Eurovision Song Contest: Das Festival des politischen Liedes

Treffen der Schnulzenbarden? Von wegen. Die Songs der Interpreten in Baku sind voller versteckter politischer Botschaften – eine Top Ten.

Die Großmuttertruppe tritt für Russland an. Bild: dpa

Platz 1: Russland, Buranowskije Babuschki, „Party for everybody“

Originaltext: „I will be putting a white tablecloth / I will be waiting for kids coming back home / The dough is rising joyously / And my heart is cheering“

Deutsch: „Ich werde weißes Tischtuch legen / Ich werde warten, dass Kinder nach Hause kommen / Der Teig geht freudig auf / Und mein Herz jubiliert“

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Die russische Großmuttergruppe geht aufs Ganze. Täuscht die Zensoren mit folkloristischen Kostümen, selbstgebackener Lyrik und ungelenkem Englisch. Dabei ist offensichtlich: Weißes Tuch! Bring the Boys back home! Deutlicher kann die Kritik an der Lage in Tschetschenien gar nicht sein. Und Friedenslieder kommen immer gut an beim Songcontest. Der Sieg dürfte den Babuschkas damit sicher sein.

Platz 2: Montenegro, Rambo Amadeus, „Euro Neuro“

Originaltext: „Euro neuro, euro neuro / monetary break dance / euro neuro, euro neuro / give me chance to re-finance.“

Deutsch: „Euro neuro, Euro neuro / Währungsbruchtanz / Euro neuro, Euro neuro/ gib mir die Chance zur Refinanzierung“

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Der 48-Jährige geht mit der Startnummer 1 ins Rennen, wird am Ende aber nicht ganz vorn landen. Zwar liefert sein Text, die brandaktuelle Hymne zur Eurokrise. Aber zu direkt. Zu platt. Er meint das tatsächlich ernst.

Platz 3: Aserbaidschan, Sabina Babajewa, „When the music dies“

Originaltext: „I still wanna keep us alive / But it’s cold, cold, cold, cold when the music dies / It’s all black and white and there’s no sunrise“

Deutsch: „Ich will uns am Leben halten / Aber es ist kalt, kalt, kalt, kalt, wenn die Musik stirbt / Alles schwarz-weiß und kein Sonnenaufgang“

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Der Schmachtfetzen der 32-Jährigen ist eine eindringliche Warnung, was in Aserbaidschan mit der Opposition passieren wird, wenn das Liederfestival endet und Baku wieder aus dem Licht der internationalen Öffentlichkeit rückt. Traurig, aber wahr.

Platz 4: Österreich, Trackshittaz, „Woki mit deim Popo“

Originaltext: „Dei Popo hot Gefühle / Dei Popo is a Teil von dir / Sitz erm ned auf die Stühle / Dei Popo hot a Meinung yeah“

Deutsch: „Dein Gesäß hat Gefühle / Dein Gesäß ist ein Teil von dir / Setz es nicht auf die Stühle / Dein Gesäß hat eine Meinung, jawohl“

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Die Austria-Rapper überraschen mit einer körperbetonten Hymne auf unterdrückte Minderheiten. Wird von dummen Diktatoren gern als „Meinungsfreiheit ist doch was für´n Arsch“ missverstanden. Gerade deshalb gut!

Platz 5: Zypern, Ivi Adamou, „La La Love“

Originaltext: „Oh oh oh, feel the energy between you and me / baby it’s so right / […] / How I’ve been waiting for this / lalalalalalalala love“

Deutsch: „Oh oh oh, fühl die Energie zwischen dir und mir / Baby, es ist so richtig / […] / Wie habe ich hierauf gewartet / lalalalalalalala Liebe“

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Lala-Lyrik zu harmlosem Disco-Pop? Nein! Offensichtlich trägt die Zypriotin hier metaphorisch die Bitte vor, ihre immer noch in eine griechische und eine türkische Hälfte geteilte Heimat wiederzuvereinigen.

Platz 6: San Marino, Valentina Monetta, „The social network song“

Originaltext: „Beep Beep Uh Oh Oh? / How about a little chat? / Oo oo network fans / Meet ya @ the internet!“

Deutsch: „Piep piep uh oh oh... / Wie wär’s mit einem Schwätzchen? / Oh oh, Netzwerk-Fans / Treffen wa uns @ Internet!“

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„Piep piep uh oh oh“, das klingt banal. Aber nicht, wenn man die Geschichte dieses Songs kennt. Ursprünglich sollte hier Facebook besungen werden. Aber die Nennung des Network-Giganten fiel der ESC-Zensur zum Opfer. So wird das Lied zum Hochgesang auf die Freiheit im Internet. Auch wenn es nicht zum Sieg reicht, jede Menge Klicks sind sicher.

Platz 7: Israel, Izabo, „Time“

Originaltext: „Feel free to turn me on / Feel free to change my song“

Deutsch: „Sei so frei, mich anzumachen / Sei so frei, mein Lied zu verändern“

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Während in Osteuropa noch um Freiheit an sich gekämpft wird, ist die Debatte in westlich orientierten Ländern weiter. Das zeigt das Lied der israelischen Indie-Pop-Band: ein zeitgenössischer Beitrag zur Urheberrechtsdebatte.

Platz 8: Ukraine, Gaitana, „Be my guest“

Originaltext: „I’m always here for you / And you know I care for ya / Just remember / I love forever you / Yeah!“

Deutsch: „Ich bin immer für dich da / Und du weißt, ich sorge mich um dich / Vergiss nicht / Ich liebe dich / Juhu“

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Ein Meisterwerk der Camouflage-Lyrik. „Sei mein Gast“ wirkt auf dem ersten Blick wie das einladende Werk des EM-Gastgeberlandes. Bei genauem Hinsehen wird aber überdeutlich: Die Sängerin versetzt sich in die Rolle von Angela Merkel und sendet in ihrem Namen eine Botschaft an die in der Ukraine inhaftierte Julia Timoschenko. Subtiler geht es gar nicht.

Platz 9: Ungarn, Compact Disco, „Sound Of Our Hearts“

Originaltext: „Harmony can be achieved / (Just) find some way to get connected / Differences may not be wrong / They enrich (the) things that we know

Deutsch: „Harmonie ist möglich / finde einen Weg, um verbunden zu werden / Unterschiede müssen nicht falsch sein / Sie bereichern die Dinge, die wir kennen“

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Wow, ein in soften Elektropop verpacktes Plädoyer für Multikulti und genaues Hinsehen. Und das aus einem Land, dessen Präsident extrem nach rechs driftet, Justiz und Presse maßregelt. Klingt, als müsse man sich Sorgen machen um die offenherzigen Jungs.

Platz 10: Weißrussland, Litesound, „We are the heroes“

Originaltext: „No matter what they say, no matter what they do / I’ll make it alright, I’ll make it for you / Whe’re breaking down the walls / We are the heroes“

Deutsch: „Egal was sie sagen, egal was sie tun / Ich mach es richtig, ich mach es für dich / Wir brechen die Mauer ein / Wir sind die Helden“

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Die Boygroup um die Brüder Dmitri und Wladimir Kariakin geht mit poppigen Anspielungen auf die DDR-Revolution 1989 an den Start. Für einen Beitrag aus der letzten richtigen Diktatur Europas mehr als gewagt („Wir sind Helden“) in den meisten Ländern kaum verstanden werden. Daher kaum mehr als Platz 10.

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