Entwicklerkonferenz in San Francisco: Google mit Musik

Bei Googles Entwicklerkonferenz in San Francisco ging es vor allem um den eigenen Musikdienst "Music Beta". Gesprochen wurde auch von einem "Ice Cream Sandwich".

Viel zu sehen: Besucher von Googles Entwicklerkonferenz. Bild: dapd

Google will mit aller Macht in den Unterhaltungsmarkt. Nachdem der Internetkonzern Anfang der Woche angekündigt hatte, künftig bei Youtube Leihvideos zu verkaufen, kam es auf der Eröffnungsveranstaltung der "I/O"-Konferenz in San Francisco zu einer weiteren Ankündigung.

Diese betrifft den Musikmarkt. Mit "Music Beta" soll es künftig möglich sein, bis zu 20.000 Songs bei Google hochzuladen und diese dann über ein Web-Interface auf beliebigen Geräten anzuhören - Ausnahme: Technik von Apple. Einen eigenen Online-Laden, in dem Musik gekauft werden kann, wird es nicht geben: Die Titel müssen alle aus der persönlichen Sammlung stammen.

"Music Beta" ähnelt Amazons "Cloud Drive"-Dienst, bei dem man ebenfalls eine Art Netz-Festplatte für Musik erhält. Google hat bislang keine Verträge mit Plattenfirmen abgeschlossen, die solche Dienste argwöhnisch betrachten. Auch deshalb kann man möglicherweise auf "Music Beta" derzeit nur auf Einladung und nur in den USA zugreifen. Ein Starttermin für Europa steht noch aus.

Die "I/O"-Konferenz gibt es seit 2008 - und Google scheint mit ihr etwas implementieren zu wollen, was den berühmten "Keynotes" von Apple-Boss Steve Jobs gleichkommt. Neben dem Programm mit zahlreichen Sessions, in denen sich Programmierer und Produktexperten über die jeweils neuesten Google-Dienste informieren können, herrscht immer auch etwas Pomp: Der Konzern versucht, sich als hip zu stilisieren.

Treffer und Nieten

So durften sich die 5500 Entwickler, die die angeblich in einer Stunde ausverkaufte Veranstaltung in San Francisco besuchten, in den letzten Jahren über Gratis-Android-Handys und am Dienstag sogar über einen kostenlosen Tablet-Computer freuen.

Allerdings ist die Liste der Treffer und Nieten, die die auf der "I/O" vorgestellte Produkte abbilden, keineswegs ausgeglichen. Das 2009 mit großem Tamtam gezeigte "Google Wave" (Kommunikationsdienst) überlebte ein knappes Jahr. "Opensocial", ein Standard, mit dem Google 2008 Facebook Konkurrenz machen wollte, wird heute kaum mehr erwähnt. Das 2010 gezeigte "Google TV" hat es nach wie vor nicht nach Europa geschafft und leidet unter der Ablehnung der US-Fernsehsender.

Einen großen Erfolg hat die "I/O" allerdings hervorgebracht: Das Mobilbetriebesystem Android, das auch 2011 wieder die Szene beherrschte. Zahllose große Gerätehersteller haben das System mittlerweile integriert. Google kündigte am Dienstag weitere Verbesserungen an. So will man der "Fragmentierung" entgegenwirken, die dafür sorgt, dass Android-Handys mit vielen unterschiedlichen Betriebssystemversionen laufen. Die Handy-Hersteller sollen sich künftig verpflichten, mindestens 18 Monate lang Updates zu veröffentlichen, damit man sein Gerät nicht gleich wegwerfen muss. Ob sie dabei mitmachen, ist allerdings unklar - bislang ist das Programm freiwillig.

"Ice Cream Sandwich"

Android "Ice Cream Sandwich", die nächste vollständige Version, wurde ebenfalls angekündigt. Künftig sollen die Ideen und Konzepte von Entwicklern für Smartphones und Tablet-Rechner wieder zusammengeführt werden. Vor 2012 soll dieses Gesamtbetriebssystem, das auch für Fernseher vorgesehen ist, nicht erscheinen. Android 3.1, das Google auf der "I/O" bereits zeigte, bringt dagegen nur kleinere Verbesserungen, etwa bei der direkten Anschlussmöglichkeit von Kameras oder den Miniprogrammen (Widgets).

Zu einer Bastelstunde kam es kurz vor Schluss der "I/O"-Eröffnungsveranstaltung. Google will sein Android-Betriebssystem für den Anschluss externer Geräte öffnen. Über eine offene Schnittstelle kann man dann beispielsweise sein Smartphone mit einem Heimtrainer verbinden und Daten auslesen oder das Licht im Haus per Tablet anknipsen.

Außerdem will Google künftig erlauben, Medien von einem Smartphone oder Tablet an Audioanlagen zu übertragen, eine Technik, die Apple mit "AirPlay" bereits besitzt. "Android @ Home" nennt Google das, beschränkt ist es derzeit nur auf den neuen "Music Beta"-Dienst, der in Europa noch nicht funktioniert.

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