Eröffnungsspiel der Fußball-WM: Die blaue Stunde von Paris

Das Publikum feierte, denn Frankreichs Frauen gewannen gegen Südkorea mit 4:0. Doch sind sie damit ihrer Favoritenrolle gerecht geworden?

Wendie Renard im blauen Trikot auf dem Rasen, sie streckt den rechten Zeigefinger in die Höhe

Spielerin der Partie: Wendie Renard Foto: imago-images/Xinhua

PARIS taz | Ja, so kann man eine Heim-WM beginnen. Eine nette Eröffnungsfeier ohne jeden Pathos, eine volle Hütte im Pariser Prinzenparkstadion und dann die Gegnerinnen regelrecht vom Platz geschossen. Mit einem 4:0 gegen Südkorea ist die Auswahl Frankreichs in die WM gestartet. Die Stimmung war bestens bei den Fans, bei den Spielerinnen sowieso. Nur eine bleib, wie sie eigentlich immer ist: cool. Frankreichs Trainerin Corinne Diacre sagte nach dem Match: „Ich habe keine Gefühle zugelassen. Das hebe ich mir für später auf.“ Aha, da hat eine also noch viel vor.

Doch eines wird auch sie wissen: Besonders aussagekräftig war der Erfolg gegen die Koreanerinnen nicht. Die wirkten von Anfang an völlig ratlos. Gewiss lag das auch am konzentrierten Auftritt der Französinnen, die früh attackiert haben und verlorene Bälle früh zurückerobert haben. Aber ein bisschen mehr hätte ruhig kommen können von den Asiatinnen, die sich zum zweiten Mal für eine WM haben qualifizieren können. 77 Minuten waren vergangen, als die kurz zuvor eingewechselte Lee Mi-na Richtung Tor schoss – es war der erste Abschluss der Koreanerinnen überhaupt. Dass er langsam am Tor vorbeikullerte, wunderte da schon niemanden mehr. Südkorea war einfach überfordert.

Das französische Team war eines der Favoriten auf den Titel, bevor das Turnier überhaupt begonnen hatte, nach seinem ersten Spiel ist es das natürlich immer noch. Und doch lässt sich schwer sagen, wie gut die Auswahl von Corinne Diacre wirklich ist. Da ist zum Beispiel Wendie Renard. Die 1,87 große Innenverteidigerin von Champions-League-Sieger Olympique Lyon, gilt als eine der besten Abwehrspielerinnen der Welt. Doch zu verteidigen gab es nichts an diesem Abend. Sie wurde dennoch zur Spielerin der Partie gewählt, weil sie zwei Mal nach Eckbällen ins Tor geköpft hatte. So viel Platz werden ihr die Norwegerinnen im zweiten Gruppenspiel am Mittwoch gewiss nicht lassen.

Und da ist Amandine Henry, die Kapitänin der französischen Equipe. Ihr Name wird immer genannt, wenn es um die Frage geht, welche Spielerin wohl dem Turnier ihren Stempel aufdrücken wird. Ihr Spiel vor der Abwehr sucht ihresgleichen. Doch Henrys Fähigkeit, das Spiel der Gegnerinnen zu lesen, Angriffsbälle abzulaufen und das Spiel der eigenen Mannschaft zu eröffnen, war gar nicht gefragt in einer Partie, in der sich die Gegenspielerinnen höflich zurückgehalten haben. Mit ihrem Fernschuss zum 4:0 hat die Kapitänin sich kurz vor Schluss dann doch noch einen Platz auf dem Statistikbogen der Partie gesichert.

Es ging hauptsächlich um Emotionen

Weil es also über das einseitige Spiel, bei dem die Französinnen am Ende 21 Mal auf's gegnerische Tor zielten, nicht allzu viel zu erzählen gab, ging es nach der Partie hauptsächlich um Emotionen. Wie es sich angefühlt habe, auf dem Feld mitzubekommen, wie vor dem Anpfiff fast 45.000 Menschen die Hymne sangen, war wohl die am häufigsten gestellte Frage. Mittelfeldspielerin Gaëtane Thiney war von der Stimmung zwar nicht überrascht, aber dennoch beeindruckt: „Es war, wie erwartet, außergewöhnlich. Es ist wahrhaft eine Ehre, das zu erleben.“

Gaëtane Thiney, Mittelfeldspielerin

„Es war, wie erwartet, außergewöhnlich. Es ist wahrhaft eine Ehre, das zu erleben“

Elise Bussaglia, mit ihren 33 eine der erfahrensten im Team, sagte, dass es gar nicht so leicht sei, die Marseillaise zu singen, wenn man Tränen in den Augen hat. Und Wendie Renard sprach von einem „Sturm der Emotionen“. Wenn der zum Rückenwind für das weitere Turnier wird, dürfte das den Französinnen durchaus helfen.

Die waren aggressiv ins Spiel gegangen und blieben es bis zum Abpfiff. Nach Eugenie le Sommers frühem Führungstor gab es eigentlich nur eine kleine Verschnaufpause. Als die Videoschiedsrichter ein Tor von Griedge Mbock Barthy überprüften, war das Spiel für drei Minuten unterbrochen, bis der Treffer wegen einer Abseitsstellung für ungültig erklärt wurde.

Ein neue Erfahrung für die Frauen auf dem Rasen. Es war das erste Mal, dass bei einer WM der Videobeweis zum Einsatz kam – eine Premiere bei der WM-Premiere. Mbock Barthy nahm die Schiedsrichterentscheidung gelassen: „Beim nächsten Mal dann eben“, sagte sie. Auch sie scheint noch viel vorzuhaben.

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