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Erfolge prekärer FrauennationalteamsDie guten Geschichten

Bei der „Fifa Unites: Women’s Series“ kickten Teams, für die schon das Dabeisein ein Erfolg war. Einen überraschenden Triumph feierte der Tschad.

Ein bemerkenswerter Triumph: Die afghanischen Frauen kicken wieder, hier feiern sie das Tor gegen Tschad Foto: Mosa'ab Elshamy/ AP

M anchmal macht die Fifa ja auch gute Dinge. Die „Fifa Unites: Women's Series“, die erstmals ausgetragen wurde, ist so eine gute Sache. Eine Bühne für jene Frauenteams, die es daheim ganz schwer haben. Das neu gegründete afghanische Exil-Nationalteam, gewiss, zog bei diesem Viererturnier mit Libyen, Tschad und Tunesien die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Weil westliche Medien deren Geschichte lieben und die Fifa sie medial groß platziert hat. Und weil sie wirklich bemerkenswert ist.

Wenngleich die Fifa selbst dem Team ironischerweise lange die Anerkennung selbst für Freundschaftsspiele verweigert hat. Nun aber feierten die Spielerinnen, die größtenteils in Australien leben, auf großer Bühne ihren ersten Sieg. Gleiche Bedingungen jedoch haben sie nicht: Der ursprüngliche Turniergastgeber, die Vereinigten Arabischen Emirate, verweigerten den Afghaninnen die Visa. In letzter Minute wurde alles nach Marokko verlegt.

Große Geschichten

Dort kickten die vier Teams in beklemmend leeren Stadien eine Siegerin aus. Und doch waren das große Geschichten, die da stattfanden, und eben nicht nur jene viel erzählte. Das Turnier gewonnen hat Tschad mit drei souveränen Siegen, unter anderem einem 16:0-Rekord über Libyen. Was für ein Triumph angesichts der brutalen Bedingungen daheim: Eine Frauenliga gibt es erst seit 2011 und nur unregelmäßig. Das letzte reguläre Länderspiel spielten die Frauen 2023, dieses Jahr mussten sie etwa die Quali für den Afrika-Cup wegen Geldmangel absagen. Ein Sieg auch für die eigene Zukunft war das.

Das Turnier zeigte aber auch die großen Lücken unter den Prekären. Die Libyerinnen, deren Torhüterin kaum einen Ball zu fassen bekam, erweckten regelrecht Mitleid. Aber immerhin, sie waren dabei. Oft hängen Frauenteams gerade in Afrika maßgeblich von Subventionen der internationalen Verbände ab: Die Fifa hat seit 2016 rund eine Milliarde US-Dollar in den afrikanischen Fußball gesteckt, der Kontinentalverband CAF hat seine Subventionen für Frauen auf fünf Millionen Dollar erhöht. Allerdings: Angesichts eines Gesamtinvestments von 280 Millionen sieht das dann doch nicht ganz so gut aus. Und immer noch ist wohl kein Geld übrig, mit dem die Frauen aus Tschad zu einer Quali reisen können.

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Alina Schwermer
freie Autorin
Jahrgang 1991, studierte Journalismus und Geschichte in Dortmund, Bochum und Sankt Petersburg. Schreibt für die taz seit 2015 vor allem über politische und gesellschaftliche Sportthemen und übers Reisen. Autorin mehrerer Bücher, zuletzt "Futopia - Ideen für eine bessere Fußballwelt" (2022), das auf der Shortlist zum Fußballbuch des Jahres stand.
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