Ex-Schiedsrichter Strigel über Henry: "Ja, es war ein Handspiel"

Der ehemalige Schiedsricher Eugen Strigel über den Regelverstoß von Thierry Henry beim Spiel Frankreich-Irland und fehlende Mitbestimmung.

So wäre das Handspiel erlaubt.... Bild: dpa

taz: Herr Strigel, ist nach dem klaren Handspiel des Franzosen Thierry Henry am WM-Aus der Iren am Mittwochabend im Nachhinein noch irgendwie zu rütteln?

Eugen Strigel: Das ist natürlich eine Entscheidung von Fifa und Uefa, der DFB hat mit der Sache nichts zu tun.

Und wenn es in der Bundesliga passiert wäre?

Eugen Strigel leitete zwischen 70 Bundesliga-Spiele. Heute ist der 60-Jährige als Schiedsrichter-Lehrwart für den DFB tätig. Seit der Saison 2008/2009 stellt er die Regelfragen in der DFB-Schiri-Zeitung zusammen.

Dann wäre das Tor eine Tatsachenentscheidung, wie es auch eine Tatsachenentscheidung war, dass der Schiedsrichter kurz vor dem umstrittenen Tor keinen Elfmeter für Frankreich gepfiffen hat. Der Fall wäre abgeschlossen, kein Zweifel.

Was, wenn der Fall nach all den Diskussionen doch noch vor einem Sportgericht landet?

Mir ist keine Rücknahme einer Tatsachenentscheidung bekannt. Auch beim Wiederholungsspiel zwischen Bayern München und dem 1. FC Nürnberg 1994 wegen des "Phantomtors" lag der Fall anders. Das Spiel wurde ja nicht wiederholt, weil der Schiedsrichter eine falsche Tatsachenentscheidung getroffen hätte, sondern weil sein Assistent einen Regelverstoß begangen hatte. Er zeigte ein Tor an, obwohl er das zur damaligen Zeit, anders als heute, gar nicht durfte.

War es denn ein Handspiel von Henry?

Ja, nach der Regel wäre es ein Handspiel gewesen. Der Arm ging Richtung Ball, er war nicht angelegt. Der Spieler Henry wurde nicht angeschossen und er hat den Ball mit der Hand mitgenommen.

Hätte ein Torrichter, wie ihn die Uefa derzeit in der Europa-League testet, einschreiten können?

Er hätte dem Schiedsrichter das Handspiel über das Headset ansagen können. Bei schwierigen Entscheidungen kann der Torrichter den Schiedsrichter unterstützen. Und er schaut, wann der Ball über der Torlinie ist. Allerdings hat er keine Fahne und keine Pfeife. Die letztliche Entscheidung liegt immer beim Schiedsrichter. Wie es im übrigen auch für Ansagen der Schiedsrichterassistenten gilt.

Wie bewerten Sie den Einsatz von Torrichtern?

Im Dezember, wenn die Europa-League pausiert, will die Uefa die gewonnenen Erkenntnisse auswerten. Dem sehen wir gespannt entgegen. Wir würden den Chip im Ball bevorzugen.

Und der Videobeweis?

Warum sollen wir uns darüber noch Gedanken machen, wenn wir sowieso nichts mitzubestimmen haben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.