Erste kirchenrechtliche Homo-Trauung: Mehr als nur ein Segen

Erstmals traut die evangelische Kirche ein schwules Paar mit kirchlicher Beurkundung. Ein Ökumene-Bischof fürchtet daher eine Belastung des Verhältnisses zu Katholiken.

Jetzt auch kirchenrechtlich möglich, wenigstens in Hessen: Homo-Ehe. Bild: ap

SELIGENSTADT/HANNOVER dpa | Novum für die evangelische Kirche: Erstmals ist ein homosexuelles Paar mit kirchlicher Beurkundung getraut worden. Anders als bei dieser Hochzeit in Seligenstadt bei Frankfurt erhielten Homosexuelle bisher nur den Segen der Kirche. Die Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ist nun die erste Landeskirche, die diese Möglichkeit eröffnete, wie der Sprecher der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Reinhard Mawick, am Sonntag sagte.

EKHN-Sprecher Stephan Krebs Krebs sagte zu der Premiere: „Jeder Schritt in Richtung Normalität ist für Homosexuelle ein richtiger Schritt.“ Zwar spreche sich die Bibel an einzelnen Stellen des Alten und Neuen Testaments klar gegen Homosexualität aus. „Das Wort Gottes kleidet sich in Texte aus bestimmter Zeit“ und sei daher laut Krebs nicht mehr uneingeschränkt gültig. Er ist aber überzeugt davon, dass sich Jesus für gleichgeschlechtliche Paare einsetzen würde, die „Verantwortung übernehmen und auf Dauer beieinander sein wollen“.

Doch nicht bei allen evangelischen Kirchenvertretern löst die Trauung Begeisterung aus. Der evangelische Ökumene-Bischof Friedrich Weber befürchtet eine Belastung der Beziehung zu den Katholiken. „Der Dialog ist schwieriger geworden“, sagte der Braunschweiger Bischof am Montag. „Die Katholiken können das nicht nachvollziehen.“

„Die Entwicklung halte ich persönlich für problematisch“, sagte Weber, der Catholica-Beauftragte der evangelischen Kirche ist. „Die Ehe zwischen Mann und Frau muss deutlich als etwas anderes erkennbar bleiben.“ Statt dem Vorpreschen einzelner Landeskirchen müsse eine einvernehmliche Regelung durch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gefunden werden.

Im Juni hatte sich die EKHN auf einen Leitfaden geeinigt, der die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare einer klassischen Trauung gleichsetzt. Pro Jahr segnet die EKHN laut eigenen Angaben 12 bis 20 homosexuelle Paare. Damit war die gleichgeschlechtliche Trauung zumindest der Liturgie nach bereits einer traditionellen Zeremonie gleich. Mit der Beurkundung ist laut EKHN-Sprecher Krebs nun ein weiterer Unterschied beider Heiratsformen aufgehoben worden.

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