Eskalation bei Fußballspiel: Anzeige gegen Berliner Polizei

Die Polizei ging beim Auswärtsspiel gegen Hertha BSC rigide gegen Werder-Ultras vor. Scharfe Kritik kommt vom Fanprojekt. 26 Ultras festgenommen

Pyros im Stadion

Eine Art Freudenfeuer: Werder-Fans zündelten zum Jubiläum Foto: dpa

BREMEN taz | Nach den Festnahmen von 26 Ultras beim Auswärtsspiel von Werder Bremen gegen Hertha BSC am vergangenen Sonntag ist wegen Körperverletzung im Amt gegen einen unbekannten Polizisten Anzeige erstattet worden. Das bestätigte die Berliner Polizei. Das Fanprojekt hatte zuvor kritisiert, dass die Berliner Polizei unverhältnismäßig gewaltsam gegen Werder-Ultras vorgegangen sei. Die Polizei Berlin untersucht die Vorfälle laut eigenem Bekunden nun.

Zehn vermummte Ultras hatten vor dem Anpfiff der Partie Pyrotechnik abgefackelt, um das zehnjähriges Bestehen ihrer Ultra-Gruppierung „Wanderers Bremen“ zu feiern. Bereits in der Halbzeit war es zu einem Handgemenge mit Ordnern im Gästeblock gekommen, zudem seien Fans beim Getränkeholen und in den Toiletten festgenommen worden.

Das Fanprojekt, das seine Beobachtungen in einem Erlebnisbericht festgehalten hat, kritisierte den Polizeieinsatz überaus deutlich: Schon bei Ankunft hätten Polizisten gesagt, dass es „in ihrem Berlin keinen Kindergarten“ geben würde.

Während des Spiels hatten dann etwa zehn maskierte Personen Pyrotechnik abgefackelt, woraufhin die Polizei mit Kameras im Innenraum Stellung vor den Ultras bezog. Der Fanbeauftragte und das Fanprojekt von Werder Bremen nahmen daraufhin in der Halbzeit mit dem Einsatzleiter der Berliner Polizei Kontakt auf. Die Polizei machte dem Fanprojekt in der Halbzeit deutlich, dass man in Berlin eine „Null-Toleranz-Schiene“ gegenüber Pyrotechnik fahre und mutmaßlich identifizierte Personen mittels „kurzem invasivem Eingriff“ in Gewahrsam nehmen werde.

Dieser nicht ganz chirurgisch präzise Einsatz soll dann nach 20 bis 30 Minuten auf dem Vorplatz vor dem Olympiastadion eskaliert sein. „Mit aller Härte“ habe die Polizei versucht, Personen aus der Gruppe zu entfernen. Laut Fanprojekt agierten die Bremer Ultras dabei eher passiv. Die PolizeibeamtInnen sollen hingegen provoziert haben mit Sprüchen wie: „Dit ist Berlin, Du linke Fotze! “, „Komm doch her, wenn du dich traust“ und „Rauf jetzt, Männer!“

In Folge sei die Situation weiter eskaliert: „Wir waren Zeugen davon, wie Berliner Polizist*innen immer wieder in die äußeren Reihen der Gruppe hineinboxten, traten und Kopfnüsse mit ihren Helmen austeilten“, so die Erklärung des Fanprojekts. Mit 27 Personen habe die Polizei dann erkennungsdienstliche Maßnahmen durchgeführt, die bis 22.30 Uhr angedauert hätten.

Auch die Fanhilfe Hertha BSC kritisierte, dass die Polizei nicht wie sonst üblich beim Einsatz von Pyrotechnik über szenekundige Beamte versuchte, Täter*innen zu identifizieren, um mögliche Strafverfahren einzuleiten. Es sei unverständlich, wie die Aufklärung der Vorfälle „mit Hilfe eines Angriffs auf ungeschützte Personen, unter denen sich mehrere Minderjährige befanden, erfolgen soll“. Die Fanhilfe forderte „eine schonungslose Aufklärung des Polizeieinsatzes“ und die „Suspendierung des zuständigen Einsatzleiters“.

Bereits im April 2016 gab es ähnliche Vorwürfe von Fußball-Fans. Damals hatten Bayern-Ultras Pyrotechnik gezündet und sich anschließend über den „Hooligan-Haufen“ bei der Berliner Polizei beschwert.

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