Energieversorger SWB dampft ein: Noch zu 78 Prozent fossil

Die SWB hat ein außergewöhnliches Geschäftsjahr hinter sich: Drei Kraftwerksblöcke gingen vom Netz, das entspricht 40 Prozent der Gesamtleistung.

Arbeitet mit Gewinn: Wasserkraftwerk in Bremen-Hastedt. Bild: dpa

BREMEN taz | Eine der wichtigsten Zahlen sucht man im aktuellen Geschäftsbericht der SWB vergeblich: Schafft es der Energieversorger, seine selbst gesteckten Klimaziele einzuhalten? Bis 2020 soll der CO2-Ausstoß um 20 Prozent verringert sein – doch bei der detaillierten Vorstellung der Zahlen für 2013 spricht keiner der Vorstände das Thema an.

Wichtiger ist offenbar das rein Betriebswirtschaftliche: Die SWB habe sich „in einem angespannten Markt gut behauptet“, umschreibt Vorstands-Chef Torsten Köhne den Umstand, dass die SWB leichte Absatzrückgänge hat und daher mit einem Jahresüberschuss von 26,1 Millionen anstelle der 30,4 Millionen des Vorjahres abschloss. Doch der Verweis auf die RWE-Bilanz verleiht diesen Zahlen Glanz: Der Energie-Gigant macht 2013 Verluste von 2,8 Milliarden Euro – erstmals in seiner Geschichte.

Zurück zu dem, was aus den Schornsteinen kommt: Bei den Klimazielen sei man „auf einem guten Weg“, sagt Köhne auf Nachfrage. Der Kohlendioxid-Ausstoß sei bereits um zwölf Prozent reduziert. Möglicherweise könne man das 20 Prozent-Ziel nach oben korrigieren, deutet Köhne an, will aber keine Größenordnung nennen.

Fragt man nach dem Anteil der Ökostrom-Bezieher, sind die Zahlen überschaubar: Von derzeit 330.000 Stromkunden wählen nur 12.000 den „pro Natur“-Tarif. Rechnet man die „Strom von hier“-Abonnenten hinzu, deren Energie zu 30 Prozent aus dem Weserkraftwerk und zu 70 Prozent aus dem Verbrennen von Müll stammt, was als regenerative Ressource gilt, steigt der „Öko-Anteil“ um 7.500 Kunden.

Von den Investitionen in Höhe von 91,3 Millionen Euro wurden 2013 gerade mal 2,5 Millionen für die Erneuerbaren ausgegeben. Konventionelle Erzeugungsanlagen wurden im selben Zeitraum für 34 Millionen Euro ausgebaut, Kohle und Gas decken gut 78 Prozent der von der SWB erzeugten Energie.

Allerdings gingen auch Altanlagen vom Netz, und das in sehr bemerkenswertem Umfang: Ein Kraftwerksblock wurde komplett still gelegt, zwei weitere in die „Kaltreserve“ überführt: Sie sind abgeschaltet, bleiben aber für besondere Bedarfe betriebsbereit.

Auf diese Weise hat die SWB ihre Gesamtleistung im vergangenen Jahr um 40 Prozent auf jetzt 600 Megawatt heruntergefahren. Hintergrund sind die anhaltend günstigen Strompreise, die Anlagen mit unzureichendem Wirkungsgrad unrentabel machen. 120 MitarbeiterInnen verloren so ihre Arbeit, wurden zum allergrößten Teil jedoch anderswo beschäftigt oder frühverrentet.

Das Weserkraftwerk, das sein erstes volles Betriebsjahr hinter sich hat, läuft nach Angaben der SWB hingegen rentabel und „genau nach Plan“. Es versorgt 17.000 Haushalte. Wenn Ende des Jahres das neue Gas und Dampfturbinenkraftwerk in Mittelsbüren ans Netz geht, ist die SWB wieder bei ihrer alten Gesamtleistung.

Allerdings rechnet sich die Anlage, die ein Jahr später als geplant fertig ist und 450 Millionen Euro kostet, nur, weil die Bahn als Kunde fest gebucht ist – hier entsteht der größte Teil des Stroms, mit dem die Züge im Nordwesten fahren. Ansonsten wären hier „erhebliche Verluste“ zu erwarten, wie Köhne eingesteht.

Am Osterdeich erneuert die SWB demnächst ein 100 Kilovolt-Kabel. „Normalerweise müssten dafür sämtliche Bäume gefällt werden“, sagt Vertriebs-Vorstand Matthias Brückmann. Doch dank eines bisher nicht angewendeten Verfahrens, das manchen Bremer Altbau-Sanierern schon bekannt ist, bleibe „der Großteil“ der 270 Bäume erhalten: Das neue Kabel wird in das Bohrloch des alten gezogen. Auch das ist ein Beitrag zur Klimabilanz.

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