entscheiden und absehbare Konsequenzen zu tragen, wenn man sie nicht abwenden kann.

        Alimentierte Kunst ist daneben - da bin ich nicht Fachmansch aber habe schon von klugen Leuten Gedanken gehört - oft nicht die beste, erst Recht nicht unabhängigste sondern wird vor Karren gespannt oder bietet sich regelrecht an vor Karren gespannt zu werden. Ist mir persönlich dubios.

        Meine Ansichten, jeder soll siene haben aber eine Meinung gönne ich mir.

      • @Earth & Fire :

        Tja, dann ist die Kunst aber vielleicht nur ein ein sehr aufwändiges Hobby von dem man nicht



        leben kann.



        Wer beurteilt, ob etwas sehr gut ist? Der Künstler selber? Die ihn umgebenden Gleichgesinnten? Oder doch eher die potentiellen Käufer|Besucher, …

      • @Earth & Fire :

        Woran macht man fest, dass jemand sehr gut ist?

        Und ja, dass Problem ist häufig das selbstmarketing. Die allermeisten Konsumenten können die Differenzen in der Kunst zwischen gut, sehr gut nicht unterscheiden. Mit Glück fällt auf, wenn etwas außergewöhnlich gut ist.



        Aber das ist wie bei allem. Wie möchte jemand bewerten, der nie etwas Handwerklich gemacht hat oder auf der Baustelle arbeitete, ob sagen wir, ein Elektriker, gut ist, sehr gut oder mit zu den besten gehört.

        • @Hitchhiker:

          Anders als im Handwerk gibt es in der Kunst keine objektiv messbaren Parameter, nach denen man den Unterschied zwischen 'gut' und 'sehr gut' definieren könnte.

  • Wenn man sich einen Rüstungswettlauf mit Russland leisten will, außerdem seiner sozialen Verantwortung gegenüber Hunderttausenden von Flüchtlingen nachkommen möchte, außerdem Wirtsschaftskonzept, was auf billiger fossiler Energie aufbaute, wegbricht, kann der eine oder andere Euro irgendwo nicht mehr ausgegeben werden. Da hätten die Kreativen eben Beamte werden müssen, bei denen fließen die Apanagen erstmal üppig weiter. Besonders im Alter.

  • Tragischerweise verpasst die "wunderbare" künstliche Intelligenz der Existenz von Künstlern zusätzlich den Todesstoß. Wie viele geschriebene und übersetzte Werke sind bereits Arbeitsmaterial von KI? Wer braucht uns Autoren und Übersetzer denn noch? Ich bin 65 und mein Leben als Übersetzerin ist beinahe abgeschlossen. Ein wunderbarer Beruf, trotz der Nachteile besonders finanzieller Art. Aber seit den letzten Jahren würde ich niemandem mehr raten, diesen Beruf zu ergreifen. Es ist eine absolute Katastrophe, was da passiert.

    • @Dreja:

      Das ist einfach nur traurig und im Höchstmaß ungerecht. Auch die ökologischen Konsequenzen werden von den wenigsten KI-Usern mitgedacht. Auch werden Künstler und Autoren nicht entschädigt. Ihre Werke, ohne die es Midjourney z.B. gar nicht gäbe, wurden ohne ihr Wissen und Einverständnis in die KI "eingepflegt". Künstler, Autoren, Übersetzer, Grafiker und Designer verlieren zudem Aufträge und Kunden. Ein doppelter "Betrug". Es gibt kaum noch Wertschätzung für Menschen, die viel Talent und eine hohe fachliche Expertise haben und dafür viel Lebenszeit "geopfert" haben. Die anderen "nutzen" die KI und halten sich für "Künstler". Eine völlig verkehrte Welt. Ich wäre für ein Grundeinkommen für geschädigte Künstler, Autoren, Übersetzer etc. aus den Gewinnen von Open AI und anderen. Vielleicht sollte man auch die Gebühren für KI-Nutzung noch viel mehr erhöhen... und diese Gelder den ausgenutzen Urhebern auszahlen. Wozu gibt es überhaupt das Urheberrecht, wenn es an jeder Ecke gebrochen wird.

  • Also letztlich die Forderung nach staatlich alimentierten Künstlern und Journalisten, sprich Staatskünstlern und Staatsjournalisten. Abgesehen davon, wie unabhängig diese dann noch arbeiten können (wes Brot ich ess, des Lied ich sing), wieso sollte der Steuerzahler das finanzieren? Ich bin Steuerzahler, und möchte dies nicht.



    Was die 400 Euro Rente angeht: wie viel hat denn Frau Rösinger in die Rentenkasse einbezahlt? Zumal die Künstlersozialkasse schon stark subventioniert wird. Wenn das Künstlereinkommen nicht zum Leben ausreicht, dann ist die Kunst eben nur ein Hobby oder ein Nebenberuf, aber ein Recht daß andere dieses Hobby finanzieren müssen, gibt es zu Recht nicht.

  • Warum wird eigendlich nocht mal auf das Künstlersozial- versicherungsgesetz hingewiesen? Für 155 Euro Mindestbeitrag im Monat sind Künst­le­r*in­nen und Jour­na­lis­t*in­nen nicht nur Krankenversichert sondern auch Rentenversichert.



    Wenn ich mich als Handwerker selbständig mache zahle ich schon den Mindesbeitrag von 250 Euro an die Krankenkasse und dabei ist keine Rentenversicherung. Und wer nach 5 Jahren keinen Gewinn als Selbständiger macht bei dem spricht das Finanzamt dann von Liebhaberei.

    • @Bernd Simon:

      Depression Elektriker etc. noch ins Haus bestellt, aber auf andere Dienstleistungen verzichtet man dann gern. Wie Musikstunden, Ballettstunden, Malunterricht etc. oder Konzertbesuche, Lesungsbesuche, Ausstellungsbesuche , Ankäufe von Bildern, Anschaffung neuer Bücher etc. An der Kultur wird immer zuerst gespart.

    • @Bernd Simon:

      So wie Sie es darstellen, kann ich Ihren Frust über die Ungleichbehandlung von Künstlern und Selbstständigen Handwerkern gut nachvollziehen. Aber geht es im Artikel nicht vor allem darum, dass das Aufbrauchen von Rücklagen und Kündigen von Vorsorgeverträgen jetzt nach neuem Gesetz noch schärfer eingefordert wird als es vorher bereits der Fall war? Sodass man bei einer Schieflage ganz runterrutscht, wenn man die Grundsicherung beantragt?



      Als Selbstständiger ist man bei Insolvenz doch auch ein Stückweit privat geschützt, zum Beispiel wenn man eine GmbH gegründet hat. Wie sehen Sie das?

      • @gleicher als verschieden:

        Viele kleine Selbständige fangen ja nicht als GmbH an und haften mit Ihren Privaten Vermögen. Bei einer GmbH müssen Sie eine einlage von mindestens 25.000 Euro machen, die sind im Fall einer Plete Weg. Sollte die GmbH aber ein Dahrlehn benötigen müssen in der Regel die Gesellschafter dafür bürgen.



        Sie sehen, als Selbständiger haften sie selber ständig - nur die getätigten Beiträge in die gestzliche Altersversorgung sind dann noch sicher. Die Private Altersversorgung geht im Fall einer Pleite in die Insolvensmasse und ist weg.

        • @Bernd Simon:

          Die private Altervorsorge ist weg?! Das ist bitter. Also müsste man allen vielleicht empfehlen, möglichst viel Geld freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen, falls das möglich ist.



          Auf jeden Fall sollte man alle gleich schlecht behandeln, wenn man es sich schon nicht nicht leisten kann, sie gleich gut zu behandeln.

      • @gleicher als verschieden:

        Es gibt sehr viele Selbstständige, die als 1-Mann-Betriebe arbeiten, z.B. Handwerker, selbständige Hausmeister, Computerleute, Journalisten, alle sog. "Freelancer" im weiteren Sinn. Diese Werktätigen gründen in der Regel keine GmbH. Die sind keineswegs privat abgesichert, wenn sie nicht selbst für Notfälle vorsorgen, denen geht es im Notfall nicht anders als von Ihnen am Beispiel der Künstler geschildert.

        • @Josef 123:

          Ganz richtig. Freiberufler und Freelancer sind gewollt. Weil man so sehr viel sparen kann. Egal ob an Hochschulen, in Schulen, Musikschulen, Sportvereinen. Gerade auch mit selbstständigen Hausmeistern lässt sich unglaublich viel sparen. Viele von diesen Freelancern können es sich nicht leisten, krank zu sein oder in Urlaub zu fahren. Sie müssen sich gerade im akademischen und schulischen Bereich ständig auf eigene Kosten weiterbilden, sonst ist der "Job" weg, da der Vertrag nicht verlängert wird. Auch werden sie ständig evaluiert, während der angestellte Lehrer irgendwann seine Ruhe hat und nicht mehr überprüft wird. Freiberuflicher müssen ständig arbeiten, das Ganze ist systemisch und so gewollt. Ansonsten wäre vieles in DE unbezahlbar, z.B. Studium oder Musikstunden etc. Die Gesellschaft sollte fairer mit Freiberuflern umgehen, zumal sie unglaublich von diesen profitiert.

        • @Josef 123:

          Von daher hat der Autor des Artikels also Recht, wenn er die vorgesehenen Grundsicherungsmassnahmen kritisiert. Denn niemand sollte so behandelt werden, wie es jetzt anscheinend vorgesehen ist. Kein Künstler, kein Journalist, kein Solo-Selbstständiger etc!