Endlager-Untersuchungsausschuss: Merkel soll Asse-Risiko gekannt haben

Im maroden Endlager Asse liegt doppelt so viel Plutonium wie bisher angenommen. Experten warnten Merkel schon vor einer radioaktiven Verseuchung, als sie noch Umweltministerin war.

Soll schon 1996 als Umweltministerin über die Probleme von Asse informiert gewesen sein: Angela Merkel. Bild: ap

HANNOVER taz Im einsturzgefährdeten Atommülllager Asse lagert doppelt so viel Plutonium wie bislang angenommen. Das sagte am Donnerstag 77-jährige Bergbauwissenschaftler Jürgen Schubert vor dem Asse-Untersuchungsausschuss im niedersäschischen Landtag aus. Schubert war bis 1996 als Abteilungsleiter im niedersächsischen Oberbergamt für das Endlager zuständig. Er ist der erste Zeuge, der gehört wurde.

Der Beamte erklärte nach den ihn vorliegenden Unterlagen sind in den rund 126.000 Atommüllfässern rund 24 Kilogramm Plutonium enthalten. Bislang gingen die Betreiber von rund 11,6 Kilogramm des schon in Mikrogrammdosen krebserregenden Stoffs aus. Die Gefahren des Atommülllagers wurden unterschätzt - auch von der CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel. Merkel soll von Gefahren in der Asse seit langem wissen.

Denn das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat schon 1996 - damals war Merkel noch Bundesumweltministerin - vor dem Absaufen des alten Salzbergwerks gewarnt. Die Umweltorganisation Greenpeace hat das Schreiben des Amts an das Bundesumweltministerium jetzt entdeckt. Die Experten warnten darin, dass "Strahlenexpositionen weit über den Dosisgrenzwerten" in der Asse zu befürchten seien.

Anlass für das Schreiben des damaligen BfS-Präsidenten Alexander Kaul an Merkels Haus war der Anstieg der Laugenzuflüsse in das Atommülllager Asse auf etwa 10 Kubikmeter pro Tag.

Ein Absaufen der Grube gebe aufgrund des in der Asse eingelagerten Gesamtinventars von 8 Billiarden Becquerel und des besonders bedeutsamen Inventars an Plutonium und Americium Grund zur Besorgnis, mahnte der BfS-Präsident. Als Anlage fügte er eine Abschätzung der Folgen eines Wassereinbruchs in die Asse bei. Das Amt fürchtete, dass bei einem Wassereinbruch in die Grube Radioaktivität in den oberflächennahen Wasserkreislauf gelangen könne. "Dosisbelastungen um den Faktor 100 über den Werten der Strahlenschutzverordnung wären die Folge", lautete das Fazit damals.

Schon seit 1998 dringen in das frühere Salzbergwerk täglich rund 12 Kubikmeter Wasser ein. Woher die Lauge kommt und welchen Weg sie nimmt, ist bislang unbekannt. Erst kürzlich war erneut radioaktiv belastete Lauge festgestellt worden.

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