Energiesparen auf Weihnachtsmärkten: Dunkle Nacht, heilige Nacht

In Zeiten der Energiekrise sparen Kommunen auch auf Weihnachtsmärkten. Stände wechseln auf LED-Leuchten, um Kilowattstunden einzusparen.

Eine große Pyramide auf dem Weihnachtsmarkt in leipzig

Weihnachtspyramide im Leipziger Zentrum Foto: Christian Grube/ArcheoPix/imago

BERLIN taz | Wie wohl die preußischen Könige schauen würden, sähen sie, was heute an ihrem Schloss Charlottenburg los ist? Das dreihundert Jahre alte Gebäude dient zur Weihnachtszeit als Fassade für eine Lichtershow. Ein bunter Mix aus Schneeflocken, Laubblättern und Farben huscht über den Bau, die Illumination ist exakt auf das Schloss angepasst.

Am Eingangstor spielen vier Männer in abgestimmten Farbmänteln Weihnachtsmusik auf ihren Blasinstrumenten. Manche Menschen bleiben stehen und klatschen. In der Mitte des Marktes steht eine große Weihnachtspyramide mit sich drehenden Figuren. Schon von Weitem duftet es nach Glühwein und Süßigkeiten und die funkelnden Lichter sind zu sehen.

Von den Energiesparmaßnahmen lassen sich die Weihnachtsmärkte nicht die Stimmung vermiesen: Viele der Märkte haben auf Leuchtdioden (LED) umgestellt, um Strom zu sparen.

Zwingend ist das nicht: Die beiden Energieeinsparverordnungen der Bundesregierung schreiben in diesem Winter zwar ein Ausknipsen beleuchteter Werbeanlagen im Zeitraum von 22 bis 16 Uhr des Folgetages vor und verbieten die Außenbeleuchtung von Gebäude- und Baudenkmälern. Davon sind Kulturveranstaltungen und Volksfeste – also auch Weihnachtsmärkte – aber ausgenommen.

Freiwillige Sparmaßnahmen

„Die Sparmaßnahmen wurden uns nicht aufgegeben, sondern entspringen einer freiwilligen Selbstverpflichtung“, sagt die Geschäftsführerin der Kölner Weihnachtsgesellschaft, Monika Flocke. Allen Beteiligten sei auch so klar gewesen, „dass auch die Weihnachtsmärkte einen Teil der Energiesparmaßnahmen leisten sollten“, so Flocke. Deshalb schalte der Markt täglich nach Ende gegen 22 Uhr „unseren großen Baum, das Lichterzelt und alle verzichtbaren Lichtquellen aus“, ergänzt eine Pressesprecherin.

Menschen vor einem beleuchteten Verkaufsstand auf einem Weihnachtsmarkt

Lebkuchenherzen in Essen-Kettwig Foto: Jochen Tack/imago

Die Lichtquellen seien schon seit 2010 auf stromsparende LED umgestellt worden, nur kleine Beleuchtungen blieben aus Sicherheitsgründen eingeschaltet. Damit wolle der Markt „die Verkehrssicherheit und die Sicherheit unserer Security gewährleisten“, heißt es.

Aus Leipzig berichtet der Sprecher Sebastian Fink, dass die Stadtverwaltung schon im Oktober entschieden habe, alle Lichtsysteme auf energieeffiziente LED Module umzurüsten und „die Betriebszeiten der verbleibenden Leuchtelemente“ reduziert. An den Weihnachtsmarkt grenzende Fußgängerzonen bleiben hingegen weiter beleuchtet.

Der Stuttgarter Weihnachtsmarkt auf den Schlossplatz verzichtet aus Spargründen in diesem Jahr auf illuminierte Figuren auf dem Schlossplatz, erklärt Pressereferentin Stefanie Hirrle. „Auch werden die Weihnachtsbäume in der Innenstadt nicht so lange beleuchtet wie bisher“, sagt sie. Beim Baum am Schlossplatz werde von bisher 450 Stunden auf 240 Stunden reduziert. Die Beleuchtung des Rathauses und der Adventskalender an den Fenstern des Gebäudes sind gestrichen. Und die Stadt habe beschlossen, „auf 50 Prozent der bisherigen Lämpchen zu verzichten“.

Nachhaltigkeit wird auch auf dem Markt berücksichtigt

Auch andere kontaktierten Weihnachtsmärkte bemühen sich laut den Ver­an­stal­te­r:in­nen um Energiesparmaß­nahmen. In Freiburg wird die Beleuchtung reduziert. Dank LED-Lampen würden etwa 3.678 Kilowattstunden bei der Weihnachtsmarktbeleuchtung eingespart, sagt eine Sprecherin.

Beim berühmten Nürnberger Christkindlesmarkt heißt es, Energiesparen und Nachhaltigkeit seien schon seit vielen Jahren ein Thema. So werde der Markt seit etwa zehn Jahren mit Ökostrom versorgt, sagt Sprecher Thomas Meiler.

Und auch die Nürnberger setzen auf LED: Die Weihnachtsbeleuchtung sei entsprechend auf energiesparende Lichterketten umgestellt worden, zudem habe man die tägliche Beleuchtungszeit in diesem Jahr verkürzt. „In der Vergangenheit brannte die Weihnachtsbeleuchtung bis Maria Lichtmess, also bis zum 2. Februar“, erklärt Meiler. Zur diesjährigen Saison werde dies auf den 8. Januar reduziert. Der Markt verzichte zudem auf energieintensive Eislaufflächen.

Einmal investieren, viel mehr Kosten sparen

Nicht alle Weihnachtsmärkte fahren einen so strengen Kurs wie die Nürnberger. Auf dem Romantischen Weihnachtsmarkt auf dem Schloss Grünewald in Solingen Gräfrath in Nordrhein-Westfalen verzichtet die Veranstalterin Anke Peters aus Kostengründen auf eine Umstellung auf LED. „Wir hätten in diesem Jahr viele Tausend Euro investieren müssen, um neue Lichterketten zu kaufen“, sagt sie.

Leuchtreklame an einem Glühweinstand

Glüchwein auf einem Weihnachtsmarkt in Duisburg Foto: Ying Tang/imago

Daher nutze der Markt „weiterhin klassische Lichterketten, wie man sie von früher kennt“. Außerdem ruinierten die Kaltlichtlampen die romantische Stimmung, meint Peters.

Energieexpertin Snizhana Malyuta plädiert trotz höherer Kosten für Investitionen in eine LED-Beleuchtung. „Auf Weihnachtsmärkten ergibt es definitiv Sinn“, erklärt sie. Die Märkte könnten dadurch „auf jeden Fall im Hauptmonat Dezember mehrere Tausend Euro“ einsparen.

Dass die Lichtershow am Berliner Schloss Charlottenburg besonders energiesparend ist, darf bezweifelt werden. Doch dafür bleibt der Markt in diesem Jahr nur bis zum 26. Dezember geöffnet. Und gespart wird an Energie, nicht aber an Solidarität: Mehrere Stände verkaufen ukrainische Spezialitäten. Die vier Blasmusiker am Eingangstor sind irgendwann verschwunden. Stattdessen stehen dort weißgekleidete Engel mit einer Spendenbox.

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