Ermittlungen gegen Salafistenverein: Razzia in Hildesheim

Die Polizei hat einen Treffpunkt radikaler Islamisten durchsucht. Auch der Berliner Attentäter Amri soll sich dort aufgehalten haben.

Polizisten in Montur stehen vor einem Gebäude

Nicht das erste Mal: Durchsuchung beim „Deutschsprachiger Islamkreis Hildesheim e.V.“ Foto: reuters

HILDESHEIM dpa | Die niedersächsischen Ermittlungsbehörden haben einen radikal-islamischen Salafistenverein in Hildesheim zerschlagen: Der Verein „Deutschsprachiger Islamkreis Hildesheim e.V.“ (DIK) war seit längerem im Visier der Behörden gewesen und bereits mehrfach durchsucht worden, am Dienstag wurde er vom Landesinnenministerium verboten. Auch der Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt, Anis Amri, hatte sich dort im Februar 2016 aufgehalten.

Mit einem Großaufgebot an Beamten durchsuchte die Polizei am frühen Dienstagmorgen die Moschee des Vereins, die im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses in der Nähe des Hildesheimer Bahnhofes liegt. Auch Wohnungen von Vereinsmitgliedern wurden durchsucht. Der Verein galt als Treffpunkt radikaler Islamisten. Hassprediger sollen dort Muslime radikalisiert und zur Teilnahme am Dschihad in Kampfgebieten motiviert haben.

„Mit dem Vereinsverbot wurde ein Hotspot der radikalen Salafistenszene in Deutschland zerschlagen“, sagte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD). Die Maßnahme in Hildesheim habe sich nicht gegen die vielen, friedlich in Deutschland lebenden Muslime gerichtet. Die Aktion habe sich vielmehr gegen „verblendete Fanatiker“ gerichtet, die den Islam für ihre Zwecke missbrauchten und Terrororganisationen unterstützten, sagte Pistorius.

Bei der Polizeiaktion, an der ab 6 Uhr rund 370 Einsatzkräfte beteiligt waren, wurden die Moschee-Räume des DIK sowie die Wohnungen von acht Personen durchsucht. Ob es Festnahmen gab, wollten das Innenministerium und die federführende Polizeidirektion Göttingen zunächst nicht mitteilen. Auch war zunächst nicht zu erfahren, in welchem Umfang Beweismittel sichergestellt wurden. Die Durchsuchungen waren auch am späten Vormittag noch nicht abgeschlossen. Nennenswerte Zwischenfälle gab es dabei nach Polizeiangaben nicht.

Der DIK war bereits im vergangenen Jahr Ziel von Polizeiaktionen gewesen. Im Juli hatten die Fahnder die Gebetsräume und mehrere Wohnungen durchsucht. Die Auswertung der damals sichergestellten Beweismittel habe den Verdacht bestätigt, dass Muslime in dem Verein in konspirativer Art und Weise zielgerichtet radikalisiert wurden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Sie seien dazu bewegt worden, in das Kriegsgebiet nach Syrien und in den Irak auszureisen und sich dort dem IS anzuschließen.

Im Rahmen einer weiteren Aktion gegen radikale Islamisten im November, bei der die Hildesheimer Moschee erneut durchsucht wurde, wurde in Nordrhein-Westfalen der als Top-Islamist eingestufte Iraker Abu Walaa festgenommen. Er hatte auch wiederholt in den Räumen des Hildesheimer Vereins gepredigt. Abu Walaa gilt als prägende Figur der Islamisten-Szene, er soll viele Freiwillige für den Islamischen Staat rekrutiert haben.

Details zum Vereinsverbot und der Polizeiaktion will das Innenministerium am Dienstagmittag (13.00 Uhr) bei einer Pressekonferenz in Hannover bekannt gegeben.

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