Exgeneral Jovan Divjak ist zurück: Der populärste Mensch in Sarajevo

Obwohl von Geburt Serbe, verteidigte der Exgeneral Jovan Divjak im Krieg das belagerte Sarajevo. Jetzt ist er nach fünf Monaten Haft in Wien wieder zurück.

Zurück in Sarajevo: Exgeneral und Menschenrechtler Jovan Divjak. Bild: reuters

SPLIT taz | "Guten Tag, liebes Sarajevo", rief der Exgeneral und Menschenrechtler Jovan Divjak am Freitagabend der Menge zu, die zu seiner Begrüßung nach fast fünfmonatigen Zwangsaufenthalt in Wien zum Flughafen geströmt war. Als die Sängerin Hanka Paldum das Lied "Bosna moja, divna mila - Mein Bosnien, liebe Schöne" anstimmte, brachen sich die Emotionen Bahn. Und Divjak dankte allen, die ihn in der schwierigen Zeit seiner Inhaftierung unterstützen.

Am 3. März war Divjak aufgrund eines Haftbefehls aus Serbien in Wien-Schwechat festgenommen worden. Am Freitag entschied ein Gericht, ihn freizulassen. Die serbische Justiz wirft ihm vor, für einen Angriff auf einen Konvoi der jugoslawischen Armee in Sarajevo zu Beginn des Bosnienkriegs 1992 verantwortlich zu sein. Dabei war er es, der, wie Filmaufnahmen der BBC beweisen, in der damals hektischen und unübersichtlichen Situation "Nicht schießen!" gerufen hatte.

Der jetzt 74-jährige Jovan Divjak, selbst Serbe aus Belgrad, der seit Jahrzehnten in Sarajevo lebt, widerspricht allen Ideologien und oberflächlichen Analysen über Bosnien und Herzegowina. "Er hat dem Druck nationalistischer Mächte und Ideologien auch in den schwierigsten Zeiten Widerstand entgegensetzt", sagt Srdjan Dizdarevic, vormalig Vorsitzender des Helsinki-Komitees für Menschenrechte in Bosnien und Herzegowina.

Zwangsläufig zieht Divjak den Hass aller Nationalisten auf sich. Für die serbischen Extremisten in Bosnien ist er ein Verräter, der Muslime verteidigt hat. Die muslimische Nationalpartei hat ihm dagegen am Ende des Krieges 1994 entmachtet, ihm nach dem Krieg links liegen gelassen, weil er ein Serbe ist. Doch all dies hat ihn nicht zweifeln lassen. Deshalb sei Divjak jetzt der populärste Mensch in Sarajevo, hieß es in einem Radiokommentar.

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