FDLR im Kongo: Ruandische Hutu-Miliz vs. UNO

Nach dem Sieg gegen die M23-Rebellen tritt die UN-Eingreifbrigade im Ostkongo erneut in Aktion – gegen die berüchtigte FDLR-Miliz.

Da ist was im Busch, aber was? Südafrikanischer UN-Soldat in Pinga, umgeben von FDLR-Gebiet. Bild: reuters

KAMPALA taz | Die neue UN-Eingreiftruppe, die im November in der Demokratischen Republik Kongo die Rebellenarmee M23 (Bewegung des 23. März) besiegte, hat jetzt ein neues Ziel: die FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas). Das verkündet der oberste UN-General im Kongo, der Brasilianer Carlos Alberto dos Santos Cruz, ebenso wie der deutsche UN-Missionschef Martin Kobler.

Am Dienstag begannen UN-Eingreiftruppen, die Straße zwischen der ostkongolesischen Provinzhauptstadt Goma und der 150 Kilometer entfernten Kleinstadt Pinga zu „säubern“, um Nachschubwege zu sichern, damit in Pinga UN-Truppen stationiert werden können.

Seit Jahren tummeln sich auf dieser Landstraße unzählige Milizen, die Lastwagenfahrern Wegzoll abknöpfen. Eine davon ist die FDLR. Sie unterhielt dort bis jetzt Straßensperren und kontrollierte auch die Hügel rechts und links der Piste.

Eine Straße zu sichern, ist eine Sache – die FDLR zu zerschlagen wäre keine leichte Aufgabe für die 3.000 Mann starke UN-Eingreifbrigade FIB. Anders als früher und anders als zuletzt die M23 kontrollieren die geschätzt 1.200 FDLR-Kämpfer im Ostkongo kein zusammenhängendes Gebiet mehr, das umzingelt werden könnte. Im Gegenteil: Die FDLR besetzt kleine Flickenteppiche in unwegsamem Gelände.

Nach vielen Jahren Präsenz im ostkongolesischen Busch sind die ruandischen Hutu-Milizionäre mobil, kennen jeden Trampelpfad im Dschungel und bewegen sich mit ihren Kindern und Frauen. Sie tragen Uniformen der kongolesischen Armee, mit Kongos Flagge am Arm, und mischen sich auch unter lokale Milizen.

Hauptquartier im Gebirge

In der ostkongolesischen Provinz Nord-Kivu beherrscht die FDLR drei Gebiete. Kampftruppen unter General Omega sind im Nyanzale-Wald und im Virunga-Nationalpark stationiert, entlang der ehemaligen Front zur M23 weiter östlich. Dies ist das Gebiet, auf dem die UN-Truppen jetzt aktiv sind.

Das gut bewachte FDLR-Hauptquartier, in dem ihr Militärchef Silvestre Mudacumura wohnt, liegt abgelegen in hohen Bergen, wo die drei Bezirke Walikale, Masisi und Lubero aufeinandertreffen. Zusätzlich besetzt eine FDLR-Reservetruppe weiter westlich Goldminen im Regenwald von Walikale.

Um die Miliz zu zerschlagen, müssten die UN-Truppen die Militärführung töten oder zum Aufgeben zwingen. Die UN-Mission kennt die GPS-Koordinaten von FDLR-Militärchef Mudacumura. Sie könnte mit ihren neuen Aufklärungsdrohnen das Hauptquartier auskundschaften und mit Kampfhubschraubern zerstören.

Doch könnten die Kommandanten fliehen – wie schon öfter. Die FDLR, hervorgegangen aus der Armee, die 1994 in Ruanda den Völkermord an den Tutsi verübte und dann in den Kongo floh, verfügt über gute Kontakte in der UNO und Kongos Armee. Sie war bei vergangenen Militäroperationen stets vorgewarnt.

Bei der letzten Großoffensive gegen die FDLR, die 2009 Kongos und Ruandas Armeen gemeinsam führten, erließ die FDLR-Militärführung zudem einen Befehl an ihre Truppen, eine „humanitäre Katastrophe“ an der Zivilbevölkerung zu verursachen.

Unter anderem deswegen wurde im gleichen Jahr der in Deutschland lebende FDLR-Präsident Ignace Murwanashyaka verhaftet und dann vor Gericht gestellt.

Ähnliche Drohungen spricht die FDLR jetzt wieder aus. Übergangspräsident Victor Byiringiro, alias Gaston Iyamuremye oder Rumuli, warnt in einer neuen Erklärung, Angriffe auf die FDLR würden „zerstörerische Folgen“ haben und „die ruandischen Völker zwingen, ihre diversen Konflikte ein für alle mal zu lösen“ – blumige Worte, die indirekt mit Völkermord drohen.

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