Energiewende in der Karibik: Sonnengötter unter sich

Zehn Karibikinseln wollen Sonne tanken und auf Dieselstrom verzichten. Allen voran geht der britische Milliardär Richard Branson.

Auch die Caicos-Inseln machen bei der Energiewende mit. Bild: ap

BERLIN taz | So schnell kann Energiewende gehen. Da treffen sich zehn – sagen wir: Regierungschefs – in einem Strandhotel der Britischen Jungferninseln in der Karibik, und schon ist beschlossen: fossile Brennstoffe, derzeit die einzige Energiequelle dieser Länder, sollen innerhalb weniger Jahre durch erneuerbare Energien ersetzt werden: Sonne, Wind und, wo es sich anbietet, auch Erdwärme.

Die Umstände sind günstig: Bei den zehn Ländern handelt es sich ausschließlich um Inseln, verwöhnt von Sonne und Wind. Und sie sind klein. Die größte, St. Lucia, hat gerade einmal 165.000 Einwohner. Auf den zu Großbritannien gehörenden Turks- und Caicos-Inseln leben nur jeweils rund 20.000 Menschen. Die allerkleinste Insel heißt Necker und ist im Privatbesitz des britischen Milliardärs Richard Branson.

Der hatte das Treffen angestoßen und will seine eigene dreißig Hektar große Insel zum Pilotprojekt der karibischen Energiewende machen. Schon in wenigen Monaten sollen achtzig Prozent des dort benötigten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen werden – der Aufwand hält sich in Grenzen.

Im Wesentlichen besteht die Insel aus Bäumen, Strand – und dem Hotelkomplex von Richard Branson. Der Lebemann und Gründer des Plattenlabels Virgin hat 2009 die gemeinnützige Organisation Carbon War Room gegründet und versprochen, er werde drei Milliarden US-Dollar in den Kampf gegen den Klimawandel investieren.

Ein kapriziöser Geschäftsmann

Weltweit bekannt geworden ist Branson als Abenteurer, der jahrelang vergeblich versucht hat, mit einem Heißluftballon die Erde zu umrunden. Zu seinem Firmenimperium gehören eine nicht eben klimaschonende Fluggesellschaft, er hat ein paar Jahre in einen spritfressenden Formel-1-Rennstall investiert und auch in eine Rakete für private Weltraumausflüge. Im Grunde ist er ein kapriziöser Geschäftsmann, und ums Geld geht es auch bei der Energiewende auf den Karibikinseln.

Kaum irgendwo sonst auf der Welt wird so teuer Energie produziert wie in diesen Ländern. Strom gibt es fast ausschließlich von Dieselgeneratoren, die meist von lokalen Monopolisten betrieben werden. Allein in den letzten drei Jahren ist der Dieselpreis aufs Dreifache gestiegen, die Produktion einer Kilowattstunde kostet heute auf diesen Inseln durchschnittlich 42 Dollarcents – mehr als das Doppelte wie in den USA und Europa. Mit der Mini-Energiewende, verspricht Branson, könnten die Produktionskosten auf 12 Cents pro Kilowattstunde gesenkt werden. Er selbst will das auf seiner Privatinsel beweisen, mit Solarenergie, Windrädern und einem strikten Energieeffizenzprogramm.

In der Karibik ist es eigentlich einfach, saubere Energie zu niedrigeren Preisen anzubieten. Man braucht keine Heizung, es gibt Sonne und Wind im Überfluss, und ein paar der am Programm beteiligten Inseln sind vulkanisch und können die reichlich vorhandene Erdwärme nutzen. St. Lucia etwa will einen Mix aus Solarenergie, Windparks und Erdwärme bereitstellen. Auf den Britischen Jungferninseln denkt man zudem daran, mit Müllverbrennung Energie zu erzeugen – unter Verwendung von die Umwelt schonenden Filtern.

Dort wurde bereits damit begonnen, die Straßenlampen auf energiesparende LED-Leuchten umzustellen. Bezahlt werden soll die Energiewende mit einem Kredit über eine Milliarde Dollar. Vor allem die US-Regierung stellt das Geld zur Verfügung. Ein bisschen kommt auch aus Deutschland.

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