Energiepreise steigen: Auch sauberer Strom wird bald teurer

Nach Lichtblick erhöhen auch die Elektrizitätswerke Schönau und Naturstrom ihre Preise zum Jahreswechsel. Die Schuld daran geben sie den großen Stromkonzernen.

Egal wie öko der Strom produziert wurde - ab nächstem Jahr kostet er mehr. Bild: dpa

Ökostrom wird zum Jahreswechsel für die meisten Kunden deutlich teurer. Nicht nur Marktführer Lichtblick plant, seine Preise zum 1. Januar zu erhöhen, die wichtigsten Konkurrenten beabsichtigen das auch: Wie die taz am Mittwoch erfuhr, werden die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) ihre Preise um 7 Prozent erhöhen: den monatlichen Grundpreis um 1 Euro auf 6,90 Euro und den Verbrauchspreis von 19,9 auf 21,2 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Auch Naturstrom berechnet künftig 3 Prozent mehr. Bereits am Montag hatte Lichtblick eine Erhöhung um 7 Prozent angekündigt: auf 20,25 Cent pro kWh bei 7,95 Euro monatlicher Grundgebühr. Greenpeace energy hält seine Preise hingegen zunächst konstant.

Die Begründung für die Preiserhöhung ist bei allen Anbietern dieselbe: der Verweis auf die Strombörse. Dort liegt der Einkaufspreis für 2008 rund 30 Prozent über dem für 2007. "Für uns sind das durchlaufende Kosten", sagt Gero Lücking von Lichtblick. Einen Schuldigen haben die Ökostromanbieter auch gefunden: "Wenn der Verdacht stimmt, dass die großen Energiekonzerne gezielt die Preise an der Strombörse nach oben treiben, dann leiden auch wir ganz direkt unter deren Preispolitik", so Lücking.

Als zweiten Grund für die Preissteigerungen geben Lichtblick und die EWS Schönau die Netzentgelte an, die sich 2008 erhöhen sollen. Die machen rund ein Drittel des Strompreises aus und fließen an die vier Energiekonzerne Eon, RWE, EnBW und Vattenfall, denen das deutsche Stromnetz gehört.

Ein Teil der Preiserhöhung fließt also direkt an die großen Konzerne. Wo aber bleibt der Rest? Nicht bei Lichtblick, sagt Lücking: "Pro Kunde bleibt bei uns die Gewinnmarge konstant." Auch die Anbieter von Strom aus Wind und Sonne verdienen an dem höheren Börsenpreis nichts - ihre Vergütung wird durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegt. Zu den Gewinnern gehören dagegen die Betreiber von Wasserkraftwerken, die zwei Drittel des Lichtblick-Stroms liefern. "Die freuen sich natürlich, dass sie ihren Strom jetzt zum teureren Börsenpreis verkaufen können", sagt Lücking. Zwar kauft Lichtblick seinen Strom nicht an der Börse, sondern direkt bei den Kraftwerken, aber auch die richten ihren Verkaufspreis nicht an den Kosten, sondern am Börsenpreis aus.

Nach der Preiserhöhung von Lichtblick und Schönau sehen jetzt die Konkurrenten im Ökostrommarkt ihre Chance. So bietet Naturstrom Neukunden, die bis zum Jahresende einen Vertrag abschließen, eine Preisgarantie bis Ende 2008 - ohne die angekündigte Preiserhöhung von 3 Prozent. Und Greenpeace energy ist mit 8,90 Euro Grundgebühr und 19,8 Cent pro Kilowattstunde für große Haushalte künftig günstiger als Lichtblick. Sprecherin Corinna Hölzel versprach gegenüber der taz, die Preise bis Juni 2008 nicht zu erhöhen. Greenpeace energy habe den Strom für das Jahr 2008 bereits günstig eingekauft.

Lichtblick rechnet trotz der höheren Preise nicht mit einer Wachstumsdelle. "Unsere Wettbewerbsfähigkeit wird eher noch zunehmen", schätzt Lücking. Schließlich stiegen die Preise weniger stark als bei der konventionellen Konkurrenz. RWE und Eon hatten für Januar Preissteigerungen von 9 beziehungsweise 10 Prozent angekündigt.

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