Erkrankte US-Diplomaten in China: Hörschäden und Abhörschäden

US-Diplomaten in China werden wegen Gehörproblemen repatriiert – wie im letzten Jahr in Kuba. Die Ursache der Symptome ist völlig unklar.

Ein Auto aus den 50er Jahren fährt an dem Gebäude der US-Botschaft in Kuba vorbei.

US-Botschaft in Havanna – Hörstürze, Gehörverlust. Jetzt auch im chinesischen Ghuangzhou Foto: reuters

BERLIN taz | Das US-Außenministerium hat eine Reihe Diplomaten aus dem US-amerikanischen Konsulat in der chinesischen Stadt Ghuangzhou zurück in die Vereinigten Staaten geholt, um sie dort gesundheitlich zu untersuchen. Bereits seit April hatten sie über unerklärliche Schwindelgefühle und seltsame Geräusche geklagt. Das State Department will nun die Ursache der Beschwerden erkunden.

Es sind die gleichen Symptome, die im vergangenen Jahr auch bei US-Diplomaten und Familienangehörigen in der kubanischen Hauptstadt Havanna aufgetreten waren. Damals hatte die US-Regierung Kuba beschuldigt, die Mitarbeiter gezielt mit Sonarwaffen angegriffen zu haben.

24 Konsulatsmitarbeiter waren in die USA zurückgeholt und eine gleiche Anzahl kubanischer Diplomaten aus den USA ausgewiesen worden. Der Vorfall diente als Anlass für die Regierung Donald Trumps, die von seinem Vorgänger Barack Obama eingeleitete Öffnung nach Kuba in weiten Teilen rückgängig zu machen.

Dabei ist die wirkliche Ursache der Beschwerden bis heute nicht bekannt. Die kubanische Seite hatte damals volle Unterstützung zugesagt, hatte sogar die US-Bundespolizei FBI eingeladen, in Kuba zu ermitteln. Für die Sonarwaffentheorie wurden bis heute keinerlei Beweise gefunden – für eine andere auch nicht.

Chinas Außenminister spricht von einem Einzelfall

Bei den aktuellen Fällen in China tritt die US-Regierung deutlich leiser auf und hielt sich mit Schuldzuweisungen zurück. Der chinesische Außenminister Wang Yi sprach von einem „Einzelfall“, von dem Peking hoffe, das er weder „aufgeblasen noch verkompliziert noch politisiert“ werde. Aus dem State Department hieß es, man wolle untersuchen, ob die kubanischen und chinesischen Fälle die gleiche Ursache hätten.

Darüber wurden nach den kubanischen Fällen verschiedene Spekulationen angestellt. Die meisten Beobachter mochten nicht an die Theorie eines Sonarwaffenangriffs durch die kubanische Seite glauben – allein schon deshalb nicht, weil die kubanische Regierung seinerzeit eindeutig an einer Verbesserung der Beziehungen zu den USA interessiert war.

Dazu kommt, dass damals auch ein kanadischer Botschaftsmitarbeiter an den gleichen Symptomen erkrankte – und Kubas Verhältnis zu Kanada war nie vergleichbar schlecht wie mit den USA.

Viele Analysten hielten es für möglich, dass falsch konfigurierte Abhörsysteme zu den Symptomen geführt haben könnten. Dass Kubas Staat einen gewaltigen Abhörapparat unterhält und alle Bewegungen und Gesprächspartner der US-Diplomaten im Land sehr kleinteilig verfolgt, ist bekannt. In China ist es nicht anders.

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