Erster Ausbruch seit über 30 Jahren: Spanien lässt Soldaten gegen Schweinepest kämpfen
Die EU hat 91 spanische Dörfer zur Exportverbotszone für Schweinefleisch erklärt. Noch betrifft die Krankheit allerdings nur Wildschweine.
Nach über 30 Jahren ist die Afrikanische Schweinepest in Spanien zurück. In dem katalanischen Ort Cerdanyola del Vallés in der Provinz Barcelona wurden im Laufe einer Woche 13 an der Viruskrankheit verstorbene Wildschweine gefunden. Es besteht die Befürchtung, dass die Krankheit, die die Tiere binnen acht bis neun Tage sterben lässt, auf Hausschweine übergreifen könnte. Die Europäische Union hat deshalb 91 Dörfer mit 39 Zuchtbetrieben zur Exportverbotszone erklärt. Bisher wurden noch keine Infektionen in landwirtschaftlichen Betrieben registriert.
Das spanische Landwirtschaftsministerium hat am Freitag ein wissenschaftliches Komitee zum Ausbruch der Seuche gegründet. Die Behörden vermuten, dass ein Brot mit einem kontaminierten Fleischprodukt von einem Wildschwein gefressen wurde und die Infektionswelle so begann.
Eile ist geboten. Denn Cerdanyola del Vallés liegt in einer der wichtigsten Schweinezuchtregionen Spaniens und Europas. 2024 exportierte Katalonien Schweinefleisch für 3 Milliarden Euro – zwei Drittel in die EU und ein Drittel in Drittländer, vor allem China. Ganz Spanien exportiert Schweinefleisch für 9 Milliarden Euro pro Jahr.
Bereits jetzt stellen sich hohe Verluste ein. In nur 24 Stunden sank der Preis für Schweinefleisch in Spanien um 17 Prozent. Im Schlachthof Vic wurden 300 Beschäftigte in Kurzarbeit geschickt. „Ein Wildschwein kann die gesamte Schweinehaltung in Spanien ruinieren“, erklärt Jaume Bernis, Landwirt und Sprecher der Schweinezüchter beim Landwirtschafts- und Viehzuchtverband Coag. Er fordert einen nationalen Jagdplan, um den Wildschweinbestand, der sich in den letzten 25 Jahren vervierfacht hat, drastisch zu reduzieren.
Ebenfalls am Freitag traf sich Landwirtschaftsminister Luis Planas mit den Genossenschaften und Verbänden der Branche. Diese fordern eine verstärkte Kontrolle der Wildtiere. Mittlerweile sind Soldaten im Einsatz, um Wildschweine in der Region mit Fallen zu jagen und so dafür zu sorgen, dass sich die Krankheit nicht weiter ausbreitet. Die Autonomieregierung Kataloniens hat Hilfen in Höhe von 10 Millionen Euro für Züchter bewilligt, die um weitere 10 Millionen Euro für die Lebensmittelindustrie aufgestockt werden sollen. Auch die Zentralregierung will helfen.
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