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Energiewende in Bür­ge­r*in­nen­handDeutsche Umwelthilfe fordert mehr Dach-Solar statt Gasausbau

Ein Aktionsbündnis fordert bessere Bedingungen für erneuerbare Energien in Bürger*innenhand. Die Förderung von privaten Solaranlagen soll bleiben.

Mehr Solar wagen, so die deutsche Umwelthilfe Foto: Andreas Arnold/dpa

Berlin taz | Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert von Wirtschaftsministerin Katharina Reiche (CDU), einen stärkeren Fokus auf eine bür­ge­r*in­nen­na­he Energiewende zu legen – statt wie geplant auf den Ausbau neuer Gaskraftwerke zu setzen. Photovoltaik-Anlagen (PV) auf Dächern seien zentrale Hebel für die erfolgreiche Energiewende auf kommunaler Ebene, sagte DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz am Dienstag vor Jour­na­lis­t*in­nen in Berlin. Die DUH ist Teil eines Aktionsbündnisses aus Verbänden und Kommunen, das sich mit einem Forderungskatalog an Ministerin Reiche wendet.

Der Hintergrund: Die Ministerin hat die Förderung privater Solaranlagen auf Dächern in Frage gestellt. Sie ist der Auffassung, dass sich neue kleine PV-Anlagen schon heute im Markt rechnen und zu viel Solarstrom die Netze überlastet. An­la­gen­be­trei­be­r*in­nen müssten sich deshalb am Netzausbau beteiligen.

Das Aktionsbündnis aus DUH, Kommunen und Verbänden fordert Reiche auf, sich für mehr und nicht für weniger Solarstrom einzusetzen. Es bestreitet eine Überlastung der Netze und fordert neue Lösungen, damit überschüssiger Strom gespeichert und genutzt werden kann. „Wenn mein Obstbaum im Garten mehr Früchte trägt als ich essen kann, mache ich lieber Marmelade daraus, anstatt den Baum abzusägen“, sagt Katharina Habersbrunner, Geschäftsführende Vorständin des Bündnisses Bürgerenergie. Das Bündnis setzt sich unter anderem für Energiegemeinschaften ein, in denen Bürger*innen, unabhängig von Konzernen, Strom erzeugen und teilen können.

Habersbrunner fordert von Reiche, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen und innovative Lösungen für Speicher und Verteilernetze zu fördern, statt mit „Solarkürzungsphantasien“ Bürger*innen, Kommunen und Investoren zu verunsichern. Die Politik müsse beispielsweise einen verbindlicher Rechtsrahmen für Energy Sharing schaffen, der den unbürokratischen Verkauf von überschüssigem Strom ermöglicht. Beim Energy Sharing teilen sich Be­trei­be­r*in­nen zum Beispiel von Solaranlagen direkt den erzeugten Strom, auch wenn sie nicht unter einem Dach wohnen. Gerade in den Städten, in denen die Netze auf Grund des hohen Stromverbrauchs aufnahmefähig sind, brauche es einen Zubau von Dach-PV. Der Solarstrom könne dann erzeugungsnah verbraucht werden.

Gutachten kommt im September

Ministerin Reich hat ein Gutachten für einen „Realitätscheck“ zum Stand der Energiewende in Auftrag gegeben, das als Grundlage für die zukünftige Energiepolitik dienen soll. Es soll im kommenden Monat veröffentlicht werden. En­er­gie­ex­per­t*in­nen fürchten, dass mit dem Gutachten der Bedarf an Erneuerbaren künstlich klein gerechnet und damit der Ausbau von Gaskraftwerken legitimiert werden soll.

„Setzt die Bundeswirtschaftsministerin auf fossile Energieträger, profitieren vor allem große Konzerne wie RWE und E.ON auf Kosten der Bevölkerung“, sagt DUH-Geschäftsführerin Metz. Ein dezentraler Ausbau von Solaranlagen wiederum, liefere günstigen und grünen Strom, stärke die regionale Wertschöpfung und biete unmittelbare Vorteile für die Bür­ge­r*in­nen vor Ort.

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