Erfolgreicher Anti-Atom-Protest in Berlin: Kreuzberg bleibt Castor-frei

In Berlin bereitet sich die linke Szene auf den Castor vor. Mit Demonstrationen und Aktionstrainings wurde am Wochenende weiter mobilisiert.

Parralel zu den Protesten in Kreuzberg zogen diese Demonstranten am Samstag durch das Wendland Bild: dapd

Da, wo sonst die Steine fliegen, steht an diesem Samstag nur die Spielepolizei. Kreuzberg, Oranien-, Ecke Adalbertstraße. Ein paar uniformierte Möchtegernbeamte gehen hart gegen die Sitzblockierer vor - doch ihre Schlagstöcke sind nur aus grauem Schaumstoff. Und die Wasserwerfer sind aus Pappkartons. Noch.

Für die anstehenden Anti-Atom-Proteste Anfang November im niedersächsischen Wendland ist durchaus auch mit hartem Schlagstockeinsatz und echten Wasserwerfern zu rechnen. Dazu bereiten sich derzeit hunderte AktivistInnen in Berlin vor. Am Wochenende fanden in Berlin zahlreiche Aktionen statt, mit denen die Berliner Szene gegen die Castor-Transporte mobilisiert.

Am Freitag, den 5. November, startet voraussichtlich der nächste Atommülltransport aus dem französischen La Hague in das niedersächsische Zwischenlager Gorleben, wo der Zug an den darauf folgenden Tagen erwartet wird. Anti-Atom-Aktivisten gehen davon aus, dass es am ersten Novemberwochenende zu den bislang größten Anti-Atom-Demonstrationen gegen Atomkraft im Wendland kommen könnte. Allein aus Berlin sollen bislang knapp 20 Busse gebucht sein. Beteiligen werden sich zahlreiche Berliner Bündnisse aus der Anti-Atomkraft-Bewegung, der Interventionistischen Linken und das antikapitalistische Partybündnis "Atomkraft wegbassen", das mit kräftigem Sound die Proteste in Niedersachsen unterstützen will.

Im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages zur Vorbereitung der Castor-Proteste demonstrierten am Samstag in Berlin rund 300 Menschen gemeinsam mit den Naturfreunden, Greenpeace und zahlreichen anderen Initiativen unter dem launigen Motto "Durch Kreuzberg fährt der Castor nicht!". Damit dürfte es die erste Anti-Atomkraft-Demo gewesen sein, deren zentrale Forderung sofort erfüllt wurde.

Die Demonstranten riefen "Nie! Nie! Nie wieder Castor!" und stoppten an der Adalbertstraße symbolisch den eigenen massiven Castor-Behälter, den sie auf einem Lastwagen durch Kreuzberg gondelten. Abends dann im Angebot: "Polizisten-Kegeln" und ein "Schotter-Tanz" im Zielona Gora in der Grünberger Straße.

Ergänzend dazu gab es über das gesamte Wochenende verstärkt Aktionstrainings für BerlinerInnen, die sich an der Kampagne "Castor? Schottern!" beteiligen wollen. Die Kampagne linker Gruppen aus dem gesamten Bundesgebiet sieht vor, am Castor-Wochenende zu hunderten oder tausenden Menschen die Schienenenbetten, über die der Atommülltransport rollt, zu unterhöhlen und so unbefahrbar zu machen.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen erklärte Schotterer bereits in mehreren hundert Fällen wegen des Aufrufes zu Straftaten. Seit die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen bekannt gegeben hat, bekommt die Initiative allerdings besonders starken Zulauf. Inzwischen haben rund 1.200 Personen und Gruppen eine Absichtserklärung zum Schottern abgegeben. Solidaritätserklärungen kamen unter anderem von Attac Deutschland, der Grünen Jugend und der Jusos in der SPD.

Aus der militanten Szene gab es in den letzten Tagen wiederholte Farbanschläge auf Ministerien und Atomkonzerne. In der Nacht zu Samstag wurden das Wirtschaftsministerium und das Verkehrsministerium von Unbekannten mit politischen Parolen beschmiert. Bereits in der Nacht zu Freitag waren mehrere Standorte des Energiekonzerns Vattenfall mit Farbanschlägen bedacht worden.

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